Der Primus der PC-Hersteller kündigte an, für 2,7 Milliarden Dollar den Netzwerkausrüster 3Com zu kaufen. Volle Kassen auf der einen, Schnäppchenpreise auf der anderen Seite - das jüngste Beispiel macht deutlich, warum die Übernahmewelle rollt.
Schon in den vergangenen Monaten haben sich etliche IT-Konzerne durch große Übernahmen gestärkt. Der Datenbank-Anbieter Oracle - für seine aggressive Gangart berüchtigt - kauft für 7,4 Milliarden Dollar den Software- und Server-Spezialisten Sun, wenn die Europäische Kommission zustimmt. Die beiden Hardware-Hersteller Xerox und Dell übernahmen IT-Dienstleister. Und IBM zahlt die 1,2 Milliarden Dollar für SPSS - einen Anbieter von Analyse-Software - fast aus der Portokasse.
Die Ausläufer der Übernahmewelle erreichten auch den deutschen Markt: Die Software AG aus Darmstadt investiert knapp 500 Millionen Euro in den Kauf des Unternehmens IDS Scheer, das sich als IT-Berater einen Namen gemacht hat. Gemeinsam erreichen die beiden hiesigen Branchengrößen einen Umsatz von einer Milliarde Euro.
"Cloud Computing und Virtualisierung zwingen die IT-Konzerne zu Übernahmen", sagt Analyst Rüdiger Spies beim amerikanischen Marktforschungsunternehmen IDC. Unter den Schlagworten verbergen sich die zunehmende Vernetzung von Rechnern und die Bereitstellung von Dienstleistungen über das Internet. Dabei spielt die Hardware eine immer geringere Rolle. Es kommt auf die intelligente Software an, damit kein Datenchaos entsteht.
So sehr sich die Geschäfte der Übernahmekandidaten unterscheiden, ein Trend zeichnet sich ab: Die Käufer bauen ihre Produktpalette aus. "Alles aus einer Hand", lautet die Devise - die Kunden sollen ein Produkt bei einem einzigen Zulieferer bestellen können. So brüstet sich HP nach dem 3Com-Deal, dass man Kunden eine komplette Netzwerk- Infrastruktur anbieten könne. "Neben Innnovationskraft ist Größe ein entscheidendes Element in der IT geworden", sagt Spies.
Als die IT-Branche am Abgrund stand
Doch warum können sich die IT-Konzerne die Übernahmen leisten, wo doch etwa kaufwütigen Finanzinvestoren das Geld ausgegangen ist? Durch schnelles und eisernes Sparen, sagt Branchenkenner Spies: "Die IT-Manager haben aus der Dotcom-Blase 2000/2001 gelernt." Damals stand die ganze Branche am Abgrund, weil die Firmen selbst dann noch mit Geld um sich schmissen, als die Krise unübersehbar war. "Die gleiche Generation Manager ist noch heute am Ruder und sie haben schon sehr früh auf die Kostenbremse getreten."
Das gesparte Geld können sie jetzt gewinnbringend einsetzen. Einen Geschäftszweig haben sie besonders im Blick: Das höchst profitable Geschäft mit IT-Dienstleistungen, das etwa IBM auch noch in der Krise üppige Margen bringt. Auf den Spuren des Computer-Veteranen hat dieses Jahr Dell die IT-Beratungsfirma Perot Systems für 3,5 Milliarden Dollar gekauft, Xerox steckte 6,4 Milliarden Dollar in den IT-Dienstleister Affiliated Computer Services. Bereits im vergangenen Jahr verleibte sich HP die Beratungsfirma Electronic Data Systems (EDS) ein.
Die Übernahmewelle dürfte so bald nicht abebben. Experten trauen vor allem IBM und Cisco weitere Milliarden-Investitionen zu. Doch die Zeit drängt. Nachdem die Wirtschaftskrise die Aktienkurse einbrechen ließ, steigen die Preise schon wieder. "Jetzt ist es noch günstig", sagt Analyst Spies.
Die Auswahl auf dem Markt sei aber mittlerweile deutlich geschrumpft, was neben den kauffreudigen Konzernen auch Nostalgiker bedauern dürften: "Es macht mich schon ein wenig traurig, dass so viele klangvolle Namen in der IT-Welt verschwinden", sagt Spies. (dpa)