Die führenden deutschen Management-Beratungen profitieren von der digitalen Transformation. Im vergangenen Jahr erzielten sie zusammengenommen gut elf Prozent mehr Umsatz als 2015. Damit setzen sie ihren Aufwärtstrend fort, wie die Consultants von Lünendonk aus Mindelheim (bei Augsburg) in ihrer aktuellen Liste dokumentieren. Laut dem Ranking "Die Top 10 der deutschen Management-Beratungen" erwirtschafteten die Berater 2016 im In- und Ausland insgesamt mehr als 1,8 Milliarden Euro.
Im Vergleich zu 2015 weist die aktuelle Liste wenig Änderungen aus. Spitzenreiter bleibt Roland Berger mit - wie im Vorjahr - mehr als 500 Millionen Euro Erlös. Diese Summe ist ein Schätzwert, wie Lünendonk betont. Auch die Ränge zwei bis fünf sind unverändert: Simon Kucher (240 Millionen Euro nach 208 Millionen in 2015) liegt vor Zeb.rolfes.Schierenbeck (190 Millionen Euro nach 180 Millionen) und der Horvath AG (152 Millionen Euro nach 132 Millionen) sowie der KPS AG (145 Millionen Euro Umsatz nach 123 Millionen Euro).
Die Plätze sechs bis neun auf der Liste sind in Bewegung geraten. Auf dem sechsten rangiert nun Q_Perior mit 131 Millionen Euro Umsatz. Im Vorjahr lag das Unternehmen mit 104 Millionen Euro noch auf Rang acht. Einen Platz nach unten gerutscht und damit jetzt auf Platz sieben ist D-fine mit 126 Millionen Euro (2015: 115 Millionen).
Nur Kienbaum verliert Umsatz
Einen Platz aufwärts und damit aktuell auf Rang acht ging es für Porsche Consulting mit 117 Millionen Euro Umsatz (2015: 104 Millionen). Der jetzige Neuntplatzierte, Kienbaum Consultants mit einem Umsatz von 108 Millionen Euro, lag 2015 mit 110 Millionen noch zwei Plätze höher. Goetzpartners (101 Millionen Euro Umsatz nach 90 Millionen 2015) schließt die Liste wie im Vorjahr ab.
Damit ist Kienbaum Consultants die einzige Management-Beratung, die laut Lünendonk-Liste nicht vom Wachstumstrend profitieren konnte. Das gilt auch im Hinblick auf die Mitarbeiter. Während alle anderen Beraterfirmen ihren Stab 2016 vergrößert haben, baute Kienbaum Personal ab.
Mitarbeiter dringend gesucht
Stichwort Mitarbeiter: Wie im Vorjahr identifiziert Lünendonk dieses Thema als kritisch. Neben den Top Ten hat Lünendonk 63 weitere Beraterfirmen befragt. Rund neun von zehn Befragten bezeichnen das Gewinnen qualifizierter Mitarbeiter als "sehr große Herausforderung". Studienautor Jonas Lünendonk führt das so aus: "Die Gespräche mit den Beratungen zeigen, dass besonders Beraterinnen und Berater mit mehrjähriger Berufs- und Branchenerfahrung gesucht werden, die sofort Verantwortung in einem Kundenprojekt übernehmen können."
Beratungsbedarf bei Service-, Produkt- und Prozessinnovationen
Diese Kundenprojekte drehen sich nach Beobachtung von Lünendonk um den digitalen Wandel. Das zeigt sich in Punkten wie Service-, Produkt- und Prozessinnovationen. Die Berater sollen Firmen darin unterstützen, schneller und agiler auf den Markt zu reagieren. Die Kunden sprechen von steigender Komplexität und davon, dass sich ihr Geschäft immer kurzfristiger gestalte. Lünendonk erwartet, dass der Bedarf an Beratung auch 2017 und 2018 hoch bleiben wird.
Blick auf die internationalen Management-Beratungen
Über die lokalen Platzhirsche hinaus hat sich Lünendonk auch die internationalen Management-Beratungen angesehen, die auf dem deutschen Markt operieren. Allerdings listen die Mindelheimer sie nicht nach Umsatzstärke auf, weil dazu teilweise keine Zahlen vorliegen oder die Erlöse zu schwer vergleichbar sind. Lünendonk bleibt daher bei einer alphabetischen Reihenfolge von insgesamt 18 Firmen von A.T. Kearney bis Willis Towers Watson. Nach Schätzungen der Mindelheimer erwirtschafteten die meisten im vergangenen Jahr höhere Ergebnisse als 2015.
