PAC-Einschätzungen zufolge werden die unternehmensweiten IT-Budgets in deutschen Großunternehmen in den nächsten Jahren im Durchschnitt um zirka drei Prozent per annum wachsen - allerdings nicht in allen Segmenten gleichermaßen.
Ausgaben für Fast-IT steigen
Die IT-Ausgaben für Legacy IT, die summa summarum immer noch etwa 70 Prozent des gesamten IT-Budgets ausmachen, werden nach PAC-Prognose um durchschnittlich fünf Prozent pro Jahre schrumpfen. Derweil wachsen die Ausgaben für Fast-IT-Themen, zu denen beispielsweise Themen wie Cloud Computing, Big Data, Analytics, Mobility, Digitalisierung, Internet der Dinge und Customer Experience zählen, um 25 Prozent.
Unterm Strich bedeutet dies eine Verschiebung von IT-Geldern, weg von der Legacy IT (auch Systems of Records) und hin zur Fast IT (Systems of Engagement). Oder anders ausgedrückt: CIOs und IT-Abteilungen müssen im Bereich Legacy IT Einsparungen erzielen, um die Projekte im Bereich der digitalen Transformation zu finanzieren.
Outsourcing wird zunehmen
Vor diesem Hintergrund ist verständlich, dass die Nachfrage nach Externalisierungs-Leistungen wie etwa im Application Management und Near-/ Offshoring sowie nach "klassischen" Cloud-Computing-Ansätzen (Hosted Private Cloud) weiterhin deutlich ansteigt. Das alles sind Segmente, in denen Provider deutliche Kosteneinsparungen versprechen, etwa durch Verlagerung von Aufgaben in Niedriglohnländer, durch Automatisierung, Standardisierung und Modernisierung der IT-Landschaft.
Letzteres ist wichtig, zumal die Anforderungen an die vorhandenen IT-Landschaften hinsichtlich Flexibilität, Integrationsfähigkeit mit Cloud- und digitalen Lösungen, Sicherheit, Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit in den kommenden Jahren eher zu- als abnehmen wird. Wie in den vergangenen Jahren bleibt also die Effizienz im IT-Betrieb eines der ganz wichtigen Themen auf der CIO-Agenda 2017. Nur die Intensität, mit der CIOs nach neuen Effizienzpotenzialen suchen müssen, wird sich nochmal verschärfen.
Die 8 wichtigsten Trends
Doch in welche neuen, innovativen Segmente fließen die eingesparten Mittel? In welchen Bereichen gibt es eine starke Nachfrage? Wo werden die Innovationsprojekte gestartet? Nach PAC-Beobachtung beschäftigen sich Unternehmen 2017 - und natürlich auch in den kommenden Jahren - vor allem mit folgenden Themen:
1. Cloud Computing
Zugegeben, das Cloud Computing steht schon seit geraumer Zeit auf PACs Hitliste der wichtigen Thema, doch das allein kann kein Grund sein, es von der aktuellen Liste zu streichen, zumal das Cloud Computing die wichtigste "enabling" Technologie für nahezu sämtliche Innovationsthemen bleibt. Deutlich erkennbar ist, dass deutsche Unternehmen ihre jahrelang gepflegte Zurückhaltung gegenüber der Public und Hybrid Cloud mehr und mehr ablegen. Sie schätzen zunehmend die positiven Eigenschaften des Betriebsmodells, das ihnen schnellen und flexiblen Zugang zu leistungsfähigen Infrastrukturen und Applikationen einräumt.
Das ist keine schlechte Wahl angesichts dessen, dass das Innovationstempo im Zuge wachsender Digitalisierung von Geschäftsmodellen rasant zunimmt. Ihre Entscheidung "pro Cloud" wird ihnen zudem dadurch erleichtert, dass viele Provider auf die Sicherheits- und Datenschutzbedenken der skeptischen deutschen Anwender eingegangen sind, und lokale Data Center eingerichtet haben.
