Erst IT-Chef, jetzt Dozent

Die zweite CIO-Karriere

10.01.2012 von Johannes Klostermeier
In Mainz können Studierende lernen, wie man Public Private Partnerships (PPP) managt. Klaus Hahnenfeld, ehemaliger Geschäftsführer der Bundeswehr Informationstechnik, hilft ihnen dabei.

Als Ruheständler ist man Herr seiner Zeit - dachte jedenfalls Klaus Hahnenfeld. Doch das Mitglied des "CIO"-Redaktionsbeirates konnte dann doch nicht zur Zehn-Jahres-CIO-Gala kommen. Dabei wollte Hahnenfeld den Kollegen gerne von seiner neuen Aufgabe erzählen: "Ich unterrichte seit September 2010 an der Fachhochschule Mainz die unterschiedlichen Kulturen von Verwaltung und Industrie", sagt Hahnenfeld. Bis Mitte des vergangenen Jahres war er Geschäftsführer von BWI Informationstechnik. Zuvor war er der IT-Direktor des Verteidigungsministeriums und Leiter des Gründungsstabs IT-Gesellschaft.

Klaus Hahnenfeld, Dozent an der FH Mainz: "Nach wie vor bin ich ratlos, wenn ich merke, wie im Bereich der öffentlichen Verwaltung negativ über PPP geplappert wird."

Klaus Hahnenfeld, Ex-Geschäftsführer der BWI Informationstechnik und PPP-Experte.
Foto: Klaus Hahnenfeld

Hahnenfeld, so berichtet er selbst, schildert den Studenten den Verlauf eines PPP-Projekts, das er besonders gut kennt: "Herkules". Anhand dieses Paradebeispiels sollen die Nachwuchstalente Probleme eines "komplexen Projektes" kennenlernen und mit diesem Wissen in der Lage sein, auch kleinere PPP-Vorhaben zu konzipieren und durchzuführen.

Hahnenfelds Master-of-Laws & Business-Studenten, die mindestens zwei Jahre Berufserfahrung nachweisen müssen, kommen aus ganz unterschiedlichen Bereichen: Es gibt Juristen, Betriebswirte, Ingenieure, Architekten und Wirtschaftsprüfer. Der Grundsatz, verschiedene Talente im Studiengang zu vereinen, gilt auch für die Lehrenden. Professor Martin Weber, der Leiter des Studiengangs, legt Wert auf eine gute Mischung aus Praktikern und Hochschullehrern.

Hahnenfeld stellt den Studenten in seiner Veranstaltung die vielen - teilweise verborgenen - Hindernisse auf dem Weg zum PPP-Vertrag vor und erläutert die unterschiedlichen Kulturen von Verwaltung und Industrie. "Nur mit dem Verständnis beider Kulturen kann eine strategische Partnerschaft vereinbart und gelebt werden", sagt er. Die konkrete technische Ausgestaltung von PPP-Verträgen ist für ihn dabei eher zweitrangig.

Studenten zahlen 6300 Euro

Die Studenten absolvieren ihr Studium zwei Jahre lang neben der normalen Berufstätigkeit. Ihre zeitliche Belastung ist deswegen hoch: Montag bis Freitagmittag findet die reguläre Arbeit statt, Freitagmittag bis Sonnabendnachmittag sitzen sie in der Fachhochschule. Dazu kommen Klausuren, Hausarbeiten und Praxis-Reports, die sie außerhalb der Vorlesungen schreiben müssen.

Trotz alledem seien alle Studenten hoch motiviert, freut sich Hahnenfeld: "Sie wissen von Beginn an, worauf sie sich einlassen, niemand will eine Vorlesung verpassen." Wobei man auch wissen muss, dass der Aufbaustudiengang für sie nicht kostenlos ist. Die Studiengebühren schlagen für die vier Semester mit 6300 Euro zu Buche. "Für mich ist es schön, meine mehrjährige Erfahrung weitergeben zu können - positive, aber auch negative. Und ich mache weiter den Versuch, mit dem Beispiel Herkules andere Teile der Verwaltung zu bewegen, über PPP zumindest einmal nachzudenken", sagt Hahnenfeld über seine Lehrmotivation.

Kämpfen gegen ein Negativ-Image

Denn das scheint dringend nötig zu sein: "Nach wie vor bin ich ratlos, wenn ich merke, wie im Bereich der öffentlichen Verwaltung ohne fundiertes Wissen negativ über PPP geplappert wird. Aber nach wie vor bin ich auch verblüfft, wie viele ausländische Delegationen sich bei BWI im Stammsitz Meckenheim Rat holen." Besuche aus Deutschland seien hingegen eher selten. Dabei, so findet Hahnenfeld, könnte man die Herkules-Pläne doch gut als Vorbild für andere PPP-Projekte verwenden - "hervorragend geeignet" seien sie vor allem für PPP-Projekte aus dem IT-Bereich.

Das Herkules-Projekt ist für ihn dabei "wie eine große Modelleisenbahn": Einzelne Bahnübergänge oder Gleisanlagen könnten in anderer Umgebung nach ähnlichem Vorgehen als PPP-Projekte gebaut werden oder als bereits "verhandelte Blaupausen" die Basis für neue PPP-Verträge bilden.

Ginge es nach dem PPP-Experten, könnte so etwa das hochmoderne, redundant ausgelegte Weitverkehrsnetz von BWI die Grundlage für die Netze des Bundes bilden - oder auch als Kern-Netz für den digitalen Polizeifunk dienen. Der deutschlandweite IT-Service von BWI sollte ebenfalls von anderen genutzt werden. Und ganz bestimmt seien die "lessons learned" von Herkules für künftige PPP-Verträge hilfreich. Dafür zumindest will Hahnenfeld in Mainz jetzt sorgen.

FH Mainz - So läuft das PPP-Studium

Das berufsbegleitende Studium richtet sich an Studierende an der Schnittstelle von Recht, Technik und Wirtschaft. Insbesondere der Bedarf aufseiten der Bauindustrie und der öffentlichen Hand führt derzeit zu einem sich rasant entwickelnden Markt für Fachkräfte, die langfristig angelegte Projekte überblicken und zusammenführen können.

Die Studiengebühr beträgt insgesamt 6.300 Euro. Der Studienbeginn ist jeweils am 1. September (Wintersemester). Die Regelstudienzeit umfasst vier Semester (berufsintegrierend). Das Studium schließt mit dem akademischen Grad "Master of Laws & Business" (MLB) ab. Nährere Infos unter studierendenbuero@fh-mainz.de oder unter: www.fh-mainz.de/wirtschaft