Rückblick auf die Lünendonk-Liste Management-Beratungen 2016
Schon im Vorjahr fiel die Kommentierung durch Lünendonk - bis auf die Mitarbeiterproblematik - positiv aus. Die Mindelheimer hatten den deutschen Management-Beratungen ein "überaus positives Geschäftsjahr" bescheinigt. Die Top Ten-Liste "Führende deutsche Managementberatungs-Unternehmen in Deutschland" für 2016 belegt das mit Zahlen. Demnach haben die zehn größten Firmen 2015 im In- und Ausland zusammen rund 1,7 Milliarden Euro erwirtschaftet. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einem Plus von 9,4 Prozent. Bereits 2014 hatten die Top Ten ein Wachstum von 9,2 Prozent erzielt.
Lünendonk erstellt zwei solcher Listen. Die erste bezieht sich ausschließlich auf Consulting-Unternehmen, bei denen Gründungsgeschichte und Kapitalmehrheit in Deutschland liegen. Die andere Tabelle listet multinationale Firmen mit Hauptsitz und Kapitalmehrheit im Ausland auf, die mindestens 50 Millionen Euro mit Beratungsleistungen in Deutschland umsetzen. Diese führt Lünendonk alphabetisch auf.
Roland Berger steht laut Lünendonk 2016 an der Spitze der deutschen Managementberatungen.Bei den deutschen Firmen zeigt sich wenig Änderung. Nach wie vor liegt Roland Berger (München) mit einem Gesamtumsatz von 560 Millionen Euro vorn. Der Branchenprimus sichert sich eine Alleinstellung: Simon Kucher & Partners (Bonn) folgt mit 208 Millionen auf Platz zwei vor Zeb.rolfes.schierenbeck.associates (Münster) mit 180 Millionen auf Platz drei. Diese beiden Beratungen haben die Plätze getauscht.
Internationale Managementberatungen, die auch in Deutschland aktiv sind, listet Lünendonk alphabetisch auf.Die Stuttgarter Horvath AG (132 Millionen Euro) und die Münchener KPS AG (123 Millionen) sowie D-fine AG aus Frankfurt/M. (115 Millionen) und Kienbaum Consultants aus Gummersbach (110 Millionen) bilden das Mittelfeld. Abgeschlossen werden die Top Ten mit der Münchener Q-Perior AG (104 Millionen Euro), Porsche Consulting aus Bietigheim-Bissingen (104 Millionen) und Goetzpartners, ebenfalls aus München (90 Millionen Euro).Sieben der zehn Genannten haben im vergangenen Jahr zugelegt. Simon Kucher und D-fine sogar um mehr als ein Fünftel. Insgesamt erwarten sie auch für das laufende Jahr nochmals ein leichtes Wachstum.
Nach eigener Darstellung profitieren die Beratungen von einer wirtschaftlich guten Gesamtlage und insbesondere von den Auswirkungen der Digitalisierung. Gegenüber Lünendonk nannten sie Stichworte wie Big Data, Business Analytics und Industrie 4.0. Offenbar empfinden sich ihre Kunden in einer "zunehmend kurzfristigeren und wenig planbaren Welt". In dieser brauchten sie den Consultant als Lotsen.
Genug davon an Bord zu bekommen, gestaltet sich schwierig. Vier von fünf befragten Unternehmen "sehen eine sehr große Herausforderung darin, geeignete Mitarbeiter zu gewinnen", erklärt Geschäftsführer Jonas Lünendonk. Dabei würden sie ihre Belegschaft gerne um rund 20 Prozent aufstocken. Gelungen ist das beispielsweise Simon Kucher, die Firma ist 2015 von 720 auf 820 Mitarbeiter gewachsen, auch bei D-fine arbeiten nun 610 statt 530 Kollegen. Branchenprimus Roland Berger dagegen hat im vergangenen Jahr 100 Mitarbeiter verloren.
"Die Hochschulen bilden einfach zu wenig aus"
Mit Blick auf die Branche insgesamt kommentiert Jonas Lünendonk: "Wenn man die Zahlen aus dem letzten Jahr vergleicht, dann fällt auf, dass die Beratungen im Durchschnitt bei den Mitarbeitern zwischen vier und fünf Prozent gewachsen sind. In der Regel liegt die Fluktuation zwischen elf und 18 Prozent, das heißt, dass diese bereits ausgeglichen wurden. In Summe haben die Beratungen damit ihre Belegschaft um zehn bis 15 Prozent erhöht."
Allerdings würden die Unternehmen die Zahl der geplanten Neueinstellungen "nicht immer erreichen", so Lünendonk weiter. Dafür sei der Wettbewerb um die besten Köpfen "zu hart". Managementberatungen suchen seiner Beobachtung nach vor allem Wirtschaftsinformatiker. Programmierer und Systemintegrierer seien weniger gefragt. Lünendonk: "Grundsätzlich ist es für alle Beteiligten, Kundenunternehmen und Beratungen sehr schwer, ausreichend Fachkräfte zu finden. Die Hochschulen bilden einfach zu wenig aus."