Doch nicht nur der Trend hin zur Private Cloud (Hosted Private, aber auch Inhouse Private) bleibt ungebrochen. Unter deutschen Anwendern wächst vor allem die Bereitschaft, Workloads auf die Public Cloud zu verlagern. Hinter dem Marktführer AWS formiert sich der Wettbewerb mit Microsoft (Azure), aber auch IBM (Softlayer, Bluemix), Salesforce (Force), Google (Compute und App Engine) und T-Systems/ Deutsche Telekom (OTC).
2. PaaS
Wurde in der vergangenen Jahren im Zusammenhang mit Cloud Computing oft über die Infrastrukturseite (IaaS) und die Applikationsseite (SaaS) geredet und geschrieben, so rückt nun der Plattformgedanke ganz deutlich ins Zentrum des Interesses bei Anwenderunternehmen. PaaS wird für die Unternehmen zum zentralen Element, um ihre Innovationsprojekte zu realisieren.
Der Grund dafür ist einfach, aber bedeutsam: PaaS bietet ihnen Zugang zu standardisierten Infrastrukturleistungen und Entwicklungsplattformen, kombiniert mit der Möglichkeit, diese Standardleistungen um individuelle Erweiterungen zu ergänzen. Denn eines ist klar: Mit reinen Standards fällt es jedem schwer, einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen. Um in dem sich schnellen entwickelnden Markt für digitale Geschäftsmodelle, Smart Services oder für Leistungen rund um das Internet der Dinge vom Wettbewerb abheben zu können, sind sehr spezielle, innovative und einzigartige Ideen und Lösungen nötig.
Dafür werden Entwicklungsvorhaben auf Basis von standardisierten und auf Effizienz getrimmten Plattformen gestartet. In diesem Markt tummeln sich immer mehr Anbieter unterschiedlicher Herkunft: Da wären zum einen die bereits zuvor genannten Cloud Spezialisten, zum anderen sind es die traditionelle Softwareanbieter (wie SAP), System Integratoren (wie Accenture) aber IT-fremde IT-Unternehmen (wie Siemens oder GE).
3. Digitalisierung
Ziel der agilen Entwicklungsvorhaben sind in den meisten Fällen Projekte rund um die Digitalisierung. Das Thema wird die Branche im kommenden Jahr mehr denn je begleiten. Schon heute ist sichtbar, dass die Aktivitäten in den Anwenderunternehmen konkreter werden. Das PAC Innovation Register listet beispielsweise bereits über 300 konkrete Anwendungsfälle zur digitalen Transformation auf.
Dabei unterscheidet PAC zwei generelle Strömungen: Das Customer Experience (CX) umfasst eine zeitgemäße und innovative Begleitung und Ansprache der Kunden. Das Internet der Dinge (Internet of Things; IoT) wiederum erweitert die reale Welt um Intelligenz, Sensorik und Connectivity.
Generell geht es in den kommenden Jahren in Sachen Digitalisierung darum, zahlreiche (oder sogar unzählige) neue Ideen zu entwickeln und zu testen, dabei aber zugleich auch Augenmaß zu wahren. Einerseits können einzelne Ideen und Konzepte einer Firma ermöglichen, sich gegen den zunehmenden Wettbewerb zu erwehren und sogar ihre Entwicklung zu beflügeln; andererseits überfordern viele dieser Ideen sowohl die eigene Fähigkeit als auch die Kundenbereitschaft.
Erkennbar ist dabei eine wachsende Sensibilität der Kunden gegenüber dem übermäßigen Datensammeln und der lästigen (weil zu zahlreichen) Marketing- und Vertriebsansätze. Der Appell zum Maßhalten gilt auch im innerbetrieblichen Umfeld. Digitalisierung betrifft Mitarbeiter und Partner und nötigt ihnen ein großes Maß an Veränderungen ab. Ein sorgfältiges Change Management sollte also Bestandteil eines jeden Digitalisierungsprojekts sein.
