Zwei wesentliche Trends werden die IT auch 2017 begleiten und an Momenten gewinnen:
Beim Business Model wird das Internet of Things im Jahr 2017 abermals neue Möglichkeiten für alle Industrien mit sich bringen und ganze Wertschöpfungsketten neu definieren.
Um den gestiegenen Anforderungen aus dem Business gerecht zu werden, wird das Konzept der 2-Speed-IT immer zentraler, das heißt Effizienzsteigerung und Skalierbarkeit in Verbindung mit der Integration neuer innovativer Applikationslandschaften sowie neuen agilen Organisationen und Prozessen.
Internet of Things ist ein wegweisender Trend
Während die IT in der Vergangenheit vor allem von Kosteneffizienz, Zuverlässigkeit und Sicherheit geprägt war, muss sie heute gleichzeitig flexibel sein und vor allem immer schneller werdende Innovationszyklen unterstützen. Gestiegene Anforderungen aber auch Chancen, vor allem bedingt durch die Digitalisierung, erfordern eine Neuausrichtung der IT.
Ein wegweisender Trend der nächsten Jahre ist das Internet of Things (IoT). Aktuelle Wachstumszahlen zeigen, dass die einstige Vision immer mehr zur Realität wird. So rechnen wir mit mehr als 33 Milliarden Connected Products bis 2020, also zirka 3,5 Produkte pro Person (zum Vergleich: Im Jahr 2016 gab es zirka zwei Milliarden Smartphone-Nutzer).
IoT beeinflusst maßgeblich das digitale Geschäftsmodell
Entsprechend wird das Internet of Things maßgeblich das digitale Geschäftsmodell beeinflussen. So können Unternehmen zukünftig direkter mit ihren Kunden kommunizieren, erhalten wertvolle Insights über das Nutzungsverhalten ihrer Produkte und müssen letztlich neue Umsatzmodelle einführen, wie zum Beispiel Subscription, Freemium oder Pay-as-you-go.
Voraussetzung für die eben beschriebene Neuausrichtung des digitalen Geschäftsmodells ist ein effektives und effizientes Digital Operating Model. Hier beobachten wir, dass immer mehr Unternehmen aus verschiedensten Industrien den Trend hin zur 2-Speed-IT verfolgen, um ihre Prozesse, Organisation und Kultur agiler zu gestalten.
Ein Digital Strategy Framework
Dazu gehören auch die Einbindung neuer Ökosysteme sowie die Implementierung neuer Konzepte und Technologien in der IT-Architektur, um ein reibungsloses Zusammenspiel zwischen transaktionalen Systemen und digitalen Applikationen zu gewährleisten. Diese Neugestaltung des Operating und Business Models, getrieben durch die Trends IoT und 2-Speed-IT haben wir in unserem "Digital Strategy Framework" zusammengefasst.
Doch was bedeuten Internet of Things und 2-Speed-IT für die IT konkret, welche Chancen eröffnen sich und welchen operativen Herausforderungen müssen sich die CIOs in 2017 stellen?
Internet of Things treibt das digitale Geschäftsmodell
Obwohl bereits seit geraumer Zeit bekannt, konkretisieren sich die Möglichkeiten von IoT erst jetzt. Wesentlicher Treiber für die exponentielle Zunahme an IoT-Lösungen ist der daraus resultierende positive Netzwerkeffekt. Je mehr Produkte in einem Netzwerk miteinander kommunizieren können, desto höher der generierte Nutzen. Beispiele hierfür sehen wir unter anderem schon heute im Transportsektor in Form von führerlosen Kränen, die vollautomatisiert Containerschiffe löschen oder intelligenten Waschmaschinen, die sich vom Smartphone aus der Ferne steuern lassen und vollautomatisch das richtige Waschprogramm wählen.
Diese digitalen Plattformen substituieren mehr und mehr klassische Wertschöpfungsketten. So wird der Kühlschrank mit derselben App gesteuert, wie auch die Waschmaschine und kann selbstständig Lebensmittel bei einem Händler vorbestellen, sodass die Ware direkt nach Hause geliefert werden kann.
IoT wächst durch Wearables, Visa und Google rasant
Auch der Wearables-Markt wird sich in den kommenden drei bis vier Jahren mehr als verdoppeln und auf insgesamt 14 Milliarden US-Dollar ansteigen - mit dem Effekt, dass sich die User Experience der Endkunden in Alltagssituationen stark verändern wird. So hat Visa bereits einen digitalen Ring zum kontaktlosen Bezahlen auf den Markt gebracht und Google entwickelt gegenwärtig Kontaktlinsen, um den Blutzucker anhand der Tränenflüssigkeit zu messen.
Durch solche IoT-Lösungen rücken die Anbieter näher an ihre Kunden heran und können durch das Verbinden mehrerer Produkte wertvolle Erkenntnisse über das Kundenverhalten generieren.
