Unternehmen müssen ihren Mitarbeitern längst mehr bieten als einen monatlichen Gehaltsscheck – und sie tun das in aller Regel auch. Fast unüberschaubar ist mittlerweile die Palette an so genannten Fringe Benefits, also den für die Belegschaft angebotenen Nebenleistungen.
Das geht aus einer Studie des HR-Dienstleisters Aon Hewitt unter 57 deutschsprachigen Firmen hervor. Diese zeigt unter anderem, dass sich seit 2009 in diesem Feld jede Menge verändert hat. Und dass sich viele Firmen nicht präzise darüber im Klaren sind, was sie so alles aus welchen Gründen anbieten.
So kennt ein Fünftel der Befragten den Umfang und Wert ihrer angebotenen Nebenleistungen gar nicht oder nur teilweise. „Fast die Hälfte der Firmen kann ihre Nebenleistungspolitik nicht ins Verhältnis zum Markt setzen“, heißt es in der Studie. Keine Firma sehe sich selbst in diesem Bereich als marktführend oder im oberen Quartil positioniert, was auf ein fehlendes Benchmarking zurückzuführen sei. Bisher gibt es nur bei einem Viertel der Unternehmen Erhebungen und Umfragen zur Wahrnehmung der Nebenleistungen durch die Mitarbeiter, ein weiteres Viertel überprüft diese noch gar nicht.
Im Mittel machen Nebenleistungen mittlerweile 14 Prozent der Gesamtvergütung in den Unternehmen aus. Allerdings ist ihre Bedeutung seit Ende der Wirtschaftskrise von 2009 tendenziell gesunken. „Nachdem die Unternehmen wieder Budgets für Gehaltserhöhungen und Boni haben, hat sich die strategische Wichtigkeit der Nebenleistungen reduziert“, so Aon Hewitt.
Nichtsdestotrotz rechnen etwa 70 Prozent der Firmen damit, dass der Anteil der Nebenleistungen an der Gesamtvergütung künftig steigen wird – sowohl im eigenen Haus als auch insgesamt. Konkret erwarten die Befragten in mehreren Feldern eine Bedeutungszunahme. 45 Prozent sagen das für die Gesundheitsvorsorge, 39 Prozent für die Altersvorsorge. Fast ein Viertel nennt die Work-Life-Balance der Mitarbeiter. Dahinter folgen mit Werten bereits unter 20 Prozent Kinderbetreuung und flexible Arbeitszeiten.
Diese beiden Benefits prägten gemeinsam mit der Weiterbildung vor zwei Jahren noch in höchstem Maße die Wahrnehmung von Mitarbeiterseite. Inzwischen sind ganz andere Aspekte in diesem Ranking vorne. Kantine und Essenbons sowie der Firmenwagen liegen hier mit deutlich über 50 Prozent ganz vorne. Zwei Fünftel nennen Garagen- und Parkplätze.
Dienstautos: Leasingrate entscheidet
Es verwundert daher kaum, dass 100 Prozent der Teilnehmer Dienstwagen in ihrem Benefits-Programm haben. Beliebteste Marke ist Audi. 33 Prozent der Flotten bestehen aus Ingolstädter Fahrzeugen. Insgesamt stehen deutsche Hersteller hoch im Kurs: BMW mit 32 Prozent, Mercedes mit 22 Prozent und VW mit 10 Prozent folgen auf den Plätzen. Beliebtestes Modell ist der 5er BMW, gefolgt von Audi A6 und Audi A4.
Ausschlaggebend bei der Wahl des Dienstwagenmodells ist in 59 Prozent der Fälle die Leasingrate. Knapp ein Drittel der Unternehmen entscheidet nach dem Bruttolistenpreis oder der Modell-Liste. Der Großteil der Fahrzeuge wird mit Full-Service-Vertrag geleast, meistens inklusive Inspektion und Winterreifen. Knapp die Hälfte dieser Kontrakte läuft über drei Jahre, mehr als ein Drittel über 48 Monate. Die maximale Kilometerleistung liegt im Median bei 48.000 Kilometern pro Jahr. Gekauft werden insgesamt nur 9 Prozent der Dienstwagen.
Der CO2-Ausstoß spielt bei der Auswahl der Fahrzeuge laut Studie eine zunehmende Rolle. 39 Prozent der Unternehmen legen hier Richtlinien fest, einen erkennbaren Trend zu Höchstwerten gibt es dabei allerdings nicht. Doch es zeichnet sich ab: Je höher die Hierarchiestufe, desto mehr Kohlendioxid darf verblasen werden. „Das liegt daran, dass dem Top-Management in der Regel größere PKW mit höherer Motorisierung zugestanden werden“, interpretiert Marco Reiners, Leiter des Vergütungsbereichs bei Aon Hewitt. „Doch selbst hier hält langsam der Umweltgedanke Einzug.“
Gesundheitsvorsorge oder medizinische Betreuung bieten mittlerweile 94 Prozent aller Unternehmen an. Drei Viertel haben einen Betriebsarzt. Im Speziellen bieten 84 Prozent Grippeimpfungen, 52 Prozent Vorsorgeuntersuchungen, 48 Prozent Raucherentwöhnung und 42 Prozent Ernährungsberatung an.
Von 43 auf 58 Prozent ist seit 2009 die Zahl der Firmen angestiegen, die Sabbaticals als Nebenleistung gewähren. Zu 45 Prozent geschieht dies als unbezahlter Sonderurlaub, zu 39 Prozent als reduzierte Arbeitszeit und zu 29 Prozent als vorgezogener Ruhestand.
Kommunikationskanal Intranet
Eine Form des Essenszuschusses gibt es in 91 Prozent der Unternehmen. Davon haben 83 Prozent eine Kantine, 6 Prozent geben Essensmarken aus, 11 Prozent kombinieren beides. Der tägliche Zuschuss pro Arbeitstag für die Kantine liegt zwischen den steuerfreien 0,77 Euro und 5,50 Euro. Im Mittel sind es 2 Euro.
44 Prozent der Firmen bieten laut Aon Hewitt Aktienkauf an, was im Schnitt von jedem dritten Mitarbeiter genutzt wird. Besonders häufige Nebenleistungen sind Parkplätze und Parkzuschüsse in 76 Prozent der Firmen, auch privat nutzbare Diensthandys und Freigetränke in jeweils über 60 Prozent der Unternehmen sowie Gesundheitsprogramme oder Sportvereinsmitgliedschaften und Geschenke zu besonderen Anlässen in mehr als 50 Prozent der Firmen.
Kommuniziert werden die angebotenen Nebenleistungen in 94 Prozent der Firmen via Intranet. Dahinter erst folgen mit 77 Prozent individuelle Gespräche und mit 71 Prozent Broschüren. 13 Prozent der Unternehmen machen ihr Angebot sogar im Internet bekannt.
Die Studie „Fringe Benefits Studie Deutschland. Ergebnisbericht 2011“ ist bei Aon Hewitt erhältlich.