Das mit der Wissensgesellschaft ist in den deutschen Unternehmen noch nicht angekommen. Zwar kaufen sie Business Intelligence Tools (BI), an der praktischen Umsetzung im Arbeitsalltag hapert es aber. So stellt der Berater Coretelligence, Bad Oeynhausen, in einer Umfrage unter rund 250 Firmen "mehrheitlich strategische Defizite" fest.
Die Umfrageergebnisse im Einzelnen: Rund sechs von zehn (59 Prozent) Entscheidern halten strategische Defizite für die größte Schwäche ihrer BI-Ausrichtung. Außerdem gelingt es ihnen offenbar nicht, die Belegschaft von Sinn und Zweck zu überzeugen: 55 Prozent nennen Defizite in der Benutzerakzeptanz als Problem. Immerhin 46 Prozent sprechen zusätzlich von technischen Defiziten.
Ein Grund zur Panik scheinen diese Ergebnisse aber nicht zu sein. Der Blick nach vorne sieht jedenfalls überwiegend positiv aus: 55 Prozent der Befragten halten die Zukunftsfähigkeit ihrer gegenwärtigen BI-Infrastruktur für zufriedenstellend bis positiv. 28 Prozent sind weniger optimistisch und bezeichnen ihre Situation als kritisch, weitere 17 Prozent sogar als sehr kritisch.
Coretelligence-Geschäftsführerin Marianne Wilmsmeier führt die Unzufriedenheit mit Business Intelligence darauf zurück, dass BI-Prozesse nicht aus übergeordneten Unternehmenszielen abgeleitet sind. BI und Geschäftsstrategien müssten stärker zusammengeführt werden.
Das ist auch der Tenor des US-Beraters Avanade, einem Joint Venture von Microsoft und Accenture. Business-Intelligence-Systeme müssen gezielt eingesetzt und unternehmensweit gemanagt werden, so der Consultant. Im Idealfall legt der Entscheider fest, wer im Besitz der Informationen ist und wer im Besitz der Tools und Technologie.
BI-Applikationen integrieren
Avanade hat folgende Ratschläge für den BI-Einsatz parat:
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Das Wissen richtig verteilen: Wer die Mitarbeiter des Unternehmens je nach Job-Rolle in Gruppen einteilt, stellt sicher, dass das richtige Wissen die richtigen Menschen erreicht, und zwar dann, wann sie es brauchen.
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Die Anwendungen integrieren: Wo Job-Beschreibungen für alle Mitarbeiter vorliegen, weiß der CIO, welche Menschen welche Anwendungen nutzen. Diese Anwendungen kann er dann mit BI-Applikationen integrieren.
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Das Wissen rauslassen: Auch mobile Mitarbeiter oder solche, die von zuhause aus arbeiten, sollen Remote-Zugriff auf BI-Anwendungen haben.
Bevor er eine BI-Strategie in dieser Weise umsetzen kann, muss der CIO also eine Menge Vorarbeit leisten, insbesondere, was die Bestandsaufnahme der verschiedenen Arbeitsweisen und Mitarbeiter im Unternehmen angeht. Glaubt man Avanade, lohnt es sich. Der geschickte Einsatz von BI habe zur Folge, dass Fehler schneller erkannt und neue Ideen besser verbreitet werden, so der Consulter.
BI steigert die Produktivität der Mitarbeiter
Daneben steige die Produktivität eines Unternehmens, wenn möglichst die komplette Belegschaft Zugang zu Informationen habe, so Avanade weiter. Die Leute fühlten sich stärker ernst genommen als in Firmen, in denen relevantes Wissen als Herrschaftswissen nur in der oberen Etage zirkuliere. Konsequenz: Die Mitarbeiter können sich besser mit dem Unternehmen und seinen Zielen identifizieren und leisten mehr.
Der Berater Coretelligence hat für die Studie "BI-Anwender mehrheitlich mit strategischen Defiziten" 252 Nutzer befragt. Der Consulter Avanade hat seine Thesen in dem Papier "Make information available to those who need it" ausgeführt.