Das Auslandsgeschäft hat die mittelständischen Softwarehäuser mit Sitz in der Bundesrepublik im vergangenen Jahr halbwegs über Wasser gehalten. Die zehn führenden Mittelständler steigerten nach Angaben der Marktforscher von Lünendonk von 2008 auf 2009 ihren Umsatz um durchschnittlich 0,5 Prozent.
Lediglich die Hälfte dieser Unternehmen verzeichnete vergangenes Jahr überhaupt ein Wachstum. Die Inlandsumsätze sanken im Durchschnitt um 1,2 Prozent. 2009 wäre also ein wirklich maues Jahr gewesen, wenn der Export diesen Einbruch nicht aufgefangen hätte. Die ausländischen Kunden kauften nämlich um durchschnittlich 3,5 Prozent mehr als im Vorjahr bei den Top-Ten aus dem Mittelstand ein.
„Damit demonstrieren diese deutschen Software-Unternehmen – wie schon seit einigen Jahren – die hohe Wettbewerbsfähigkeit ihrer Produkte und ihre unternehmerische Potenz durch ein erfolgreiches und wachsendes Auslandsgeschäft“, konstatiert Lünendonk. 36,7 Prozent ihrer Umsätze machten die zehn Unternehmen im Mittel mit Verkäufen im Ausland. Zwei der zehn Firmen erzielten Exportquoten von über 50 Prozent, bemerken die Marktforscher.
Genau das scheint jedoch kein Allheilmittel zu sein. Ein Blick auf die Rangliste von Lünendonk zeigt nämlich, dass just diese beiden Unternehmen mit über 50 Prozent Exportanteil zu den Verlierern des Jahres 2009 zählen. Die auf dem zweiten Platz liegende Mensch und Maschine Software SE aus Wessling erzielte bei einem Gesamtumsatz von 163Millionen Euro im Ausland 129 Millionen Euro. Die viertplatzierte Nemetschek AG aus München setzte 136 Millionen Euro um, davon 78 Millionen im Exportgeschäft.
Beide profitierten mitnichten davon, so sehr auf die ausländische Karte zu setzen. Mensch und Maschine etwa war 2008 mit einem Umsatz von 223 Millionen Euro nur einen Wimpernschlag hinter dem Branchenführer CompuGroup Holding AG mit 229 Millionen gelegen. Im vergangenen Jahr legte der in Koblenz ansässige Primus deutlich zu und hängte die Nummer Zwei bei einem Gesamtumsatz von 293 Millionen Euro um satte 130 Millionen ab.
Auf Sicht Zuwächse von 9 Prozent erwartet
Nemetschek büßte 2009 gegenüber dem Vorjahr um 14 Millionen Euro an Umsatz ein und verlor den dritten Rang an die Berliner PSI AG. Diese zog mit einem Gesamtumsatz von 147 Millionen und einem Plus von gut 18 Millionen Euro vorbei.
CompuGroup und PSI setzten als Gewinner in den Top-Five auf ein ausgewogenes Verhältnis von Inlands- und Auslandsgeschäft. Der Exportanteil am Umsatz lag bei der CompuGroup bei 47 Prozent, bei PSI waren es 34 Prozent.
Hinter den genannten vier Unternehmen mit deutlich über 100 Millionen Euro Jahresumsatz liegen mit der Beta Systems Software AG aus Berlin und der Neunkirchener Buhl Data Service GmbH zwei Firmen, die 81 beziehungsweise 70 Millionen Euro erwirtschafteten und 2009 eine rückläufige Entwicklung verzeichneten.
Trotz einiger von Lünendonk festgestellter Unsicherheiten mit Blick auf die Zukunft scheinen die mittelständischen Softwarefirmen gesund aufgestellt und durchaus auf Expansionskurs. Einige Firmen hätten Angaben zur kurzfristigen Umsatzentwicklung verweigert, berichten die Marktforscher. Diejenigen, die Auskunft gaben, erwarten aber schon in diesem Jahr im Durchschnitt 6 Prozent mehr Umsatz als im Vorjahr. Für die kommenden fünf Jahre wird sogar mit Zuwächsen von 9 Prozent jährlich kalkuliert.
Positiv fällt auf, dass kaum ein Unternehmen im vergangenen Jahr Arbeitsplätze abbaute. Buhl strich insgesamt Stellen, aber lediglich im Ausland. Alleine die Wiesbadener P&I Personal und Informatik AG kürzte in Deutschland beim Personal, expandierte dafür im Ausland. Manche Unternehmen rüsteten personell sogar trotz Umsatzeinbußen mächtig auf. Mensch und Maschine beispielsweise steigerte die Zahl seiner Mitarbeiter von 388 auf 504.
Mittelständler über Branchenschnitt
Alles in allem schlugen sich die Mittelständler im Krisenjahr 2009 wacker angesichts eines Marktes, der laut Branchenverband Bitkom um 5,2 Prozent schrumpfte. Lünendonk führt in seiner Kategorie der mittelständischen Standard-Software-Unternehmen Firmen, die mehr als 60 Prozent ihrer Umsätze mit Standard-Software-Produktion, -Vertrieb und –Wartung erwirtschaften, unter der Umsatzschwelle von 500 Millionen Euro liegen und konzernunabhängig sind.
Im Durchschnitt machen die Unternehmen 37 Prozent ihres Umsatzes mit Software-Produktion und –Vertrieb, 34 Prozent mit Wartung und 14 Prozent mit Software-Einführung und Systemintegration. Der Rest entfällt auf Schulung, Beratung, individuelle Software-Entwicklung, Application Service Providing und Hardware-Verkäufe.