Der enge Bezug von Microsofts SQL Server 2008 R2 zu Office Suite 2010 und Sharepoint 2010 macht die Verwaltung der Systemumgebung leichter. Die Datenbankplattform ist für den Anwender in der Regel nicht das Interface, sondern als Mensch-Maschine-Interface spielt hier die Applikation eine primäre Rolle. Erst wenn Störungen auf der DB-Server-Seite auftreten, bekommt dies auch der Applikationsanwender in Form einer Problem-Meldung zu spüren. Eine stabile HW-Infrastruktur in Verbindung mit einem schnellen Netzwerk mit redundanten Datenpfaden und hochverfügbare, redundant ausgeführte Services sind für ein modernes Unternehmen existenziell.
Auch wenn im Unternehmen mehr oder weniger Einigkeit über die Service-Verfügbarkeit besteht, divergieren die Ansprüche seitens der Systemadministration und den Fachabteilungen in einigen Punkten.
Welche Funktionen Microsofts SQL Server 2008 R2 für den Systemadministrator bietet, erläutern wir Ihnen in diesem Artikel.
Die Hub and Spoke Speicherarchitektur
Mit der "Hub and Spoke-Architecture" geht der SQL Server 2008 R2 mit der neuen Edition "Parallel Data Warehouse" auf die Bedürfnisse der Administratoren ein. Diese Speicherarchitektur hat den Vorteil, dass ein zentrales Data Warehouse (DWH) auf leistungsfähiger Hardware (Enterprise Systeme) im Unternehmen realisiert ist. Im Personalbereich (HR), im Verkauf oder in der Finanzabteilung kann dann ein für den Fachbereich optimiertes DWH zum Einsatz kommen.
In allen Fällen führt der Informationsfluss über das zentrale DWH, auch wenn beispielsweise die Abteilungen Verkauf und Personal in dem einen Gebäude untergebracht sind und das Rechenzentrum (RZ) einige Kilometer entfernt in einem anderen Gebäude zu Hause ist. Diese Topologie ist auch als Stern-Aufbau bekannt und wird oft eingesetzt. Die zentrale Datenhaltung mit lokalen Satelliten führt einerseits zu einer optimierten Datensammlung im zentralen DWH und andererseits zu einem angepassten lokalen DWH. Da der Zugriff auf Daten bei Auswertungen eher lesend erfolgt, kommt es hier nicht zu dem Problem der inkonsistenten Datenbestände und der notwendigen intelligenten Synchronisation.
Dem Ziel der integrierten Geschäftsabwicklung über Applikationsgrenzen hinweg, kommt man mit dieser Enterprise Application Integration (EAI) näher.
Integrierte Assistenten
Integrierte Assistenten unterstützen beim schnellen Einrichten und Registrieren von Instanzen und Komponenten im zentralen Repository. Der SQL Server Export- und Import-Wizard liegt in einer 32- und 64-Bit Version vor. Er unterstützt beim Erstellen der Datenpakete den Austausch zwischen unterschiedlichen Datenformaten wie Datenbanken, Tabellenkalkulationen oder CSV-Dateien. Daneben kann auch gleich beim Import eine neue Datenbank eingerichtet werden. Als Datenquelle lässt sich dabei ein Framework für ODBC, Oracle, SQLServer, ein Flatfile (CSV), MS OLE DB Provider für Analysis Services 10.0, SQLServer oder der SQL Server Native Client 10.0 nutzen.
Möchte man komplette Datenbanken von einer Server-Instanz auf eine andere verschieben oder kopieren, steht der "Copy Database Wizard" im "SQL Server Management Studio" dafür parat. Auch die neuen Services des R2 sind als OS-Prozesse ausgeführt und können daher wie jeder andere Service administriert werden.
Mit dem neu eingeführten "Master Data Service" ist es möglich, ein zentrales Repository für sogenannte Master-Daten zu implementieren. Diese können dann gleichzeitig in unterschiedlichen Applikationen eingesetzt werden. Die zentrale Speicherung hat wiederum für die Systembetreuer einen minimierten Wartungsaufwand zur Folge.
Für den DB-Administrator stellt sich immer die Frage nach der Verwaltbarkeit des Servers und dem Automatisieren von Abläufen. Die Unterstützung für die PowerShell 2.x seit SQL Server 2008 wurde auch im R2 weiter ausgebaut.
Administrieren mit dem SQL Server Management Studio
Grundsätzlich bietet das "SQL Server Management Studio" optimale Möglichkeiten, den SQL Server zu administrieren. Zentrales Element ist dabei der Objekt-Explorer, der Informationen über die registrierten Server sammelt. Die eigentlichen Datenbanken inklusive der Sicherheitsmechanismen können verwaltet werden. Das Policy-Management und die Replikation lassen sich dort konfigurieren. Für einen kurzen "Alles okay"-Blick bietet das neue Dashboard eine hilfreiche Darstellung diverser Server- und Datenbank-Parameter.
Zwischen dem Objekt- und dem Utility-Explorer kann leicht gewechselt werden; Letzterer gibt eine aktuelle oder kumulierte Auswertung über definierte Zeiträume inklusive Peaks der Systemressourcen wieder. Vergleicht man die CPU-Nutzung der Instanz mit dem Gesamtsystem, stößt man sehr schnell auf Probleme und deren Lösung.