4. Customer Experience und Digital Workplace
Customer Experience ist für deutsche Unternehmen zwingend notwendig, um im digitalen Wettbewerb Schritt zu halten. Bei genauer Betrachtung zeigt sich aber, dass viele der digitalen Initiativen, die bislang gestartet wurden, nur begrenzt in der Lage sind, die Kundenerfahrung nachhaltig zu verbessern, weil nur die Fassade an der Kundenschnittstelle verschönert wurde. Der Anspruch darf sich nicht auf kurzfristige "Aha"-Erlebnisse und "Me too"-Projekte begrenzen. Ziel sollte eine nachhaltige Begeisterung der Kunden an jedem Kontaktpunkt sein.
Und dazu müssen Unternehmen ihr Fundament erneuern - also ihre Backend-Prozesse digitalisieren sowie einen Wandel in der Unternehmenskultur initiieren, aber auch ihre Arbeitsumgebungen modernisieren. Denn den Unterschied im Wettbewerb machen - gerade mit Blick auf die Customer Experience - schlussendlich die Mitarbeiter aus. Sie müssen den Wandel mittragen und auch nach außen verkörpern, die richtigen Schlüsse aus den Analysen ziehen und in Innovationen umsetzen.
Dazu bedarf es moderner, nutzerzentrierter Arbeitsumgebungen. Um eine User Experience inklusive hoher Kosteneffizienz und Sicherheit zu schaffen, sollte dem Digital Workplace ein ganzheitliches Design- und Service-Konzept zugrunde liegen. Das fordert wiederum vom CIO, neue Wege bei den Themen Betrieb, Management und Support der Arbeitsumgebungen zu gehen.
5. Internet der Dinge (IoT, Internet of Things)
Geht es um die konkrete Ausgestaltung der Digitalisierung, spielt das Internet der Dinge eine bedeutsame Rolle. Ein wesentliches IoT-Merkmal ist seine intensive Branchenausprägung, besser gesagt anwendungsbezogene Ausprägung: Themen wie Industrie 4.0, Connected Car, Smart Energy oder Smart Health sind oftmals nicht mehr auf einzelne Industriezweige zu begrenzen. Das Internet der Dinge wirbelt die Ökosysteme und Wettbewerbssituation in fast allen Branchen kräftig durcheinander, ohne dass schon jetzt im Detail erkennbar ist, wohin die Neuerung führen.
Der Erfahrungsschatz mit IoT ist im Großen und Ganzen bislang auch eher dürftig ausgeprägt. IoT-Projekte sind oft sehr aufwendig und einige sind bislang auch noch den Beweis schuldig geblieben, dass aus dem Internet der Dinge signifikante Geschäftsmodelle entstehen. Das Potenzial von IoT-Vorhaben ist zwar sehr groß und faszinierend. Es entbindet Unternehmen aber nicht von einer nüchternen Analyse des potenziellen Ertrags.
Vor allem sollten die Projekte nicht isoliert betrieben werden. In vielen Unternehmen besteht die Tendenz, die IT-Abteilung als interne Betriebseinheit zu betrachten und von digitalen wie IoT-Projekte fernzuhalten. Damit vergeben sie die Chance, eine integrierte Landschaft zu schaffen, denn in der vorhandenen IT steckt viel Erfahrung und Wissen um Geschäftsprozesse und um den Zugang zu und den Umgang mit Unternehmensdaten. Alle neuen Lösungen sollten mit dem Back-Office integriert und effizient betrieben werden.
6. Big Data und Analytics
Basis aller IoT- und Digitalisierungsprojekte sind Daten beziehungsweise die Auswertung von Daten. Dabei geht es vor allem darum, sich wiederholende Muster aus der Analyse großer Datenmengen zu erkennen, um daraus Vorhersagen und sogar (automatisierte) Handlungsanweisungen (Smart Services) ableiten zu können. Wenn also - wie schon häufig zitiert - Daten das Öl der digitalen Transformation sind, dann sind analytische Verfahren die Raffinerie und Smart Services das Auto.
