IDC geht davon aus, dass trotz Krise die IT-Ausgaben in Westeuropa 2009 um durchschnittlich 2,6 Prozent steigen werden. Während sie im Bankensektor unterdurchschnittlich bei etwa 1,5 Prozent liegen sollen, geht IDC für die Bereiche Government von 4 Prozent und für Healthcare von 5,2 Prozent aus. Damit liegt Healthcare an der Spitze aller vertikalen Branchen.
Großbritannien liegt mit erwarteten IT-Ausgaben von 3,47 Milliarden Dollar vorne, gefolgt von Deutschland mit 2,18 Millarden Dollar. Schlußlichter sind Italien mit 782 Millionen und Spanien mit 541 Millionen Dollar. Bei den Kunden in diesem Markt macht IDC für 2009 drei hauptsächliche Themen aus, um die sie sich kümmern sollten und denen die Analysten ihre Voraussagen zuordnen:
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Besonders vorsichtig mit Investitionen umgehen.
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Mehr auf die Wünsche und Forderungen der Patienten eingehen.
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Sich mehr um den Ertrag des Gesundheitswesens zu kümmern, das heißt in erster Linie um die Rettung menschlichen Lebens.
Die Voraussagen lauten im einzelnen:
1. Die IT-Budgets der Provider von Healthcare werden trotz der allgemeinen wirtschaftlichen Krise wachsen.
Allerdings wird sich die Rate des Zuwachses gegenüber den zurückliegenden Jahren verlangsamen. Die IT-Budgets werden in erster Linie zur Effizienzsteigerung der bestehenden Infrastruktur ausgegeben werden. Alle Institutionen (Regierung und private Institutionen), die Healthcare finanzieren, werden sich besonders auf kostensenkende Maßnahmen konzentrieren.
2. Die gegenwärtigen ökonomischen Bedingungen wirken sich insofern aus, als alle Ausgaben besonders begutachtet werden.
Die Ausgaben werden nach jeweiligen Prioritäten gestaffelt und müssen vorzeigbare Effekte aufweisen. Anbieter, die kreative,längerfristige Bezahlungsweisen offerieren, werden bevorzugt werden.
3. Neue Hardware-Investitionen werden etwa 25 Prozent aller IT-Ausgaben ausmachen.
Die IT-Infrastruktur weist auf der Hardware-Seite große Lücken auf: Hier besteht ein Nachholbedarf, was sich 2009 deutlich bei den IT-Budgets niederschlagen wird. Auf der Software-Seite sieht IDC einen Bedarf für Lösungen in den Segmenten Security, Collaboration, Business Intelligence und Analysewerkzeuge. Der Servicebereich bei Healthcare IT wird 2009 stark wachsen und bereits etwa 55 Prozent aller IT-Ausgaben in dieser Branche umfassen. Outsourcing wird bei nicht-strategischen Diensten weiter wachsen und von der Kostenbelastung durch die Anschaffung komplexer Hardware und Software profitieren: Es werden mehr Preisvergleiche durch die Healthcare-Organisationen angestellt werden.
4. Unternehmen im Pharmabereich müssen mit Umsatzeinbußen rechnen.
Auslaufende Patente und neue Produkte, die sich erst ihren Platz am Markt erobern müssen, tragen zu einem Umsatzrückgang bei den Pharma-Unternehmen bei. Auch hier stehen Programme zur Kostenreduzierung an. 2009 werden Unternehmenszusammenschlüsse zunehmen.
5. Chronische Krankheiten werden zunehmen und erfordern IT-Unterstützung.
IDC sieht neue Anforderungen bei dem Kampf gegen chronische Krankheiten, die oft nicht stationär versorgt werden können. Deshalb müssen mehr IT-Infrastrukturen angeschafft werden, mit denen Patienten vor Ort versorgt werden können. Dazu sind verbesserte Bandbreiten in den Netzen erforderlich sowie eine Ausstattung der Patienten mit mobilen Geräten.
6. Health-2.0-Technologien breiten sich aus und Patienten helfen sich gegenseitig.
Gesundheitsinformationen im Internet haben stark zugenommen. Dieses Angebot und diese Infrastruktur von Health 2.0 gehört bereits zu den am meisten benutzten Informationsquellen der Konsumenten bzw. Patienten. Diese werden verstärkt Health 2.0 Technology benützen, um Symptome von Krankheiten zu erkunden und Selbstdiagnose zu betreiben sowie um alternative Behandlungsmethoden auszuprobieren. Solche Erfahrungen werden Rückwirkungen auf das etablierte Gesundheitssystem haben und können zu einer Vergrößerung der medizinischen Wissensbasis beitragen.
7. Mit FP7 (European Seventh Framework Program) werden neue Schlüsseltechnologien für die Patientenversorgung entwickelt.
Mit Personal Health Systems (PHS) sieht IDC neue Schlüsseltechnologien wie zum Beispiel Biosensoren und sichere Kommunikation in die Medizin Einzug halten. So können "Smart Clothes" oder Implantate Patienten und Ärzten helfen, den jeweiligen Gesundheitsstatus zu überprüfen und zu steuern. Patient Safety (PS) umfasst Softwaretools, die dem medizinischen Personal die höchstmögliche Versorgung mit Informationen zur Verfügung stellt, um ihre Entscheidungen auf eine fundierte Basis zu stellen. Und mit Virtual Physiological Human (VPH) sind Netzwerke zwischen den Forschern unterschiedlicher Richtung gemeint, um neue Generationen von eHealth-Systemen zu entwickeln.
8. Initiativen für Electronic Health Record (EHR) sind in den moisten europäischen Ländern gestartet.
Der Erfolg dieser Initiativen wird laut IDC davon abhängen, ob weitere Investitionen in Anwendungen getätigt werden, die die mit EHR aufgezeichneten Daten aufbereiten und zur Verfügung stellen. Dazu gehört auch E-prescribing, das Verschreiben von Medikamenten auf elektronischem Weg, kann zur Sicherheit der Patienten beitragen und Verschreibungsfehler reduzieren. Außerdem können dadurch Kosten eingespart werden. Allerdings sind hohe Netzbandbreiten und neue Speichermöglichkeiten für das vergrößerte Datenaufkommen erforderlich.
9. In Business Intelligence und Analysewerkzeuge (BI/A) wird bei Healthcare viel investiert.
IDC erwartet, dass BI/A 2009 einer der größten Wachstumssektoren sein wird. Organisationen im Gesundheitswesen profitieren von den allgemeinen Managementfähigkeiten der Software, besonders wird sie aber für die Auswertung der gesammelten Patientendaten benötigt. Dieser Bedarf wird noch anwachsen, da die Daten aufgrund der Geräte für Patientenüberwachung vor Ort, elektronische Health Records und andere Applikationen stark zunehmen werden.
10. Lösungen im Bereich eClinical Ökosystem vernetzen unterschiedliche Bereiche, ermöglichen direkten Datenzugang und verbessern Analyse und Effizienz.
Um das zu erreichen, müssen die Gesundheitsorganisationen laut IDC ihre IT-Infrastruktur ausbauen und mehr mobile Technologie einsetzen. Geachtet werden muß auf die Interoperabilität der verschiedenen Lösungen, egal von welchem Hersteller sie stammen.