Das Monitoring und die Administration vieler DB-Instanzen wird durch das Multi-Server-Management stark vereinfacht. Multi-Server-Management mittels DAC erlaubt das Verschieben von DB-Instanzen von einem Server auf einen anderen. Dafür werden alle notwendigen Informationen (Login, Stored Procedures) in Form von XML-Dateien in einem komprimierten DAC-Archiv abgelegt. Das SQL-Server-Management-Studio wurde dafür um den "Utility Explorer" erweitert, der als Management-Zentrale und Monitoring-Instrument dient.
Die SQL-Server-Integration-Services (SSIS)-Pakete können direkt vom SQL-Server, vom lokalen Dateisystem oder vom SSIS-Package-Store geladen und über das Tool "Execute Package Utility" ausgeführt werden.
Überwachung mit Utility Control Point UCP
Damit eine Überwachung im Utility-Explorer möglich ist, müssen einige Vorbereitungen auf der Instanz-Seite getroffen werden. Ein neuer Utility-Control-Point (UCP) kann mit dem Wizard eingerichtet werden. Das Schema, die DB-Jobs und die Policies dazu werden in der Instanz eingepflegt; auf dem Server werden die zugehörigen Utility-Management-DWH angelegt.
Periodisch werden nach dem Start des SQL-Server-Agents die gewünschten Daten an die UM-DWH gesendet. Oracles Grid-Control- und DB-Consolen-Agent arbeiten nach dem gleichen Prinzip des lokalen Agents und einem zentralen GC-Repository und entsprechen damit dem klassischen Client-Server-Modell.
Für den Agent müssen einige Vorgaben eingehalten werden. Diese werden bereits vom UCP Wizard verifiziert und erleichtern es damit dem Admin, diese Prerequirements manuell zu überprüfen. Damit wird das Einrichten der UCP auf den und für die Instanzen – für das Monitoring und auch für Applikationen basierend auf den Datenlayern – durch fünf Wizard-Schritte erleichtert. Multi-Instance-Management bietet eine skalierbare Managementplattform für alle SQL-Server-Instanzen im Unternehmen und eine zentrale Überwachung.
Management Policies
In jedem Unternehmen gibt es Normen und Anweisungen, die in besonderem Maße für die IT-Abteilung gelten. Solche Vorgaben lassen sich am einfachsten mit sogenannten Policies – angepassten Konfigurationen – einhalten. Regelbasierte Setups (Policy-based Management Policies) definieren beispielsweise, ob der SQL-Server E-Mails versenden darf und ob SQL Mail aktiviert ist oder nicht. Diese Regel können erstellt und rekonfiguriert werden. Zusätzlich lässt sich der SQL Server auf Konformität verifizieren. Gibt es Abweichungen, so kann dieser über die Policy konfiguriert werden, um Compliance zu erreichen. Im SQL Server Management Studio ist dazu im Objekt-Explorer die Ebene "Management: Policy Management" zu wählen.
Der SQL Server Configuration Manager ist als Plugin für die Microsofts Management Console (MMC) ausgeführt und erlaubt das Starten und Stoppen der gewünschten Services für die Datenbank. Neben dem DB-Server sind die Server-Integration-, Server-Analysis- und Server-Reporting-Services als aktive Prozesse gestartet.
Für die Automatisierung mittels Transact-SQL und Skripts sind für den SQL-Administrator mit starker Affinität zur Kommandozeile auch weiterhin "sqlcmd" zur Verwaltung verfügbar. Es lässt sich auch eine Verbindung zu einer niedrigeren Version aufbauen (Abwärtskompatibilität). Die Verbindung kann bei Verfügbarkeit von gültigen Zertifikaten auch über Secure Socket Layer (SSL) verschlüsselt werden.
Multi-Instanz- und Applikations-Management
Das Multi-Instanz- und Applikations-Management basiert im neuen SQL Server 2008 R2 auf der Enterprise-Management-Fähigkeit seiner Vorgänger. Ziel ist es, den DB-Administrator durch die Reduzierung von administrativen Tasks zu entlasten. Die Policy-basierte Konfiguration und die Automatisierung von Abläufen sollen dabei ebenfalls helfen.
Über Server-Management-Objects (SMO) – das ist ein erweitertes Application-Programming-Interface (API) – können Entwickler auf das neue Management-Framework zugreifen und so ebenfalls Applikationen dafür entwickeln.
Microsofts PowerShell ist im R2 um spezifische SQL-Kommandos erweitert worden:
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Inovke-Sqlcmd
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Invoke-PolicyEvaluation
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Encode-SqlName
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Decode-SqlName
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Convert-UrnToPath
Fazit
Microsoft wird den unterschiedlichen Anforderungen an den Datenbankserver mit dem neuen SQL Server 2008 R2 gerecht. Zentrale Systeme, Services und Repositories reduzieren den Verwaltungsaufwand und erleichtern gleichzeitig die Umsetzung der Anforderungen aus den Fachabteilungen.
Zahlreiche Assistenten helfen bei der Installation, Konfiguration und beim Betrieb des DB- und DWH-Servers. Neue Dashboards unterstützen beim Monitoring und bei der Einhaltung der Service-Level-Agreements (SLA), indem Störungen oder Ressourcenengpässe rasch erkannt werden.
Die Annäherung an diverse Features und Tools aus dem Haus Oracle ist kaum zu übersehen. (cvi)