Ungewohnte Töne in Bezug auf deutsche Top-Entscheider verkündet der Wirtschaftsprüfer KPMG in seiner Studie "Global CEO Outlook 2016". In Zusammenarbeit mit dem Marktforscher der Forbes Group hat KPMG knapp 1300 CEOs großer Konzerne aus Australien, China, Frankreich, Deutschland, Indien, Italien, Japan, Spanien, Großbritannien und USA befragt.
Die deutschen Teilnehmer zeigten nicht die oft beschworene konservative Haltung. KPMG schreibt: "Die deutschen CEOs sind zukunftsorientierter und positiver als die weltweiten Kollegen". Um gleich anzufügen, sie sähen aber auch "etliche Herausforderungen auf sich zukommen". Die Ergebnisse aus Deutschland fasst KPMG in dem Band "Jetzt oder nie" zusammen.
Dieser Optimismus spiegelt sich allerdings nicht in allen Einzelfragen der Studie wider. Ganz allgemein sieht mehr als jeder zweite Deutsche (54 Prozent) "viele neue und unbekannte Themen" auf sich zukommen. Die Herausforderungen beziehen sich unter anderem auf die Technologie. 88 Prozent der CEOs sind "besorgt oder sehr besorgt", ob ihr Unternehmen mit der technologischen Entwicklung Schritt halten könne.
Dabei nennen die CEOs Digitalisierung als zweitwichtigstes Thema auf ihrer Agenda. Noch wichtiger ist nur das Entwickeln und Managen von Talenten.
Netzwerke pflegen und auf Endkunden fokussieren
Als ebenso wichtig wie die Digitalisierung gilt deutschen CEOs die Netzwerkpflege mit Partnern und Verbündeten. Weiter nennen sie das Formulieren ihrer Vision/Ziele und eine stärkere Fokussierung auf die Endkunden. Erst an fünfter Stelle folgt das Fördern von Innovationskraft. In Sachen Innovationsfähigkeit erklären es zwei von drei Befragten (66 Prozent) für "sehr wichtig" bis "eher wichtig", formale Prozesse einzuführen.
KPMG widmet ein Kapitel der Studie dem Thema Datenanalyse. Eine große Mehrheit von 93 Prozent der deutschen CEOs hegt Bedenken hinsichtlich der Qualität der Daten, auf deren Basis Entscheidungen getroffen werden. Zum Vergleich: weltweit sind es "nur" 83 Prozent.
Datenanalyse trägt wenig zur Entwicklung neuer Produkte bei
Deutsche Unternehmen nutzen Datenanalysen demnach in erster Linie zur Marktüberwachung (46 Prozent) und zum Identifizieren eines ROI (Return on Investment) für Schulungsaufwände (43 Prozent). Außerdem geht es um das Identifizieren neuer Kunden, um Erkenntnisse über die Nutzung von Produkten und die Unterstützung des Kundendienstes (jeweils 42 Prozent).
Dagegen setzen "nur" 39 Prozent Datenanalysen bei der Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen ein, 36 Prozent auch für das Risikomanagement. Außerdem nennen die Befragten das Vorantreiben von Strategie und Wandel, Steuern von Prozess- und Kosteneffizienz und die Bestandskundenanalyse (jeweils 32 Prozent).
Künstliche Intelligenz und Machine Learning
Ein weiteres Thema der Studie bilden die Schlagworte Künstliche Intelligenz/ Automation. Fast neun von zehn deutschen CEOs (89 Prozent) haben Bedenken, solche Lösungen zu implementieren. Gleichzeitig erwarten sie, Mitarbeiter durch Automation und Machine Learning zu ersetzen. Bis zu fünf Prozent Mitarbeiterabbau binnen drei Jahren halten sie vor allem in den Bereichen Technologie, Entwicklung, Produktion/Betrieb und Marketing für realistisch.
Mehr Angst vor Regularien als vor Cyberkriminalität
Cyberkriminalität ist offenbar ein Punkt, den deutsche CEOs auffallend optimistisch sehen. Auf die Frage nach den größten Risiken für ihr Unternehmen nennen die Deutschen Cyberkriminalität erst auf dem neunten und damit letzten Rang - im Schnitt aller Befragten führen Cyberrisiken die Liste an. Die stärksten Befürchtungen der Deutschen beziehen sich auf regulatorische Risiken. Entsprechend wollen denn auch nur dreizehn Prozent der Deutschen binnen drei Jahren schwerpunktmäßig in Cyber-Sicherheitslösungen investieren. Weltweit sind es 22 Prozent.
Was die Vorbereitung des eigenen Unternehmens auf Cyber-Angriffe betrifft, unterscheiden sich CEOs hierzulande wiederum kaum von ihren internationalen Kollegen. 25 Prozent der Deutschen (weltweit 26 Prozent) halten sich für "sehr gut" vorbereitet, weitere 65 Prozent (weltweit 69 Prozent) für "gut".