Es klingt nicht gut, was die Düsseldorfer Analysten von Deloitte über die deutsche Telekommunikations-Branche schreiben: Der Wettbewerb sei "überaus intensiv, die Preise seit Jahren unter Druck". Gleichzeitig bringe das immer weiter steigende Datenvolumen die bestehenden Netze an die Grenzen ihrer Kapazität. Nachzulesen im Bericht "Telekommunikationsdienste von morgen".
Vor diesem Hintergrund versuchen TK-Firmen, sich in angrenzenden Bereichen neue Chancen zu erschließen. Als ein Beispiel nennt Deloitte den Cloud-Trend. Insbesondere Cloud Media sei für TK-Firmen interessant. Deloitte hält es für möglich, dass sich dieses Marktsegment in den kommenden fünf Jahren vervierfacht.
Mit dem Schlagwort Cloud Media umschreibt Deloitte Business-to-Business (B2B) und Business-to-Consumer-Angebote (B2C). Im Bereich B2B sind das die Cloud-basierte Distribution und Bearbeitung von Digital Media für Inhalte-Anbieter und Retailer wie Encoding/Transcoding, Storage/Content und Metadata-Management, Content Delivery und DRM/Licensing sowie Payment-Dienste. Im Feld B2C nennen die Analysten Consumer-Storage-Lösungen (für Bilder, Musik und Videos) und Cloud-basierte, kommerzielle Media Stores sowie Streaming-Dienste.
Deloitte erwartet, dass der Marktstart von Apples iCloud "einen Massenmarkt erobern wird". Sie räumen auch der Telekom Cloud gute Erfolgsaussichten ein.
Die Ausgangsposition der Telekommunikationsfirmen sei "ausgesprochen gut", so Deloitte optimistisch. Vor allem im Bereich B2C hätten sie die notwendigen Netze und Kundenkontakte. Auch bestünden bereits Partnerschaften mit Inhalte-Anbietern. "Die TK-Unternehmen sind vergleichsweise geübt bei der Vermarktung von Content", schreiben die Analysten.
Es gibt zwei Faktoren, die Deloittes Optimismus bremsen: Datenschutz und Konkurrenz. Zum Stichwort Datenschutz erklären sie, das Speichern persönlicher Daten und privater Fotos in einer Datenwolke sei für viele Deutsche neu. Anbieter müssten daher hohe Standards bei der Sicherheit gewährleisten.
Konkurrenz zu Media-, IT- und Hardwarefirmen
Stichwort Konkurrenz: Die Analysten beobachten einen "intensiven Wettbewerb". TK-Firmen konkurrieren mit Media-, IT-, Hardware-Unternehmen sowie mit Start-Ups.
Ein weiteres Ergebnis der Studie: TK-Firmen könnten vom "Internet der Dinge" profitieren, also von der Ausdehnung des Netzes auf verschiedenste Lebensbereiche mittels intelligenter Endgeräte. Als Beispiel nennt Deloitte die Sparte Automotive.
Die Analysten sprechen dabei vom "Connected Car". Fahrzeugspezifische Konnektivitätslösungen würden bald den automobilen Massenmarkt erobern.
Beispiele dafür sind persönliche Informationssysteme, mobile Werbung und In-Car-Entertainment. Es geht aber auch um Gefahrenwarnungen, Notfallsysteme und Lösungen zur intelligenten Geschwindigkeitssteuerung.
Über solche Einsatzgebiete hinaus erwartet Deloitte, dass intelligente Systeme auch "eine Antwort auf das stetig zunehmende Verkehrsaufkommen" geben. Sie könnten bei Verkehrsplanung und -steuerung sowie Verkehrsmeldungen unterstützen.
Mit Autoherstellern und Software-Entwicklern verbünden
Diese Marktsegmente erfordern eine mobile Verbindung ins Datennetz. Hier kommen wiederum die TK-Anbieter ins Spiel. Sie müssten sich mit Automobilherstellern, Zulieferern, Software- und Plattformanbietern auf gemeinsame Standards, Schnittstellen und Protokolle einigen. Idealerweise stehe am Ende einer solchen Zusammenarbeit eine standardisierte, fahrzeugspezifische Infotainment-Plattform, die von unterschiedlichen Autoherstellern angepasst und genutzt werden könne, so Deloitte.