Netzbasiertes Telefonieren zahlt sich aus

Die Zukunft spricht VoIP

20.10.2004 von Detlef Scholz
Die Integration von internetbasierter Telefonie führt vor allem bei mittelständischen Unternehmen mit hohem Gesprächsaufkommen zu Einsparungen. Über einen Fünf-Jahres-Zeitraum betragen sie 30 Prozent. Das errechneten die Analysten des Marktforschungsunternehmens Soreon in einer Studie.

Die Untersuchung betrachtet den Einsatz von Voice-over-IP (VoIP) in fünf Modellfirmen: ein Kleinunternehmen, drei Mittelständler und ein Großunternehmen. Betrachtet wird die Verwendung einer reinen VoIP-Lösung und einer Integrationslösung, bei der VoIP nur einen Teil der herkömmlichen Telefonanlage ersetzt.

Die größten Vorteile verspricht der VoIP-Einsatz bei mittelständischen Unternehmen (500 Mitarbeiter, 20 Standorte) mit hohem Gesprächsaufkommen. Über einen Zeitraum von fünf Jahren können hier die Telefonkosten mit einer reinen VoIP-Lösung um gut 30 Prozent gesenkt werden. Eine Integrationslösung vermindert sie um knapp 30 Prozent.

Der Haupttreiber für diese Einsparungen liegt bei den Gesprächskosten. Sie machen 55 Prozent an den Gesamtkosten einer Telefonielösung aus. Da die internen Telefonate mit VoIP zwischen den Standorten kostenlos sind, sinken die gesamten Gesprächskosten erheblich.

Daneben verringert auch die einfachere Administration bei VoIP durch einheitliche Oberflächen und die Nutzung eines Netzwerkes die Kosten. Netzwerkadministratoren können anfallende Aufgaben bei VoIP wie das Einrichten neuer Nutzer parallel zur Netzwerk-Administration durchführen. Das spart zusätzlich verglichen mit traditionellen PBX-Lösungen (Private Branche Exchange). Denn hier sind bei Änderungen externe oder interne TK-Techniker notwendig. Unternehmen mit VoIP-Einsatz können folglich Administrationsstellen einsparen oder anderweitig nutzen.

Hohe Erstinvestitionen

Eine positive Bilanz zieht Soreon auch für die anderen vier Modellunternehmen. Allerdings zeigt sich hier ein etwas größerer Kostenvorteil der Integrationslösung gegenüber der reinen VoIP-Lösung. Den Grund dafür sehen die Analysten in den anfänglichen Mehrkosten, die mit VoIP verbunden sind. Zurzeit übersteigen die Investitionen in Hard- und Software einer neuen VoIP-Anlage noch die Anschaffungskosten einer traditionellen PBX-Lösung. Besonders zu Buche schlagen die IP-Endgeräte. Sie sind derzeit noch etwa 25 Prozent teurer als ihre PBX-Alternativen. Hinzu kommt, dass die Erstinvestitionen in eine reine VoIP-Lösung höher sind als für eine Integrationslösung. Bis diese hohen Ausgaben durch Einsparungen in den Folgekosten wieder ausgeglichen sind, vergehen etliche Jahre.

Soreon empfiehlt den Unternehmen unterschiedliche Strategien: Anbieter-Unternehmen müssen intensives Marketing betreiben, um alte Vorurteile, beispielsweise bezüglich der Sprachqualität von VoIP, auszuräumen. Anwenderunternehmen werden an einer detaillierten individuellen Unternehmensanalyse ihres TK-Verhaltens nicht vorbeikommen.

Neben den reinen Kostenaspekten sollten Zusatznutzen, aber auch mögliche Hindernisse bei der Entscheidung für oder gegen VoIP bewertet werden. So sind zum Beispiel Mehrwert-Applikationen wie CTI (Computer Telephony Integration) oder Call-Center-Funktionalitäten mit VoIP deutlich einfacher und damit billiger umsetzbar. Auf der anderen Seite sind viele Unternehmen noch an bestehende Wartungs- und Support-Verträge für alte Telefonanlagen gebunden, deren Auflösung Kosten bedeutet.

"Die Zukunft spricht VoIP", zieht Soreon-Analystin Melanie Henke eine Bilanz der Studie. Unternehmen sollten deshalb schon heute, beispielsweise bei neuen Netzwerkkomponenten, zukunftsweisende Entscheidungen treffen. Auch wenn sie sich den Einsatz von VoIP im Moment noch nicht vorstellen können.

Für die Studie führten die Analysten von Soreon über 40 Interviews mit Anbietern, Systemhäusern und Anwenderunternehmen von VoIP-Lösungen. Darüber hinaus dienten Preisrecherchen und Modellausschreibungen als Datengrundlage.

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