Tastaturen von anno dazumal: Wenn unsere Vorfahren aus dem späten 19. Jahrhundert eine Zeitreise in die Gegenwart unternommen hätten, würden sie sich wohl ob unserer fortschrittlichen Technologie die Augen reiben. Unsere Tastaturen jedoch würden selbst unsere Ururururgroßeltern wieder erkennen. Denn in Aussehen und Funktion hat sich daran seit den ersten Entwurfskizzen aus der viktorianischen Zeit nichts geändert.
Das soll natürlich nicht heißen, dass sich seitdem keine klugen Köpfe Gedanken über eine Weiterentwicklung der Tastaturen gemacht hätten. Bloß sind die meisten ihrer Ideen nie umgesetzt worden. Wir präsentieren Ihnen eine Galerie aus 21 Tastatur-Modellen, die es nie weiter als bis zur Reißbrettzeichnung geschafft haben, die bei Markteintritt vollkommen gefloppt sind oder die es höchstens unter Geeks zu ein wenig Ruhm gebracht haben.
Bevor wir mit den Prototypen loslegen, hier noch 15 verrückte Tastaturen, die es tatsächlich zu kaufen gibt/gab. Auf der nächsten Seite präsentieren wir noch ein paar schräge Mäuse:
Die seltsamsten Mäuse
Die Geburt von QWERTZ
Als der Schreibmaschinen-Pionier Christopher Sholes 1875 begann, das Alphabet auf seiner Tastatur in QWERTZ-Reihenfolge anzuordnen, wollte er damit nicht die Tippgeschwindigkeit erhöhen. Im Gegenteil, wäre das fatal gewesen. Denn frühe Schreibmaschinen verhakten sich beispielsweise, wenn man die Tasten zu schnell anschlug. Und die QWERTZ-Anordnung schien die Tipper auszubremsen und diesen Fehler weitestgehend zu vermeiden. Der einzige Grund, warum uns die QWERTZ-Anordnung heute nicht mehr seltsam vorkommt, ist wohl seine Allgegenwärtigkeit.
Anders als Christopher Sholes knapp 60 Jahre zuvor, wollte August Dvorak 1932 die Buchstaben auf seiner Tastatur so anordnen, dass das Tippen leichter fiel und schneller von der Hand ging. Dvorak schaffte es zwar nicht, die QWERTZ-Anordnung abzulösen, doch seit mehr als 70 Jahren gilt seine Idee als Kult; und viele kluge Köpfe schwören noch immer darauf. Dvorak setzt bei seinem System aber weitestgehend auf Rechtshänder. Linkshänder dürften mit der eigenwilligen Anordnung ihre Probleme haben.
Die QWERTZ-Alternative
Der Grund, warum dieses Tastatur-Layout anno 1987 so sehr gefloppt ist, ist wohl, dass es niemand verstanden hat. Dabei sollte das Keyboard eigentlich Tipp-Anfängern dabei helfen, die Anordnung der Buchstaben schneller zu verinnerlichen. Dazu dienen leicht herausstehende, verschieden farbige Symbole auf den Tasten. So steht ein rundes Auge beispielsweise für ein G, während ein schlitzförmiges Auge für den Buchstaben B steht. Warum? Keine Ahnung. Endgültig für Verwirrung sorgen außerdem kleine, alphanumerische Zeichen auf den Tasten – sie lassen den Anwender zwischen QWERTZ-Layout und ABC-Layout wechseln. Dann steht das runde Auge auf einmal niht mehr für ein G, sondern für ein E. Alles klar?
Eine weitere, atemberaubend andersartige Idee kam schon ein Jahr später – 1988. Oder besser gesagt waren es gleich drei. Die vorgestellte Erfindung umfasste ein einzigartiges Maus-Design; dazu den Vorschlag statt eines Nagers gleich zwei zu benutzen; und anstatt einer Tastatur sollten einfach in die zwei Mäuse eingelassene Tasten benutzt werden. Die Beschreibung dieser Erfindung fürs Patentamt beinhaltet dabei die Worte “verbessert”, “einfach” und “intuitiv”.
Maus- und Tastatur-Kombinationen
Aus irgendeinem Grund dachte 1989 ein Erfinder, es wäre ergonomisch, eine flügelartige Tastatur direkt vor den Bildschirm zu platzieren und diese auch noch in der Senkrechten verschieben zu können. Da war er aber wohl der Einzige. Insbesondere die Strg-Alt-Entfernen-Tastenkombination, die an der linken Seite ein Peace-Zeichen formt, ist wohl eher Geschmackssache.
