Outsourcing-Dienstleister haben sich Ende des Jahres 2010 verwundert die Augen gerieben. Obwohl die Wirtschaft mit hohen Wachstumsraten glänzte, waren die Outsourcing-Umsätze rückläufig.
Der Gesamtvertragswert (Total Contract Value, TCV) aus knapp 650 unterzeichneten IT- und BPO (Business Process Outsourcing)-Outsourcing-Verträgen lag Ende 2010 bei 79,4 Milliarden Dollar. Das waren rund zehn Milliarden Dollar und knapp 140 Verträge weniger als im Jahr 2009. Die durchschnittliche Vertragslaufzeit sank von 5,2 Jahren (2009) auf 5,1 Jahre (2010). Zum Vergleich: 2006 liefen Verträge im Schnitt noch 5,7 Jahre.
Outsourcing in Asien und Europa bricht ein
Zu diesen Ergebnissen kommt das US-Beratungs- und Marktforschungsunternehmen Technology Partners International (TPI) in seinem Jahresbericht "MarketTrends & Insights Report" für 2010. Den größten Einbruch des TCV verzeichnete dabei der asiatisch-pazifische Raum mit einem Minus von 24 Prozent, gefolgt von der EMEA-Region (Europa, Mittlerer Osten, Afrika) mit 14 Prozent.
Der amerikanische Kontinent konnte dank eines starken ersten Quartals das TCV-Niveau von 2009 halten. Den TCV errechnet TPI anhand der Kennzahlen "Anzahl der Verträge", "Dauer" sowie "jährlicher Wert eines Abkommens (Annualised Contract Value, ACV)".
Als positives Zeichen werten die Marktforscher, dass der ACV bei Outsourcing-Kontrakten im Jahr 2010 gegenüber 2009 deutlich zulegte - von 22,4 Milliarden Dollar auf 23,8 Milliarden Dollar. Allerdings sendete der 2010 darbende Outsourcing-Markt keine klaren Signale für die Zukunft aus.
500 Outsourcing-Verträge neu verhandeln
Der Ausblick in Bezug auf das Marktwachstum 2011 ist deshalb nur verhalten optimistisch. Mut macht den Marktforschern die aktuell gute Entwicklung beim IT-Outsourcing auf dem amerikanischen Kontinent. Auch im EMEA-Raum, dem größten regionalen Markt, steigen die Outsourcing-Ausgaben.
Einen wesentlichen Einfluss auf die Outsourcing-Entwicklung 2011 wird auch die Neugestaltung auslaufender Verträge haben. Allein im Jahr 2011 müssen mehr als 500 Outsourcing-Verträge neu verhandelt werden. 20 davon haben einen TCV von einer Milliarde Dollar oder mehr. Die Marktforscher schätzen, dass im Laufe des Jahres ein Kontraktwert zwischen 9,3 und 11,3 Milliarden Dollar neu ausgeschrieben wird.
Geld sparen mit Multi-Sourcing
Das wiederum wird zu massiven Restrukturierungs-Aktivitäten führen. Das gilt insbesondere für Unternehmen aus der Finanzbranche, der Fertigungs- und Telekommunikationsindustrie sowie aus dem Dienstleistungsbereich.
Firmen aus diesen Branchen werden Outsourcing-Verträge verstärkt nach dem Multi-Sourcing-Ansatz vergeben. Dadurch können sie benötigte Leistungen zu einem günstigeren Marktpreis einzukaufen und Kosten sparen. Ebenso werden viele Outsourcing-Kunden für das gleiche Geld mehr Service-Leistungen verlangen. In Summe wird das den Konkurrenzkampf unter den Outsourcing-Dienstleistern noch einmal verschärfen.
Derzeit fließen 80 Prozent der gesamten Outsourcing-Ausgaben in die Auslagerung der IT.
BPO im Trend, Cloud Computing nicht
Doch das Interesse an anderen Outsourcing-Dienstleistungen steigt. Vor allem der schwächelnde BPO-Markt erwacht zu neuem Leben. Verstärkt Interesse zeigen Firmen inzwischen an der Auslagerung von Finanzdienstleistungen, der Finanzbuchhaltung, der Beschaffung, den Recruitment-Prozessen (Recruitment Process Outsourcing, RPO) sowie der Gehaltsabrechnung (Payroll).
Bei Cloud Computing halten sich Unternehmen noch zurück, da die Technologien noch nicht ausgereift sind. Das ergab eine zusätzliche TPI-Umfrage unter knapp 170 Unternehmen. Nur ein Viertel der befragten Firmen haben bereits Cloud-Lösungen implementiert. Für ein Drittel ist der Begriff derzeit noch ein Buzzword. Allerdings sehen mehr als drei Viertel zukünftig in Cloud Computing die nächste Evolutionsstufe in der Bereitstellung von IT-Services.