Fehlprognosen

Die spektakulärsten Irrtümer der IT-Geschichte

11.09.2014 von Hans-Christian Dirscherl und Kevin Fogarty
Staubsauger laufen mit Atom-Antrieb, fünf Computer reichen für die ganze Welt, ein totgesagter Gigant, der sich bester Gesundheit erfreut und der Untergang des Internets – wir stellen Ihnen die kuriosesten und spektakulärsten falschen Prophezeiungen der Technikgeschichte vor.
Foto: Tanja Jäckel - Fotolia.com

"Das Internet wird wie eine spektakuläre Supernova im Jahr 1996 in einem katastrophalen Kollaps untergehen". Diese ganz offensichtlich falsche Vorhersage stammt ausgerechnet von Robert Metcalfe, dem Gründer von 3Com und Erfinder der Ethernet-Verbindung, die heute der Standard für kabelbasierte Netzwerke ist.

"Ich denke, dass es weltweit einen Markt für vielleicht fünf Computer gibt". Das prognostizierte Thomas Watson, Chairman von IBM, im Kriegsjahr 1943. Und dann war es ausgerechnet IBM, das dem PC, wie wir ihn heute kennen, zum Durchbruch verhalf und ihn zum Massenprodukt machte.

"Dieses Telefon hat zu viele Schwächen, als dass man es ernsthaft für die Kommunikation in Erwägung ziehen kann". Internes Memo von Western Union aus dem Jahr 1876. Heute sind Telefone in Form von Smartphones dabei PCs überflüssig zu machen.

"Noch hat ein Rechner wie der ENIAC 18,000 Vakuum-Röhren und wiegt 30 Tonnen. Doch die Computer der Zukunft werden nur noch 1.000 Vakuum-Röhren besitzen und vielleicht nur noch 1,5 Tonnen wiegen". Diese verlockende Prophezeiung machte Popular Mechanics im März 1949. Mit diesem vorhergesagten Gewicht wären Notebooks nur schwerlich ein Erfolg geworden. Doch es kam bekanntlich anders.

Apple iPod
Online-Medien meldeten im Juli 2007, dass der iPod Blitzschläge anzieht. Die Geschichte bezog sich auf Vorfälle, bei denen Menschen vom Blitz getroffen wurden, während sie iPods trugen. Entgegen urbanen Legenden ziehen elektronische Geräte wie der iPod den Blitz nicht an. Doch wenn der Blitz einen Menschen erreicht, kann er für besonders schwere Verletzungen sorgen.
PC
Dieses Foto soll 1954 in der Ausgabe einer US-Fachzeitschrift für Mechanik erschienen sein. So stellten sich Wissenschaftler vor über 50 Jahren vor, würde ein Heim-PC im Jahre 2004 aussehen. An diesem Bild wurde öfter frisiert als an der Nase von Michael Jackson.
Microsoft iLoo
Im Mai 2003 kam folgende Nachricht in die Medien: Microsofts tragbare Toilette iLoo mit drahtlosem Keyboard und Plasmabildschirm steht kurz vor der Vollendung. Es stellte sich heraus, dass es sich um einen PR-Gag handelte, der von britischen Microsoft-Büros ausging.
Playstation 2
Bis heute ist die Playstation 2 die meistverkaufte Spielkonsole der Welt. Sie war der Konkurrenz derart überlegen, dass es sogar Gerüchte gab, Saddam Hussein habe PS2-Konsolen eingekauft, um mit ihren Chips Raketen zu steuern.
Thomas Watson
1943 soll der IBM-Patriarch Thomas Watson bemerkt haben: "Ich glaube, es gibt einen Weltmarkt für wahrscheinlich fünf Computer". Dennoch war niemand in der Lage, das berüchtigte Zitat mit Watson eindeutig in Verbindung zu bringen. Es steht für das größte Fehlzitat in der IT-Geschichte.
Bildschirmschoner "Budweiser Frösche"
Bereits seit 1997 existieren per E-Mail kursierende Warnungen vor einem angeblichen Virus in dem Bildschirmschoner "Budweiser Frösche". Es stellte sich jedoch heraus, dass dort nie Viren enthalten waren. Grundsätzlich ist beim Download von Bildschirmschonern immer Vorsicht geboten.
Das Jahr 2000
Die mediale Hysterie zum Jahrtausendwechsel war intensiv: Das befürchtete und angekündigte Ende der Computernetzwerk-Zivilisation entpuppte sich als größte Ente in der Geschichte.
Nicholas Carr
Als Nicholas Carr 2003 sein Buch ("Does it matter?") herausbrachte, betrat er vermintes Gelände. Während die Bekanntheit des Autors stieg, war es in der IT-Branche heftig umstritten. Es löste jahrelange Diskussionen aus - bis heute.
Bruce Schneier
Kryptographie-Experte Bruce Schneier veröffentlichte 1994 für Programmierer das Buch "Angewandte Kryptographie", die Techniken von verschlüsselten und entschlüsselten Nachrichten zeigen sollte. Er behauptete, dass jeder PC-Besitzer diese Techniken lernen könne. Später ruderte Schneier zurück: Das Problem seien die Computer und die Menschen, die sie benutzen.
Hasso Plattner Larry Ellison
Zu einer legendären Begegnung der beiden Erzrivalen - SAP-Chef Hasso Plattner und Oracle-Boss Larry Ellison - kam es 1996 bei einem Segelrennen: Als Hasso Plattners Yacht Mastbruch erlitten hatte mit mehreren verletzten Crew-Mitgliedern an Bord, hat Ellisons Boot das Wrack umkreist und gefilmt - statt zu helfen. Plattner soll dermaßen erbost darüber gewesen sein, dass er seinem Konkurrenten den nackten Hintern zeigte.

