Am wichtigsten für die Karriere sind gute Kontakte; eine IBM-Studie bewertet diesen Faktor mit 60 Prozent. Fachliche Qualifikationen machen dagegen nur 10 Prozent aus - und damit deutlich weniger als das Auftreten. Dessen Beitrag zur Karriere beziffert die IT-Company mit 30 Prozent. Wer bei den Softskills Defizite hat - und das soll ja auch für Manager gelegentlich zutreffen -, der kann sich jetzt beim "Treffpunkt Tisch" einfinden. Die Initiative von Glas-, Porzellan-, Keramik- und Besteck-herstellern will Business-Rittern den stilsicheren Umgang mit den entsprechenden Produkten näher bringen.
Wer weiß schon, dass er sich bei der Einladung zu einem guten Essen nach dem Vorstellungsgespräch mit seinem freundlich gemeinten "Guten Appetit" und dem Aufheben der heruntergefallenen Serviette um alle Chancen auf den Traumjob bringt? Eintägige Seminare unter dem Motto "Fit für die Karriere" sollen solche Fehltritte vermeiden helfen. Leiterin der Veranstaltungen in Hamburg und München ist Imme Vogelsang von der PR-Agentur Complan Medien. Zum Lehrplan gehören die Grundregeln des Begrüßens, Tischmanieren, Smalltalk, Körpersprache und das Thema "Dress 4 Success". Der Praxistest ist inklusive - bei einem Drei-Gänge-Menü.
Die Renaissance der Business-Etikette
Das Angebot liegt im Trend: Am Massachusetts Institute of Technology (MIT) gibt es bereits eine "Charme School" mit Abschlüssen vom Bachelor über den Magister bis hin zum Doktor. Jetzt erreicht die Renaissance der Business-Etikette auch Deutschland. Während vor Jahren Parkettsicherheit nur in der Tanzschule gelehrt wurde, investiert man inzwischen viel Geld in Benimm-Ausbildungen.
Das Thema ist schwieriger, als es scheint. Literatur zu Etikette-Fragen gibt es zwar reichlich; sie ist jedoch in vielen Fällen kaum umzusetzen. Höflichkeit schließt Offenheit oft aus. Welcher Kollege weist schon darauf hin, wenn man sich danebenbenommen hat? Nicht jeder weiß also, dass nach dem Niesen nicht mehr "Gesundheit" gewünscht wird, sich der Niesende vielmehr zu entschuldigen hat. Und wer beim Essen nachwürzt, ohne vorher probiert zu haben, liegt genauso daneben wie der, der das aufgenommene Besteck wieder auf den Tisch legt.
Den Herren, hat Vogelsang beobachtet, fällt die richtige Etikette schwerer als den Damen. Dabei haben sie es leichter: Wird es zu heiß, können Männer ungefährdet die Frage wagen, ob sie das Jackett ausziehen dürfen. Eine ähnliche Erleichterung gibt es für Damen nicht: Selbst bei 30 Grad rät die Benimm-Trainerin zu Nylons.