Im gleichen Jahr wurde ein Gerät patentiert, das auf den ersten Blick aussieht wie ein Game-Controller. In Wirklichkeit ist es jedoch eine alphanumerische Tastatur, die in einer Hand gehalten und mit dem Daumen und den anderen vier Fingern bedient wird. Mit verschiedenen Modi wird sicher gestellt, dass das volle Buchstaben- und Zeichen-Spektrum vorhanden ist. Dabei befindet sich im Innern der ungewöhnlichen Tastatur auch noch ein Gyroskop, ähnlich der Technologie, die derzeit in Nintendos Wii-Fernbedienung verbaut ist, das die Position der Tastatur im Raum erkennt. Damit fungiert das Gerät gleichzeitig auch als Maus. Anders als die meisten anderen hier aufgeführten Modelle, hat es diese Tastatur tatsächlich in den Handel geschafft – unter dem Namen Handkey Twiddler. Momentan wird an einer modernen USB-Version gearbeitet.
Ergonomie pur
Viele moderne Tastaturen haben eine konvexe Form, die sie besonders ergonomisch machen soll. Dieses Modell aus dem Jahre 1990 ist aber nicht einfach nur konvex – es hat die Form eines menschlichen Schoßes. An der Unterseite befinden sich zwei Aussparungen für die Oberschenkel, auf denen das Gerät während seiner Benutzung ruhen soll. Eine tolle Idee für Laptops! Warum die Tastatur allerdings mit gleich zwei Leertasten aufwartet, ist bis heute unklar.
Soweit man es bislang beurteilen kann, hat es wohl noch nie eine so irrsinnige Idee gegeben, wie diese Tastatur aus dem Jahr 1990. Die Funktionsweise: Zwei Tastaturteile werden durch ein größenverstellbares Band in der Mitte zusammengehalten. Sie sollen so an den Seiten eines Röhrenmonitors platziert werden und ergonomisches Tippen ermöglichen. Damit sieht Tippen dann eher so aus, als würden Sie Ihren Monitor umarmen – oder ihm gleich an die Gurgel gehen. Klasse.
Der umgebaute Handtrockner
Tastaturen haben ja oft die bizarrsten Formen. Diese hier erinnert eher an einen elektrischen Handtrockner, wie man ihn von öffentlichen Toiletten kennt. Nur, dass ein separates Gerät pro Hand vorhanden ist. Dabei befindet sich ein Teil der Tasten unter der linken Haube, der andere Teil im rechten. Die beiden Tastatur-Kuppeln sind mit einem Strang in der Mitte verbunden, sodass das Gerät auf dem Schoß des Anwenders platziert wird. Der Zweck: Durch die relativ entspannte Haltung beim Tippen wollte man bekannten Schreibtischleiden vorbeugen. Dumm nur, dass man die Tastenbelegung nur sehr schwer verinnerlichen kann, wenn man seine Hände beim Tippen nie sieht.
Noch eine Alternative zu QWERTZ von 1992, die sich nicht durchgesetzt hat: TREWQ – oder auch YUIOP. Denn diese Tastatur wurde gemacht, um mit einer Hand bedient zu werden und belegt deswegen die meisten tasten gleich mit zwei Buchstaben. Der Erfinder, Edgar Matias, hat inzwischen eine eigene Firma gegründet, die Tastaturen auf Basis dieses Modells verkauft.
Probier's mal mit Gemütlichkeit
Offenbar legte man in den 90er Jahren viel Wert auf Gemütlichkeit beim Tippen. Denn diese Tastatur ist tatsächlich zweigeteilt und in die Armlehnen eines bequemen Sessels eingelassen. Allerdings an der Armlehnenfront, sodass man die Tasten nicht sehen kann, wenn man einmalPlatz genommen hat. Der kleine Hebel an der rechten Armlehne scheint eine Art Joystick zu sein, der die Maus ersetzt. Wer aber nicht zu 100 Prozent mit der Anordnung der Buchstaben auf der Tastatur vertraut ist, tippt leider blind.
Noch ein Gerät, was komfortabel sein soll, aber noch nichtmal auf den Patentbildern so aussieht. Diese Tastatur von 1993 sieht aus wie eine Pyramide, ihre Tasten sind sowohl seitlich, als auch an der Front angebracht. Genau genommen sieht das Patent-Bild eher nach einem Kultgegenstand aus, der einen durch Handauflegen vor bösen Geistern beschützt. Vielleicht wäre es mit dieser Beschreibung weniger gefloppt.
Hoch und tief, hart und weich
Nein, die Tastatur in diesem Bild wurde nicht Opfer eines wütenden Anwenders – sie sieht auch in heilem Zustand so aus. Die Idee: Man befestigt die einzelnen Tasten auf ausziehbaren Strängen, die dann je nach persönlichem Gusto auf bestimmte Höhen eingestellt werden können. Ein Tastatur-Gebirge, sozusagen. Wahrscheinlich hat es sich nur deswegen nicht durchgesetzt, weil es Mutti beim Zimmer aufräumen versehentlich dem Elektroschrott zugeordnet hat. Es sei ihr nicht zu verdenken.
