Browser-Geschichte

Die wichtigsten Browser der vergangenen 15 Jahre

17.12.2009 von Redaktion PC-Welt
Mosaic, Netscape, Microsoft Internet Explorer, Opera, Mozilla Firefox, Apple Safari, Google Chrome - wir zeigen anhand von 15 Beispielen, wie sich die Browser von 1993 bis heute entwickelt haben.

Das www mit seiner grundlegenden Hyperlink-Struktur wurde zwar bereits 1991 frei gegeben. Doch um unser heute typisches Surferlebnis zu bekommen, benötigte man dafür noch den passenden Browser. Den gab es seit 1993 mit Mosaic. Der vom NCSA entwickelte Mosaic ermöglichte erstmals die unkomplizierte zeitgleiche Darstellung von Text und Bild im Browser. Seine Entwickler übernahmen Bedienelemente früherer Browser für Mosaic: Beispielsweise die Vor- und Zurück-Buttons oder die Lesezeichen.

Ihren Durchbruch schaffte die Browser-Technologie von Mosaic aber unter einem anderen Namen, nämlich als Netscape Navigator.

Aus Mosaic wurde Netscape.

1994 gründete Mosaic-Mitentwickler Marc Andreessen die Firma Netscape, die Mosaic zum Netscape-Browser weiterentwickelte. Dieser anfangs als Mosaic Netscape 0.9 bezeichnete Browser basierte auf den Code von Mosaic. Andreessen benannte den Browser schließlich in Netscape Navigator um, am 15. Dezember 1994 erschien Netscape Navigator 1.0. Er schaffte bald 90 Prozent Marktanteil – diese marktbeherrschende Position konnte Netscape Navigator verteidigen, bis Microsoft aufwachte und mit dem Internet Explorer zum Gegenschlag ausholte. Im Jahr 2000 hatte Netscape nur noch ein Prozent Marktanteil.

Im April 1995 dominierte der durch Browser verursachte Traffic bereits das Internet. 21 Prozent des gesamten Internet-Traffics war klassischer Webtraffic, gefolgt vom FTP-Traffic mit 14 Prozent.

Der Internet Explorer von Microsoft.

1995 erwachte ein schlafender Riese. Denn Microsoft alias Bill Gates hatten die Bedeutung des neuen Mediums Internet lange Zeit völlig unterschätzt. Doch Microsoft startete eine beeindruckende Aufholjagd mit dem Internet Explorer, der 1995 in Version 1.0 erschien – damals als Bestandteil des Windows 95 Plus! Pack.

Der Internet Explorer basierte ebenfalls auf Mosaic, Mosaic war also die Mutter aller Browser. Microsoft verknüpfte den Internet Explorer fest mit seinem Windows-Betriebssystem und verschaffte dem Internet Explorer damit einen erheblichen Startvorteil gegenüber allen Konkurrenten. Für den Internet Explorer verlangte Microsoft zudem keine Gebühren, er war Freeware (Microsoft selbst zahlte allerdings für die Benutzung des Mosaic-Quellcodes Lizenzgebühren).

Bereits nach zwei Jahren trug das Freeware-Bundle-Prinzip Früchte: Der Internet Explorer hatte Netscape als führenden Browser abgelöst, 49 Prozent der Internetnutzer surften mit dem IE, 46 mit Netscape. Für die Auseinandersetzung zwischen dem Microsoft Internet Explorer und dem Netscape Navigator setzte sich bald der Begriff "Browserkrieg" durch.

Ärger für Microsoft: Zwei neue Herausforderer und ein Staatsanwalt

Opera

1997 ging ein weiterer Browser an den Start, der Wikinger-Browser aus Norwegen von Opera Software: Opera. Bis heute nimmt Opera eine Außenseiterrolle ein, obwohl der Browser technisch vollauf überzeugen kann. Sein derzeitiger Marktanteil beträgt knapp über ein Prozent.

Mozilla

1998 trat ein Herausforderer in den Ring, der Microsoft nach einiger Zeit das Fürchten lehren sollte - und den eigentlichen Netscape-Browser endgültig vergessen machen sollte. Die Rede ist von Netscapes neuem Mozilla-Projekt, das von Anfang an als Open Source-Projekt startete. 2003 wurde aus der Mozilla Organisation die Non-Profit-Mozilla-Stiftung.

Staatsanwalt David Boies

Die marktbeherrschende Stellung von Microsoft rief Kritiker hervor. Und die US-Justiz reagiert, 1998 begann das Kartellverfahren gegen Microsoft wegen der Bündelung von Windows und Internet Explorer, wodurch die dominierende Stellung des Internet Explorers erst möglich wurde.
Staatsanwalt David Boies führte den Kampf gegen Microsoft – und gewann. Microsoft erklärte sich 2001 bereit, seine Programmierschnittstelle anderen Unternehmen zur Verfügung zu stellen.

