Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sind nicht immer einer Meinung. Auch beim Thema Digitalisierung scheiden sich oft die Geister. Auf der einen Seite die Traditionalisten mit ihrer "das-haben-wir-schon-immer-so-gemacht-und-das-ist-auch-noch-sehr-erfolgreich"-Mentalität. Auf der anderen Seite die ambitionierten Start-ups und Newcomer, die alles hinterfragen und erneuern wollen. Möge der Wettstreit beginnen!
Die Realität zeigt: ganz so simpel ist es natürlich nicht. Der digitale Wandel ist manchmal nicht nur schwarz oder weiß, sondern hat verschiedene Ausprägungen. Klar ist aber: Wir leben unzweifelhaft in einer Zeit, die geprägt ist durch stetige Veränderung und Erneuerung - willkommen im Innovationszeitalter.
Was ist Innovation?
Dementsprechend stellt sich die Frage, was Innovation überhaupt bedeutet. Abgeleitet aus dem Lateinischen, bedeutet es wörtlich "Erneuerung". Seine heutige wirtschaftliche Prägung erhielt das Wort vor allem durch den Soziologen Joseph Schumpeter Anfang des 20. Jahrhunderts. In diesem Zusammenhang sprach er von einer "schöpferischen Zerstörung" als einem durch den Wettbewerb ausgelösten und stetigen Erneuerungs- und Verbesserungsprozess, der sich auch auf einzelne Unternehmen sowie ihre Produkte und Dienstleistungen anwenden lässt.
Wenn wir heute also von Innovation sprechen, meinen wir in der Regel die konstruktive Erneuerung von etwas Bestehendem. Das kann ein Produkt, eine Dienstleistung oder eine Technologie sein, jedoch auch eine unternehmensweite Veränderung oder sogar die Erneuerung des Geschäftsmodells. Natürlich sind auch hier "Mischformen" möglich; nicht alles ist schwarz oder weiß.
Die Gesichter der Innovation
Innovativ sein – was bedeutet das überhaupt? Für Unternehmen, Behörden und andere Organisationen gilt heute vor allem die Notwendigkeit zur ständigen Erneuerung. Ob inkrementell, radikal oder disruptiv – es gibt verschiedene Gesichter und damit auch Formen der Innovation. Auch wenn die Wahrnehmung dessen häufig subjektiv ist, unterscheiden sich die verschiedenen Arten vor allem im Hinblick darauf,
wie hoch der Grad der Erneuerung ist,
was genau verändert wird und
wie umfangreich die Auswirkungen der Innovation sind.
Bei einer inkrementellen Innovation handelt es sich in erster Linie um die evolutionäre Weiterentwicklung von beispielsweise einem Produkt oder einer Dienstleistung. Etwas schon Bestehendes wird schrittweise verbessert oder angepasst, um neuen Kundennutzen zu erzielen, Kosten zu reduzieren, neue Märkte zu erschließen oder um auf externe Veränderungen wie neue Gesetzte reagieren zu können. Die inkrementelle Innovation kann sich auch auf die allmähliche Erneuerung von einzelnen Geschäftsprozessen beziehen,
Die radikale Innovation hingegen geht sehr viel weiter und hat einen revolutionären Charakter. Neue Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse mit ebenso neuen Eigenschaften und Formen sorgen dafür, dass komplette Branchen und Märkte weiterentwickelt werden. Bestehende Marktstrukturen werden durch eine revolutionäre Innovation verändert, jedoch nicht zerstört.
Die Erfindung der Blu-ray Disc als verbesserte Weiterentwicklung beispielsweise führte dazu, dass Presswerke ihr Produktionsverfahren veränderten und Händler ein neues Medium in ihr Sortiment aufnahmen.
Bezogen auf die Veränderung eines Unternehmens, einer Behörde oder einer anderen Organisation bedeutet das: Mehrere, wesentliche Felder eines Geschäftsmodells werden erneuert, jedoch nicht das Geschäftsmodell insgesamt.
Last, but not least, ist die disruptive Innovation eines der prägenden Themen der letzten Jahre, da sie in Bezug auf den Umfang und die Wirkung der Veränderung deutlich weiter geht, als alle Innovationsformen zuvor. Disruptive Innovationen greifen den Status quo an, indem sie eine Veränderung des Kundenverhaltens bewirken, neue Märkte erfinden und bestehende Spielregeln fundamental stören.
Im Unterschied zur inkrementellen und radikalen Innovation ist Disruption in den seltensten Fällen selbst intendiert. Bestehende Unternehmen, Behörden und andere Organisationen können sich meist nicht selbst "disrupten", sondern werden beispielsweise durch Start-ups gestört und oft sogar verdrängt.
Neue Player mit neuen Geschäftsmodelle erschließen neue Märkte. Vereinfach gesagt, sorgen die oftmals auf neuen Technologien basierenden, disruptiven Innovationen dafür, dass bestehende Produkte oder Dienstleistungen nicht mehr benötigt werden. So resultiert die steigende Beliebtheit von digitalen Streaming-Diensten wie Netflix – um nur eines der zahlreichen Beispiele zu nennen – etwa in massiven Existenzschwierigkeiten von Presswerken und Videoverleihen.
Fazit
Grundsätzlich sollte inzwischen jedes Unternehmen, jede Behörde, jede Organisation und damit auch jede Branche den digitalen Wandel für sich nutzen und Innovation als Chance verstehen. Stärkt man seine Kernkompetenzen durch die Nutzung der Digitalisierung, geht man einen Schritt weiter, statt stehen zu bleiben.
Erfolg im digitalen Zeitalter lässt sich vor allem durch regelmäßige Evaluation der eigenen Strategie erreichen. Aber auch ein gutes Gespür für Tendenzen und Entwicklungen ist wichtig. Den Innovationsstil, der sich gleich einer Erfolgsschablone auf alle Situationen und Marktverhältnisse übertragen lässt, gibt es sowieso nicht.
Wichtig ist, dass man eine Form der Innovation etabliert, der zum jeweiligen Bereich und Thema, aber auch zur eigenen Organisationskultur passt. Ist dies nicht aus eigener Kraft möglich, sollte man sich Hilfe von einem Unternehmen suchen, das die verschiedenen Innovationsarten begreift und sich auf praktische Unterstützung versteht.
Nicht jeder kann und sollte eine disruptive Innovationskultur entwickeln. Auch digitale Technologien an sich sind keine Disruptoren. Wohl aber begreifen disruptive Player oft stärker als etablierte Unternehmen, dass Innovation in erster Linie stets vom Kunden und seinen Bedürfnissen ausgeht. Fest steht ohnehin zweifellos: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit – früher oder später! Und wer nicht innovativ ist, verharrt im Heute, das morgen schon gestern gewesen sein wird.