Socialcast hat sich spezialisiert auf Tools, mit denen Unternehmen Communities für ihre Mitarbeiter rund um Informationen und Geschäftsanwendungen nutzen können. Die Software wird als Hosted Service, Private-Cloud- oder Vor-Ort-Installation geliefert. Eine Basisversion gibt es kostenlos. Zu den Kunden zählen bisher unter anderem Nokia, Philips, SAS – und VMware selbst.
Der Kauf von Socialcast ist in einer Reihe mit den vor kurzem erfolgten Akquisitionen von SlideRocket (Online-Präsentationen für Cloud Computing) und Zimbra (Web Application Suite für E-Mail und Kalender) zu sehen. VMware hat die steigende Anzahl von Geräten unterschiedlicher Herkunft im Auge, mit denen Angestellte heute arbeiten: Neben PCs sind das Notebooks, Tablet-PCs oder Smart Phones. Und gerade diese mobilen Geräte, die die Unternehmen überschwemmen, werden auch außerhalb der Firmengrenzen benützt – sei es auf Dienstreise, zu Hause oder sonst wo.
Damit geraten Anmeldeprozeduren für die Mitarbeiter und die gespeicherten Unternehmensdaten unter Druck, da die bisherigen Schutzmechanismen wie Firewalls, Identity und Access Management oder Datensicherung gegen unbefugten Zugriff nicht mehr zu 100 Prozent greifen. VMware will sich um den ganzen Software-Stack oberhalb der virtualisierten Server und Desktop-PCs kümmern und ihn in einer sicheren Umgebung für mobile User zur Verfügung stellen.
Zentrales Element ist dabei der Horizon App Manager. Mit dieser Plattform können Unternehmen den Übergang von einer gerätezentrischen auf eine personenkonzentrierte Verwaltung der verschiedenen Geräte und Geschäftsanwendungen bewältigen. Das bedeutet laut VMware in der Praxis, dass die mobilen Mitarbeiter sich von überall her sicher auf ihren persönlichen Account einloggen können.
Für Intranet-User hatte Sun schon vor Jahren eine ähnliche Lösung mit Namen "Sun Ray" eingeführt. Damit konnten sich Mitarbeiter eines Firmennetzwerkes an jedem beliebigen PC ihres Unternehmens mit Namen und Passwort anmelden und dann auf ihre gewohnte Arbeitsumgebung zugreifen.
Manfred Schulz, Director Systems Engineering bei VMware, bestätigt im Gespräch mit CIO Drilldown Virtualisierung, dass es dem Hersteller vor allem darum geht, das klassische Identity und Access Management für die heutige mobile Welt nutzbar zu machen.
Identity und Access Management für die mobile IT
Dabei sind Missverständnisse darüber aufgekommen, dass die VMware-Plattform gegenwärtig lediglich für die Authorisierung von Google Apps unter dem Betriebssystem Android bereit sei. Schulz führt dazu aus: "Wenn neue Mitarbeiter ins Unternehmen kommen und nun Konten in verschiedenen SaaS-Anwendungen (Software as a Service) angelegt werden müssen, tritt der Horizon App Manager in Aktion und legt die entsprechenden Konten automatisch an. Bei einem späteren Austritt aus dem Unternehmen können sie auch wieder deaktiviert werden." Das sei im Augenblick bereits mit Google Apps möglich.
Schulz: „Weitere Anwendungen werden sukzessive folgen und ebenfalls in den Verteilungsmechanismus integriert werden." Single-Sign-on werde hingegen für fast alle am Markt verfügbaren SaaS-Anwendungen schon jetzt unterstützt. Mehr als 50 Anwendungen seien bisher von VMware explizit getestet und zertifiziert worden.
Socialcast, SlideRocket und Zimbra erweitern diesen Ansatz um Kommunikations- und Kooperationsanwendungen zwischen den virtuellen Teams und ihren mobilen Geräten. In den Worten von Brian Byun, General Manager Cloud Applications bei VMware: "Die Post-PC-Ära muss als neue Methode verstanden werden, wie immer mehr in den Unternehmen auf der Ebene von Social Media, in Echtzeit und kooperativ gearbeitet wird."
VMware will dabei sein, wenn sich diverse Cloud-Modelle und -Applikationen in den Unternehmen durchsetzen. Collaboration-Tools sind dabei an sich nichts Neues. Microsoft und Lotus Notes/IBM gehen seit Jahren mit diesem Ansatz hausieren. Groß durchgesetzt haben sie sich nicht. Klassische Mittel wie persönlicher Kontakt, SMS, E-Mail oder Telefonate per Festnetz oder Handy werden so schnell nicht aussterben. Das zeigt auch das Desaster des angeblich so revolutionären Video-Conferencing. Das kostet viel und bringt wenig Neues. Und hat sich nicht durchgesetzt.
VMware könnte in die gleiche Falle tappen
Neue Kommunikationsmittel bedeuten erst einmal nicht den Tod der bisherigen. Das Radio bedeutete nicht das Ende der Tageszeitungen, das Fernsehen nicht das Ende des Radios, das Internet nicht das Ende des Fernsehens. Und ob wir wirklich mit der Menge der mobilen Geräte in die "Post-PC-Ära" eintreten werden, ist noch lange nicht ausgemacht.