"Es gibt keinen Grund, warum jeder einen Computer zu Hause haben sollte" behauptete Ken Olsen, Gründer von Digital Equipment Corp. im Jahr 1977. Naja, so ganz Unrecht hat Olsen ja nicht einmal, mitunter reicht ja auch ein Tablet.

"In fünf Jahren wird das Tablet in den USA die beliebteste Form eines PCs sein". Der Satz klingt gar nicht mal so falsch, er könnte durchaus bald Realität werden. Wenn, ja, wenn ihn nicht Bill Gates im Jahr 2002 gesagt hätte. Damals versuchte Microsoft seine Vorstellung von einem Tablet-PC mit Stiftbedienung durchzusetzen. Und scheiterte kläglich - das Windows-Tablet-PC war schwerfällig zu bedienen und absolut unsexy. Wie man es richtig macht, zeigten 2010 Steve Jobs und Apple mit dem intuitiven iPad. Es reicht eben nicht, eine gute Idee zu haben, man muss sie auch gut umsetzen.

"Das Abonnement-Modell für den Kauf von Musik ist gescheitert" meinte Steve Jobs am dritten Dezember 2003. Nun ja, auch der iTunes Store brauchte einige Jahre, bis er richtig boomte.

"In zwei Jahren wird das Spam-Problem gelöst sein" versprach Bill Gates im Jahr 2004. Wie viele Spammails haben Sie heute erhalten? Derzeit macht Spam zirka 90 Prozent des weltweiten Mailverkehrs aus.

Das denkt Bill Gates über Intel

"Dieses Kartell-Ding wird sich in Wohlgefallen auflösen" sagte Bill Gates gegenüber Intel-Verantwortlichen im Jahr 1995. 1991 begann die Federal Trade Commission der USA mit der Untersuchung darüber, ob Microsoft seine marktbeherrschende Stellung gegenüber anderen Betriebssystemen ausnützen würde. 2002 kam es zu einemfür Microsoft negativen Urteil. Und 2008 gerieten Microsoft und US-Behörden erneut aneinander.

"Apple ist bereits tot" meinte Nathan Myhrvold, ehemaliger Microsoft CTO im Jahr 1997. Für einen Toten schlägt sich Apple aber durchaus wacker, alle lebenden Unternehmen können nur davon träumen, die wertvollste Firma der Welt zu sein. Zumal der Zombie Apple für sich in Anspruch nehmen kann, zwei Märkte überhaupt erst erfunden zu haben: Den für Smartphones und den für Tablets.

"Es gibt praktisch keine Möglichkeit, um Kommunikationssatelliten im Weltall zu verwenden, um besser Telefon-, Telegraph-, Fernseh- und Radiodienste in den USA zu ermöglichen". Das sagte T. Craven, FCC Commissioner im 1961. Obwohl die UdSSR 1957 einen Satelliten ins All geschossen hat.

"Staubsauger, die durch Kernkraft angetrieben werden, sind vermutlich in zehn Jahren Realität". Diese gruselige Vorhersage stammt von Alex Lewyt, dem Präsidenten von Lewyt Corp Vacuum Company. Jede Hausfrau und jeder Hausmann saugt also mit dem eigenen Atomkraftwerk in den eigenen vier Wänden, aha. Wobei: Einen kleinen Fortschritt gibt es bei Staubsaugern in der Tat - die Staubsaugroboter nämlich.

Übrigens: Das unvermeidliche "Niemand braucht mehr als 640kB RAM in seinem PC" haben wir bewusst nicht in die obige Liste aufgenommen. Erstens ist Bill Gates als gescheitertes Orakel ohnehin oft genug vertreten. Und zweitens stammt diese Aussage vermutlich gar nicht von ihm. (PC WELT)