CIO.de: Wir sehen das TouchPad im Vergleich mit dem iPad von Apple als mindestens gleichwertig an. Was gefällt Ihnen am TouchPad am meisten?
Obermeier: Mir gefällt besonders das echte Multitasking, mit dem man mehrere Apps nebeneinander betreiben kann. Andererseits finde ich das Synergy-Feature ganz toll, weil es ein Weg ist, die eigenen Mailboxen und Kalender unterschiedlicher Anbieter ganz einfach zu synchronisieren.
CIO.de: HP-Chef Leo Apotheker wird mit dem Satz zitiert, das TouchPad sei explizit mit Gedanken an Unternehmen im Hinterkopf entwickelt worden. Was macht das TouchPad zum Business-Device?
Obermeier: Uns geht es vor allem um das Betriebssystem WebOS. Das TouchPad ist ein Gerät mit WebOS, das macht es zum Business-Device. Das Betriebssystem macht es sehr einfach, Geräte mit der Business-IT zu verbinden, um dort etwa Security oder Policies abzubilden.
Es gibt Anbieter und Analysten, die schon von der Post-PC-Ära sprechen. Wir sehen eher eine Ära von Connected Devices auf uns zukommen. Dabei begreifen wir es als unsere Aufgabe, Wege zu finden, wie man Geräte unterschiedlicher Herkunft miteinander verbinden kann, und das auf eine sichere, einfache Art und Weise. Das trauen wir uns mit WebOS auch absolut zu: Schon heute läuft WebOS im TouchPad und in Smartphones und, vom kommenden Jahr an, auch auf dem Desktop und in Notebooks.
Wir halten das TouchPad für ein tolles Gerät, aber es ist für uns nur der Einstieg mit WebOS in den Markt von Business-Devices aller Art.
HP arbeitet daran, den App-Katalog zu erweitern
CIO.de: Was sind Ihre nächsten Schritte in den Markt mobiler Endgeräte?
Obermeier: Wir arbeiten einerseits konsequent daran, unseren App-Katalog zu vergrößern. Andererseits sorgen wir dafür, WebOS auf noch mehr Geräten auszurollen, um unserem Motto von Connected Devices gerecht zu werden, um Welten zu verbinden. Allein dieser Anspruch, der das Gegenteil der bisher oft geübten Praxis der Abschottung mit proprietären Systemen und Anwendungen ist, bringt einen wesentlichen Mehrwert für die Unternehmens-IT.
Keine Closed Shops bei HP
CIO.de: Welche Tools bieten Sie Unternehmen an, um die Entwicklung von Unternehmensanwendungen und firmenweite Roll-outs zu unterstützen?
Obermeier: Für uns ist es wichtig, mit WebOS ein offenes Betriebssystem anzubieten, dass für jeden handhabbar ist - kein Closed Shop, nichts Proprietäres. Die Entwicklungstools sind frei verfügbar, so dass ein CIO alle Anforderungen seiner Unternehmens-IT in den WebOS-Geräten abbilden kann.
Anders würde man schnell in einem proprietären Umfeld landen. Das widerspricht unserer Philosophie, Geräte und Welten miteinander zu verbinden. Wir sind gerade dabei, diese Developer-Tools an Entwickler und Partner auszuliefern.
CIO.de: Gibt es ein zentrales Administrations-Tool zum firmenweiten Ausrollen und Sichern mehrerer Endgeräte?
Obermeier: Stand heute gibt es das noch nicht, aber in Zukunft wird es das geben. Einen Zeitpunkt dafür kann ich aber noch nicht nennen.
Unternehmen können Apps selbst ausliefern
CIO.de: Wie werden Sie den Vertrieb von Apps organisieren?
Obermeier: Da haben wir einerseits den HP-Katalog mit den Apps, die wir heute zentral anbieten: Das sind für WebOS etwa 7.000, für das TouchPad rund 400. Beim Vertrieb muss man zwischen Consumern und Unternehmenskunden differenzieren. Consumer werden immer einen zentralen Shop brauchen, aus dem sie ihre Apps beziehen. Unternehmen, die ihre eigenen Apps oder Schnittstellen entwickeln, werden das natürlich selber ausliefern wollen und können.
CIO.de: Sie haben die Zahlen genannt: Es gibt - besonders im Vergleich zu iOS und Android - bisher nur wenige Anwendungen für WebOS. Geraten Sie damit nicht automatisch ins Hintertreffen?
Obermeier: Ich halte die absolute Zahl nicht für so relevant. Für uns sind einerseits die Steigerungsraten wichtig, also wie schnell der Bestand an Apps anwächst. Wir sehen momentan, dass die Entwickler unser WebOS annehmen und sind uns daher sicher, dass wir schon bald wesentlich mehr Apps anbieten können.
Es geht nicht nur um die absolute Zahl von Apps
Andererseits legen wir unseren Fokus viel stärker auf die Frage des Mehrwerts von Apps für den Endbenutzer. Wir bieten mit dem TouchPad eine Grundausstattung mit Kalender, E-Mail, Office-App und anderen Dingen, die absolut ausreicht, um mit dem Tablet produktiv zu arbeiten. Da finde ich, haben wir einen soliden Start hingelegt und werden das sukkzessive ausbauen. Und natürlich arbeiten wir daran, dass wir hoch-frequentierte Apps anderer Systeme baldmöglich für WebOS portieren.
CIO.de: Ihnen macht also die kleine Zahl von Apps keine Sorgen beim Start von WebOS und TouchPad?
Obermeier: Ich glaube nicht, dass in diesem sehr jungen Markt jeder sofort mit einem Setup kommen muss, das zu 1000 Prozent fertig ist. Man muss sich allerdings schnell auf die Wünsche von Unternehmen und Consumern einstellen. Für uns ist der Launch des TouchPads der Anfang einer ganzen Produktpalette von Geräten mit WebOS. Daher und angesichts unserer Steigerungsraten bei der Zahl an verfügbaren Apps bin ich mir sicher, dass wir uns erfolgreich in diesem Markt platzieren werden.
CIO.de: Es gibt Analysten, die Kaufinteressierten raten, zu warten, bis mehr Apps verfügbar sind. Was raten Sie?
Obermeier: Ich glaube, dass jetzt genau der richtige Moment ist einzusteigen. WebOS ist ein performantes und starkes Betriebssystem. Unsere Geräte bieten die Apps, die man für produktives Arbeiten braucht. Also kann man jetzt die Erfahrung machen, was wir zu bieten haben und wie unsere Produkte funktionieren.
CIO.de: Vielen Dank für das Gespräch.