Das Statistische Bundesamt hat für das zweite Quartal 2010 ein Wachstum der deutschen Wirtschaft um 2,2 Prozent ausgerechnet. Ein Ergebnis "so gut wie schon seit zwei Jahrzehnten nicht mehr", kommentieren die Marktforscher von IDC. In ihrer Studie "Der IT-Markt in Deutschland nach Branchen, 2009-2014" hat IDC untersucht, wie sich dieser Aufschwung auf die IT-Industrie auswirkt.
Ansteigende Investitionen der Gesamtwirtschaft und mehr Ausgaben durch die Konsumenten seien "ideale Rahmenbedingungen für den IT-Markt in Deutschland", heißt es in der IDC-Studie. Zwar werde sich das freundliche Klima dem Ifo-Index zufolge in den kommenden sechs Monaten geringfügig abschwächen; die Investitionsbereitschaft der Unternehmen in IT habe darunter aber nicht gelitten.
Im Gegenteil: IDC stellt sogar einen Anstieg der Investitionen fest und rechnet auch in den nächsten Monaten mit einer anhaltenden Belebung des IT-Marktes. "Allerdings ist zu beobachten, dass sich nicht alle Branchen gleich entwickeln. Vorerst schwach bleibt beispielsweise die Lage bei den Finanzdienstleistern und im Handel", stellt Joachim Benner, Research Analyst bei IDC, fest. "Hier werden die IT-Ausgaben nur langsam expandieren."
Momentan positiv sei dagegen das Umfeld in den eher exportlastigen Wirtschaftszweigen, die von der steigenden Auslandsnachfrage der vergangenen Monate profitiert hätten. Auch im Gesundheitswesen ist die Stimmung gut: Hier werden die IT-Ausgaben schon in diesem Jahr "kräftig zulegen", schätzt IDC. Zum Jahresende hin werde aber auch in den meisten anderen Industriezweigen der IT-Markt wieder anspringen.
Die weiteren Aussichten
In den folgenden Jahren, wenn sich der konjunkturelle Aufschwung weiter festigt, werden auch die Ausgaben der Unternehmen für IT zunehmend an Fahrt gewinnen. Im größten vertikalen IT-Markt, dem verarbeitenden Gewerbe, ist im kommenden Jahr mit einem Anstieg um 2,9 Prozent zu rechnen. Hier führte die sehr günstige Entwicklung in den vergangenen Monaten zu einer höheren Investitionsbereitschaft. Positive Impulse kommen aber auch von Seiten der Energieversorger, die etwa in den Ausbau und die Modernisierung ihrer IT-Infrastruktur investieren. Besonders kräftig wird sich das Wachstum im Gesundheitswesen und in der öffentlichen Verwaltung gestalten. Gerade in diesen Branchen wird zunehmend in IT investiert, um Prozesse effizienter und kostengünstiger zu gestalten.
Diese unterschiedliche Branchenentwicklung zeigt sich sehr deutlich an dem von IDC erstellten "Branchen Leadership Grid" (s. Abbildung). Die horizontale Achse veranschaulicht die Größe und Struktur einer Branche, die vertikale Achse die derzeitige Dynamik. Die öffentliche Verwaltung und das Gesundheitswesen sind derzeit die attraktivsten Branchen für IT-Anbieter. Die Fertiger gewinnen, in Folge der konjunkturellen Belebung, wieder besonders stark an Bedeutung. Auch die Energieversorger sind - trotz der relativ geringen Größe dieses Marktes - durchaus interessant für die Anbieter von IT. Die Banken weisen hingegen momentan noch eine geringe Dynamik aus, haben aber gegenüber dem Vorjahr an Stellenwert gewonnen.
Alles in allem werden die IT-Ausgaben der Unternehmen zwischen 2009 und 2014 mit einer annualisierten Rate von 2,6 Prozent expandieren. Damit bleibt das Wachstum hinter dem des zurückliegenden Aufschwungs zurück. Zum Ende des Prognosezeitraums wird der IT-Markt ein Volumen von gut 59 Milliarden Euro erreichen.