Der Fachkräftemangel wird mindestens noch das neue Jahr prägen. Längst haben IT-Chefs kreative Wege gefunden, Mitarbeiter zu finden und zu binden. Was erwarten sie für 2017? Das CIO-Magazin hat sich umgehört.
Herausforderung Demografie begegnen
Professor Michael Forsting, der mit Armin de Greiff die Doppelspitze der IT des Universitätsklinikums Essen bildet, betrachtet das Thema aus einer Meta-Perspektive. Der Medizinische Direktor Zentrale IT sagt: "Wir werden älter und müssen länger arbeiten, daran führt kein Weg vorbei. Im Gegenzug werden die Innovationszyklen in der IT immer kürzer." Daher falle es vielen Menschen schon ab etwa 45 bis 50 Jahren zunehmend schwer, mit den neuen Technologien Schritt zu halten.
Konkret nennt Forsting zwei Maßnahmen, die gegensteuern könnten: "Mehr Investitionen in kontinuierliche Fortbildungen und ein Lebensarbeitszeitkonto, mit dem Beschäftigte in jungen Jahren Mehrarbeit 'ansparen', um im Alter weniger arbeiten zu können."
Sein Kollege Armin de Greiff, Technischer Direktor Zentrale IT, engagiert sich im neuen Jahr als nichtwissenschaftliches Beiratsmitglied für IT an der Fachhochschule Dortmund. Denn er weiß: "Der Fachkräftemangel ist das zentrale HR-Thema 2016 und 2017."
Das ist auch Matthias Meyer bewusst, Chief Technical Officer (CTO) bei Uniq ("Urlaubsguru.de"). "Auch 2017 werden gute ITler die freie Wahl haben, bei wem sie ihr Geld verdienen wollen. Ein wichtiger Schwerpunkt wird daher die Motivation der Mitarbeiter sein", sagt er. Die will er zum Beispiel durch regelmäßige Feedback-Gespräche sichern. "Eine gelebte offene und ehrliche Kommunikation untereinander ist enorm wichtig für eine herausragende Teamarbeit und Teamleistung", sagt Meyer, "der Fokus liegt daher auf dem Faktor Mensch."
Das lässt sich Uniq einiges kosten. Meyer erzählt: "Mit unserem Firmenausflug nach Las Vegas Anfang 2017 werden wir hier sicher neue Maßstäbe setzen. Alle 140 Mitarbeiter werden eine Woche lang in die USA reisen und man braucht sicher nicht zu erwähnen, dass sich alle schon wahnsinnig darauf freuen…"
"Agilität funktioniert nicht ohne Führungskräfte"
In die USA wird vermutlich auch Erdal Ahlatci 2017 öfter reisen. Er ist CEO bei Movingimage. Das junge Berliner Unternehmen hat Ende 2016 ein Büro in New York eröffnet. Wichtigstes HR-Thema ist für Ahlatci Agilität. Seine Erwartung für 2017 kreist um Agile Leadership: "Agilität funktioniert nicht ohne Führungskräfte. Die Herausforderung liegt darin, die agilen Führungskräfte zu finden oder sie zu agilisieren. Beide Herausforderungen müssen die HR-Abteillungen meistern."
Daniel Krauss, CIO von Flixbus, hat sich für das neue Jahr folgendes Ziel gesetzt: "Die größte Herausforderung wird für uns sicher sein, unsere IT-Organisation vollständig cross-funktional und selbst-organisierend aufzustellen."
Auch Karsten Häcker, CIO beim Forschungsverband Berlin, hat konkrete Pläne. "Hauptaufgabe hier -in der Corporate IT des FVB - ist die Verwaltungsmodernisierung beziehungsweise -digitalisierung. Zum einen ist die notwendige "digitale Kompetenz", solche Projekte zu planen und umzusetzen, auf zu wenigen Schultern verteilt. Gleichzeitig sind dieses aber Projekte, in denen mit besonderem Augenmaß vorgegangen werden muss, um die in diesen Prozessen involvierten Mitarbeiter nicht zu verlieren." Häckers Ausblick kann wohl für alle CIOs gelten: "Fest steht, 2017 wird sehr spannend."