Wer Beratung sucht, hat hierzulande jede Menge Alternativen zu McKinsey und Roland Berger. Das zeigt das neue Ranking der zehn führenden mittelständischen Managementberatungshäuser in Deutschland, das die Markforscher der Lünendonk GmbH erstellt haben. Offenbar sind die kleineren und konzernunabhängigen Berater sogar besser durch die Krise gekommen als die Branchenriesen.
Denn auch für die Beraterbranche brachte die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise einen spürbaren Einbruch, wie Lünendonk festhält. So ging 2009 die Nachfrage nach klassischer Management- und Unternehmensberatung um 3,1 Prozent zurück. Über die Top 10 aus dem Mittelstand hingegen hält Thomas Lünendonk, Inhaber der Lünendonk GmbH, fest: „Diese Unternehmen haben sich in der Krise erfreulich gut geschlagen.“
Zusammengenommen erwirtschafteten die zehn Beratungshäuser im vergangenen Jahr 768 Millionen Euro. Allerdings klaffen die jeweiligen Umsätze innerhalb der Gruppe weit auseinander: Von 32 bis 190 Millionen Euro reicht die Spannweite. Gelistet sind Unternehmen mit Hauptsitz in Deutschland, deren Gesamtumsatz unter 500 Millionen Euro liegt und die mehr als 60 Prozent davon mit klassischer Unternehmensberatung verdienen.
Die Droege International Group verzeichnete als Spitzenreiter ein umsatzmäßig ausgezeichnetes Jahr 2009. 190 Millionen Euro setzten die Berater aus Düsseldorf um, 2008 waren es 68 Millionen weniger. Neben dem Branchenführer in dieser Wertung übersprangen lediglich Zeb/Rolfes.Schierenbeck.Associates aus Münster knapp die Umsatzhürde von 100 Millionen Euro, allerdings mit leicht rückläufiger Tendenz. Der Horvath AG aus Stuttgart war dies 2008 ebenfalls gelungen. Nun fiel das Unternehmen auf einen Gesamtumsatz von 85,2 Millionen Euro zurück und im Ranking hinter Simon, Kucher & Partners aus Bonn, die jedoch ebenfalls an Umsatz einbüßten.
Gleichwohl gibt es unter den Mittelständlern Häuser, die in einem für die Branche mageren Jahr leicht zulegten. Kienbaum Management Consultants aus Gummersbach etwa mit 61 Millionen Euro auf Platz 6, KPS aus München mit 40,7 Millionen auf Platz 9 und Kerkhoff Consulting aus Düsseldorf mit 32 Millionen auf Platz 10.
Wenig Personalabbau - erfolgsabhängige Honorare
Insgesamt finden sich somit unter den 10 gelisteten Unternehmen vier, die im vergangenen Jahr zulegten. Spitzenreiter Droege – im Gegensatz zu allen anderen zu 100 Prozent auf den deutschen Markt fokussiert – tat dies als einziges in signifikanter Weise. Drei weitere Unternehmen blieben weitgehend auf gleichem Umsatzniveau.
Die siebtplatzierte d-fine GmbH aus Frankfurt am Main zählt zu dieser Gruppe und vergrößerte als einziges Unternehmen die Zahl seiner Mitarbeiter um zehn auf 245. Anderswo konnten die zum Teil guten Umsatzergebnisse nur mit Hilfe von Personalabbau realisiert werden.
Insgesamt sank die Zahl der Mitarbeiter jedoch nur um 1,7 Prozent, die der Gesamtumsätze im Schnitt hingegen um 2,4 Prozent. Gleichwohl aber in geringerem Maße als im Gesamtmarkt und vor allem den Einbrüchen bei drei der zehn Unternehmen geschuldet. Als Erklärung für den Erfolg von Droege führt Lünendonk, das die verwendeten Zahlen zum Teil geschätzt hat, die erfolgsabhängigen Honorare dort an.
Im Durchschnitt verbuchen die zehn Unternehmen 37 Prozent ihrer Umsätze mit Organisations- und Prozessberatung, knapp 21 Prozent mit Strategieberatung, 11 Prozent mit Marketingberatung, knapp 7 Prozent mit Projektmanagement. Eine geringere Rolle spielen IT-Beratung mit 5,7 Prozent, HR-Beratung sowie Finanz-, Logistik- und Technologieberatung.
Im Gegensatz zum heimischen Markt entwickelten sich die Umsätze der mittelständischen Beratungshäuser im Ausland früher in eine positive Richtung und stiegen im Durchschnitt 2009 um 9,5 Prozent.
7,8 Prozent Plus für 2010 erwartet
Bereits im laufenden Jahr soll weiter bergauf gehen. Die Firmen rechnen mit Umsatzsteigerung von 7,8 Prozent im Durchschnitt. Bis 2015 erwarten sie sogar Zuwächse von jährlich mehr als 9 Prozent. „Angesichts der guten Krisen-Performance ist den mittelständischen Beratungsunternehmen eine deutliche Steigerung in 2010 und Folgejahren durchaus zuzutrauen“, meint Thomas Lünendonk.
Eine detaillierte Studie zum Beratermarkt ist bei Lünendonk erhältlich.