Der israelische Bestsellerautor Yuval Noah Harari ("Eine kurze Geschichte der Menschheit") wünscht sich eine Entschleunigung bei der Nutzung von Informationen. "Mit Information ist es wie mit Nahrung. Wir brauchen sie zum Überleben, aber zu viel davon bekommt uns nicht. Genauso ist es, wenn man sich mit immer mehr Information zustopft", sagte der Historiker, der an der Hebräischen Universität Jerusalem lehrt, dem Magazin "stern". "Wir müssen uns Zeit nehmen, die Dinge zu verdauen, sie zu verstehen und zu durchdringen. Ich glaube, die Welt braucht eine Informationsdiät."
Mehr Information in Umlauf zu bringen, führe "nicht zwangsläufig zu mehr Erkenntnis und Einsicht, sondern potenziell zum Gegenteil. Heute wie damals sind die meisten Informationen, die im Umlauf sind, nicht wahr", sagte Harari. Die Menge an Informationen in der heutigen Zeit führe dazu, dass die Menschen einander nicht mehr zuhörten und sich nicht auf Fakten einigen könnten. "Wir müssten eigentlich sagen: Seid vorsichtig! Unterscheidet zwischen schädlichen und gesunden Informationen!"
Warnlabel für Social-Media-Plattformen
Warnlabel für Informationen, ähnlich wie etwa auf Zigarettenschachteln oder Chipstüten, könnten den Menschen helfen, schlägt der 48-Jährige vor. "Da steht ja auch drauf: "Enthält 40 Prozent Fett, Zucker und eine Menge Salz. Du kannst die Chips trotzdem essen. Aber du weißt, was du dir damit antust."
Zum Beispiel bei Tiktok-Videos könne ein Warnhinweis vorgeschaltet sein - "etwa: enthält 40 Prozent Gier und 20 Prozent Wut. Wenn ich mein Hirn damit füttern will: okay. Aber ich weiß, worauf ich mich einlasse".
Das Sachbuch "Eine kurze Geschichte der Menschheit", in dem Harari erklärt, wie der Mensch die Vorherrschaft auf der Erde übernehmen konnte, machte den Historiker weltweit bekannt. Sein neuestes Buch "Nexus" erscheint am 10. September. Darin zeigt der Autor, wie die Weitergabe von Informationen unsere Welt zugleich auf- und umgebaut hat, und warnt vor den Folgen der rasanten Entwicklung Künstlicher Intelligenz (KI) für die Menschheit und die Demokratie. (dpa/pma)