AOL

1998 kaufte AOL Netscape. AOL wollte den Netscape-Browser zu altem Glanz verhelfen, doch das Vorhaben scheiterte kläglich. 2007 beendete AOL sein Engagement für Netscape endgültig.

Und noch zwei weitere Herausforderer

Apples Browser Safari

2003 stellte Apple seinen Browser vor: Safari. Safari wurde schließlich zum Standard-Browser von Apples MacOS. Im Juni 2007 dehnte Apple Safaris Lebensraum auf Windows XP aus. Seitdem konkurriert Safari mit Internet Explorer und Firefox sowie Opera um die Gunst der meisten Internet-Nutzer. Auf dem iPhone ist Safari ohnehin der Standard-Browser. Die aktuelle Version von Safari stellt Websites sehr schnell dar und kann technisch vollauf überzeugen. Der Marktanteil von Safari beträgt weltweit allerdings weniger als ein Prozent.

Firefox

2004 stellte die Mozilla Foundation eine Betaversion von Firefox vor. Auf den Namen Firefox hörte der neue Browser seit Version 0.8, zuvor hieß er Firebird. Von der damals bereits erhältlichen Mozilla Suite unterschied er sich dadurch, dass er nur die Surf-Funktionen eines Browser bereit stellte, wohingegen die Mozilla-Suite ein umfassendes Internet-Werkzeug sein sollte und beispielsweise auch als Mailclient, Kalender und HTML-Editor fungierte.

Das neue schlanke Konzept wurde ein voller Erfolg, Mozilla Firefox entwickelte sich bald zu einem echten Konkurrenten für den Microsoft Internet Explorer, der 2004 einen Marktanteil von 87 Prozent für sich behaupten konnte. Das sollte sich bald ändern...

EU-Wettbewerbshüterin Neelie Kroes versteht keinen Spaß.

2007 reichte Opera Software bei der EU-Kommission eine Wettbewerbsklage gegen Microsoft ein. Opera sah sich durch die enge Integration des Internet Explorers in Windows benachteiligt. EU-Wettbewerbshüterin Neelie Kroes nahm den Kampf gegen Microsoft auf.

SANS-Institut

Im Jahr 2008 konnten alle Browser zusammen einen wenig schmeichelhaften Rekord verzeichnen: Sie führten die Liste der zehn größten Internet-Schwachstellen des SANS-Instituts an.

Google Chrome

Im September 2008 startete der Suchmaschinen-Gigant das Projekt "Browser-Herrschaft", um es einmal flapsig zu formulieren. Google stellte nämlich den quelloffenen Browser Chrome für das Windows-Betriebssystem vor. Wie nahezu immer bei Google war auch Chrome mit dem Label "Beta" gekennzeichnet, was bei Google ja fast schon ein Marketing-Gag ist. Im Juni 2009 folgten Developer-Versionen für Linux und MacOS. Die aktuelle Version von Google Chrome ermöglicht dem Internet-Benutzer ein flottes Surferlebnis, kann aber nur einen geringen Marktanteil verbuchen: 3,7 Prozent.

Das Imperium schlägt zurück

Der Internet Explorer 8

Im März 2009 stellt Microsoft endlich eine neue Version des Internet Explorers vor. Internet Explorer 8 ist Microsofts Antwort auf die vielen Innovationen, die Firefox, Safari, Opera und Chrome gebracht haben und den Internet Explorer mitunter ganz schön alt aussehen ließen. Zuletzt konnte der Internet Explorer 68 Prozent Marktanteil behaupten (alle Marktanteilangaben stammen von Janco Associates).

Firefox 3

Im Juni 2009 legte Mozilla mit Firefox 3.5 nach: Firefox 3.5 kann zwar nicht für sich in Anspruch nehmen, der schnellste Browser zu sein, doch er ist eine rundum gelungene Lösung mit vielen spannenden Features wie Private-Browsing-Modus, einer verbesserten Unterstützung von Webstandards, Location Aware Browsing und der neuen JavaScript-Engine TraceMonkey.

Marc Andreessen

Am 13. August 2009 gab er Netscape-Gründer Marc Andreessen bekannt, dass er das Browser Start-up RockMelt gegründet hat. Seitdem kursieren die Gerüchte über die Ziele dieses Unternehmens: Plant der Browser-Veteran einen neuen Browser, vielleicht mit dem Schwerpunkt auf Social Networking Sites wie Facebook?