Folglich entwickelt sich rund um Big Data und Analytics ein ausgeprägtes Ökosystem bestehend aus Anbietern von Cloud Plattformen, Analytics-Anwendungen und Algorithmen, also Anbieter von Basistechnologien. Damit Anwenderunternehmen aber tatsächlich mit Hilfe von Big Data und Analytics neue Kundenservices, Produktentwicklungen und Geschäftsmodelle anschieben können, benötigen sie von ihren IT-Partnern eine Kombination aus Technologie-, Branchen- und Prozesskompetenz, sowie eine ausgeprägte Innovationsfähigkeit.
7. Security
Wie sicherheitsanfällig das Internet der Dinge sein kann, hat sich im vergangenen Oktober gezeigt. Hacker hatten Überwachungskameras, Drucker, Router und angeblich sogar Babyphone für eine breit angelegte DDoS-Attacke genutzt. Sie konnten damit Web-Seiten unter anderem von Twitter, Spotify, Box und Paypal lahmlegen. Der Schaden hielt sich in Grenzen und hat vornehmlich für verärgerte Kunden gesorgt.
Wesentlich schlimmere Folgen drohen, wenn es mit IoT-Angriffen gelingt, die Steuerung von vernetzten Autos (wie bereits geschehen), Maschinenanlagen oder gar Kraftwerken zu kapern, oder wenn Erpresser mittels Ransomware Krankenhäuser (wie bereits geschehen) oder Banken und Versicherungen (über solche Fälle wird bereits gemutmaßt) erpressen.
Die IT-Industrie hat bereits viel Erfahrung mit der Sicherung von IT-Anlagen, sie zeigt aber auch regelmäßig die Grenzen des Könnens auf, wenn etwa wieder neue, erfolgreiche Attacken gefahren werden. In kritischen IoT-Anwendungsfällen wie etwa Industrie 4.0, Smart Energy und Smart Health gibt es aber eine Null-Toleranzgrenze hinsichtlich Sicherheitslücken.
Nur leider kann es die absolute Sicherheit im offenen Internet nie geben, weil Hacker ihre Kompetenzen und Leistungen ständig weiterausbauen. Deshalb erwarten wir für einzelne Use Cases eine Rückkehr der privaten Netzwerken - wenn auch in einer neuen Form. Das Thema der IoT-Sicherheit wird CIOs uns nicht nur 2017, sondern auch in den folgenden Jahren intensiv beschäftigen.
8. Künstliche Intelligenz und Automatisierung
Künstliche Intelligenz wird eindeutig zu den Aufsteigern des Jahren 2017 zählen. Einsatzszenarien für selbstlernende Systeme, künstliche Intelligenz, Augmented Reality (AR) und Automatisierung finden sich in fast allen Branchen und allen IoT-bezogenen Anwendungsfällen wieder. Industrieunternehmen experimentieren mit AR-Brillen in Fertigung und Wartung, automatische Assistenzsysteme ergänzen das Connected Car und in der Gesundheitsbranche werden Mediziner von datenbasierenden Diagnoselösungen unterstützt.
Nicht zu unterschätzen, und für den CIO vor dem Hintergrund einer effizienten IT-Landschaft weitaus wichtiger, ist die Automatisierung im IT-Betrieb, die beispielsweise heute schon ausgereifte Lösungen im User Helpdesk oder im Application Lifecycle Management bereit stellt. Hier lohnt es durchaus, sich die Best Practices bei Betriebsdienstleistern wie Atos, Capgemini oder Cognizant anzusehen, denn sie haben einen wirtschaftlichen Grund, sich intensiv mit Automatisierungslösungen zu beschäftigen. Schon in der Vergangenheit gehörten vor allem Betriebsdienstleister mit Cloud sowie Near- und Offshore-Delivery-Konzepten zu den frühen Nutzern neuer Technologien und Konzepten, die helfen, Kosten im IT-Betrieb einzusparen.
PACs Topics to Watch in 2017
Mature Topics | Emerging Topics |
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Analytics | Artifical Intelligence/ Automation |
Customer Experience | Blockchain |
IaaS | IoT Security |
SaaS | Smart Services/ Smart Products |