Billionen im Ausland

Die Steuertricks der US-Konzerne

13.10.2015
US-Unternehmen wie Apple, Microsoft, GE oder Pfizer bunkern Billionen Dollar im Ausland, viele von ihnen nutzen Steueroasen. Dem Fiskus entgehen dadurch Milliarden. Das ist nicht nur dem US-Finanzminister ein Dorn im Auge.

Apple tut es, General Electric auch, Microsoft oder Pfizer machen es ebenso: Um ihre Steuerlast zu drücken, horten US-Unternehmen enorme Summen im Ausland. Die 500 größten Konzerne bunkerten einer Studie nach zuletzt 2,1 Billionen Dollar (1,8 Billionen Euro) außerhalb der eigenen Landesgrenzen. Zum Vergleich: Das ist ungefähr soviel, wie der Wert des Bruttoinlandsprodukts, das die drittgrößte Euro-Volkswirtschaft Italien 2014 erbrachte. Eine Nation mit 60 Millionen Einwohnern arbeitete also ein Jahr lang, um diesen Betrag zu erwirtschaften.

Alleine Apple sitzt außerhalb der Vereinigten Staaten auf 181,1 Milliarden Dollar, so das Ergebnis einer Studie der Nichtregierungsorganisationen Center for Tax Justice und US Public Interest Research Group Education Fund. Damit ist der iPhone-Riese unangefochtene Nummer Eins, was das Geldhorten der US-Konzerne im Ausland angeht. Apple müsste für diese Summe in den USA 59,2 Milliarden Dollar an Steuern zahlen, heißt es in der Analyse. Auch Microsoft und der Siemens-Rivale GE halten dreistellige Milliardenbeträge im Ausland.

Den Nichtregierungsorganisationen ist das ein Dorn im Auge: "Wenn Unternehmen ihre Steuern umgehen, zahlt am Ende die Öffentlichkeit", sagt Michelle Surka vom US Public Interest Research Group Education Fund. Die Konzerne zahlten im Ausland im Schnitt sechs Prozent Unternehmenssteuern, in den USA wären es 35 Prozent. Deshalb entgingen dem Fiskus 620 Milliarden Dollar. 72 Prozent der im US-Aktienindex Fortune 500 notierten Konzerne betrieben zudem Tochtergesellschaften in Steueroasen wie Bermuda oder den Caymans.

... Microsoft horten dreistellige Milliarden-Dollar-Beträge im Ausland.
Foto: Microsoft Corporation

"Die multinationalen US-Konzerne nutzen die Vorzüge unserer Straßen, sie profitieren von unserem Ausbildungssystem und Binnenmarkt, und erfreuen sich an der Sicherheit, die wir haben - aber letztlich geht das auf Kosten unserer Steuerzahler", so Surka. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF), die Weltbank sowie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und die 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) sehen die Entwicklung, die bei weitem nicht nur US-Unternehmen betrifft, mit wachsendem Argwohn.

Bei der Jahrestagung von IWF und Weltbank einigten sich die G20-Finanzminister in der vergangenen Woche auf einen auf Empfehlungen der OECD basierenden 15-Punkte-Plan, mit dem Steuerschlupflöcher geschlossen werden sollen. "Jetzt heißen die nächsten Schritte: Umsetzung, Umsetzung, Umsetzung", forderte OECD-Chef José Ángel Gurría am Freitag bei dem Treffen der Finanzelite in Perus Hauptstadt Lima. In den USA sind die Steuervermeidungsstrategien ohnehin ein brisantes Politikum.

So ist es unter US-Konzernen schon lange ein beliebtes Mittel der "Steueroptimierung", den Sitz ins Ausland zu verlegen, um dem Fiskus zu entkommen. Bei vielen Übernahmeplänen spielte dieses Kalkül in den vergangenen Jahren eine Rolle. Präsident Barack Obama gefällt das ganz und gar nicht und seine Regierung hat bereits Maßnahmen ergriffen, um den Firmen das Spiel zu verderben. Doch in den USA sind die im internationalen Vergleich hohen Unternehmenssteuern ebenso umstritten, wie die Vermeidungstaktiken der Konzerne, deshalb ist die Debatte verfahren.

Selbst der für seinen Patriotismus bekannte Großinvestor Warren Buffett fackelt nicht lange, wenn es darum geht, im Ausland Steuern zu sparen. Der Multimilliardär, der sich öffentlich für höhere Besteuerung von Superreichen wie sich selbst ausspricht und das Label "Made in USA" hochhält, werkelte 2014 unter anderem an einer steuersparenden Übernahme des Fast-Food-Riesen Burger King mit. Die Nichtregierungsorganisationen fordern in ihrer Studie entschiedenes Handeln vom US-Kongress, um für Fairness im Steuersystem zu sorgen. (dpa/tc)