Kunden iterativ in neue Lösungen einbeziehen
Wie können nun Unternehmen diese Anwendungsfälle identifizieren und in innovative Lösungen umwandeln? Und was bedeutet das für die IT? Zentraler Ausgangspunkt solcher Überlegungen sind die Bedürfnisse der Nutzer, und die Erkenntnis, dass eine iterative Vorgehensweise mit frühen und wiederkehrenden Tests ein weit höheres Erfolgspotenzial birgt als ein klassischer Entwicklungspfad.
Wo in der Vergangenheit stärker basierend auf Prognosen, Marktstudien und Erfahrungswerten mächtige Lösungen entwickelt wurden, muss der Fokus heute auf einem schnellen ersten Prototypen (Minimum Viable Product - MVP) liegen, der de-facto am echten Markt getestet werden kann. Diese agile Vorgehensweise ist in der Softwareentwicklung nicht neu, bekommt aber eine gänzlich neue Qualität, wenn durch IoT die Barriere in die Hardware-Welt durchbrochen und physische Elektronik Teil eines agilen Projektes sein soll.
IT muss komplett neue Skills aufbauen
Diese sollen nach Marktstart flexibel bleiben und zum Beispiel neue Kommunikationsstandards per Update unterstützen können. Für die IT bedeutet es in vielen Fällen den Aufbau gänzlich neuer Fähigkeiten, oft gemeinsam mit internen Entwicklungsabteilungen. Denn IoT-Produkte bewegen sich in zwei Welten: Beim Kunden steht die Onboard-Software im Fokus. Doch für die Konnektivität und Fernwartung ist ein sauberer Betrieb im Backend, inklusive der Anbindung zur ERP-Welt, unter der Schirmherrschaft der Unternehmens-IT notwendig.
Nach Abschluss der Experimentierphase verantwortet die IT den Betrieb. Je später sie also dazu stößt, desto höher ist die Gefahr, dass eine Lösung entsteht, die schwer zu integrieren und kostbar zu warten ist. Fehlen der internen IT aber die notwendigen Fähigkeiten, wird sie in frühen Projektphasen oft bewusst umgangen. Eine saubere, und "gesunde" Schnittstelle zwischen den neugeschaffenen digitalen Einheiten und der "klassischen IT" ist die Basis um den nachhaltigen Erfolg neuer IoT-Lösungen sicherzustellen.
2-Speed-IT wird Enabler der digitalen Transformation
Genau dieses Zusammenwirken zwischen "Digital" und "klassischer IT" ist der Grundgedanke der 2-Speed-IT. Sie schafft die Voraussetzungen in einzelnen Fokusbereichen agiler zu werden, das heißt beispielsweise digitale Produkte schneller auf den Markt bringen zu können, um auf der anderen Seite Zuverlässigkeit zu gewährleisten, indem man kostengünstige und auf langfristige Performance ausgelegte Systeme dem Business zur Verfügung stellt.
Ohne ein funktionierendes digitales Operating Model, das im Kern den 2-Speed-IT-Gedanken trägt, kann die digitale Transformation des Business nicht erfolgreich unterstützt werden. Dabei kommt es neben neuen technologischen Innovationen und Einbindung partnerschaftlicher Ökosysteme, vor allem auch auf Neugestaltung der Governancestruktur und prozessualer Abläufe sowie einem Wandel in der Unternehmenskultur an. Deshalb etablieren immer mehr Unternehmen neben den klassischen IT-Abteilungen eigene digitale Bereiche.
Beispiel Digital Factories der Banken
So zu sehen beispielsweise bei Banken, die ganze Digital Factories eröffnen, um neue innovative Lösungen für den Endkunden zu entwickeln. Neben der rein organisatorischen Trennung zwischen Digital und IT müssen auch die Prozesse neugestaltet werden. So wird in diesen neugeschaffenen digitalen Abteilungen nach modernen agilen Vorgehensmodellen wie Scrum oder DevOps gearbeitet, um Feedback vom Markt schnellstmöglich in das Produkt einfließen zu lassen und den Softwareentwicklungsprozess zu beschleunigen.
Auch die IT-Architektur muss neu ausgerichtet werden, um zukünftig gleichzeitig vom Business nachgefragte agile Prozesse, wie auch IT-getriebene Effizienz und Skalierbarkeit unterstützen zu können. Entscheidender Erfolgsfaktor hierbei ist die Verbindung beider Welten durch eine übergreifende Integrationsschicht, beispielsweise in Form einer "Service-oriented Architecture", die eine serviceorientierte modulare Datenverarbeitung unterstützt und verschiedene Anwendungen miteinander integriert.
Unbedingt mit Startups arbeiten
Um letztlich auch den Kulturwandel erfolgreich zu meistern, etablieren traditionelle Firmen Partnerschaften mit Startups. Durch solche Kooperationen profitieren die etablierten Unternehmen nicht nur von der gemeinsamen Entwicklung innovativer Produkte, sondern auch von der Implementierung neuer Denk- und Vorgehensweisen.
Während der Medien- oder Travelsektor diese umfassende Transformation hin zur 2-Speed-IT größtenteils bereits erfolgreich gemeistert hat, sind Unternehmen beispielsweise aus der Chemie- oder Energieindustrie erst am Anfang und müssen jetzt die Weichen stellen, um in einer digitalen Welt konkurrenzfähig zu bleiben.