Es gibt doch nichts schöneres, als nach einem langen, harten Tag abends seinen Kopf auf das weiche Kissen im Bett sinken zu lassen. Und warum sollte dieses entspannende Gefühl den armen, geschundenen Finger vorenthalten werden, die tagein tagaus auf harte Plastik-Tasten hämmern müssen? Zu diesem Zweck liegen bei dieser Tastatur kleine Kissen auf der Oberseite der Tasten. Und die Leertaste wartet sogar mit einem extra großen Kissen, auf dem sich die Handballen ausruhen können. Na dann, entspanntes Tippen!
Alles wird kleiner
Auf den ersten Blick scheint es, als hätte diese Tastatur ein seltsames QWERTUI-Layout und es fehlten ihr deswegen sechs Buchstaben. Doch dieses Keyboard ist ausklappbar – und beim Ausfahren der anderen Tastatur-Teile finden sich schnell auch das Numpad und die vermissten Buchstaben. Das Gerät wurde ursprünglich für die Verwendung in Subnotebooks entwickelt, wo es entweder in verkleinertem, oder ausgefahrenem Zustand hätte benutzt werden können. Vielleicht kann sich die Idee gerade jetzt, in Zeiten von Netbooks durchsetzen? Okay, wahrscheinlich nicht.
1998 wurde ein Gerät patentiert, das stark an die Tastatur des modernen BlackBerry erinnert. Tatsächlich handelt es sich dabei um eine frühe Tastatur-Form der Reihe zu Zeiten, als das BlackBerry noch ein Pager war. Noch heute werden Nachfolger dieser Tastatur in aktuellen Smartphones aller Anbieter verbaut – mit Ausnahme von Apple. Damals noch als merkwürdiges Konzept abgestempelt, ist das Design heute eines der erfolgreichsten in der Mobil-Branche.
Futuristische Seltsamkeiten
Die meisten Alternativen Layouts zu QWERTZ sehen so aus, als wären die Buchstaben einfach wahllos angeordnet worden, um uns zu verwirren. Dieses hier ist jedoch von vorn bis hinten geradlinig. Denn es beginnt mit einem A und hört mit einem Z auf. In der Mitte befinden sich zudem vier Interpunktionszeichen. Warum unter denen zwar ein Semikolon, nicht aber ein normaler Doppelpunkt vorhanden ist? Gute Frage...
Schon in den 90er Jahren dachte man, schon bald würde die Menschheit eines Großteil ihres Alltags in virtuellen Welten verbringen. Ganz klischéehaft mit speziellen Brillen und Handschuhen mit allerhand Kabeln, die aus ihnen herausragen. So sollte man einfach so tun, als ob man auf eine Tastatur hämmere, während man die Tippbewegung einfach in der Luft ausführt. Beeindruckend. Einfallsreich. Und einfach hoffnungslos albern.
Science-Fiction heute
Manchmal wird Science-Fiction aber eben doch beeindruckende Realität – schafft es jedoch nicht, die Welt damit grundlegend zu verändern. Die Technologie von Canesta projiziert vollständig bedienbare Tastaturen auf glatte Oberflächen, wie zum Beispiel Schreibtische. Diese Technik funktionierte so gut, dass die Firma sie sogar auf Messen vorstellte. Und trotzdem hat bis jetzt kein marktreifes Gerät davon Gebrauch gemacht. Dabei wäre das bestimmt eine nette Smartphone-Erweiterung.
Diese Tastatur sollte in Mobilgeräten verbaut werden. Doch was sie an Kompaktheit zu bieten hat, büßt sie an Verständlichkeit wieder ein. Die Tasten sind nicht im mittlerweile allseits bekannten QWERTZ-Layout angeordnet, sondern irgendwie durcheinander gewürfelt. Mit der linken Hand sollte auf dem größeren, linken Bereich der Tastatur getippt werden, während die rechte Hand die ausfahrbaren rechten Tasten bediente. Der Misserfolg lag bestimmt nur daran, dass die rechten Tasten nicht aufrecht stehen, sondern faul auf der Seite liegen.
Jetzt wenigstens noch ein Patent, das den Sprung vom Reißbrett auf den Markt geschafft hat: Prodikeys, aus dem Jahr 2001. Das Gerät ist nicht nur eine PC-Tastatur ist, sondern gleichzeitig auch ein elektrisches Keyboard. Naja, zumindest hat es einige Tasten, die Musik machen. Arbeit mit Spaß vereinen – kein gänzlich geflopptes Konzept.
Dieser Artikel stammt von Harry McCracken von der PC World. Übersetzt von PC-Welt.