Ohne den Einsatz moderner Informationstechnologie ist eine dienstleistungsorientierte Verwaltung schlichtweg nicht mehr denkbar. Informationssysteme bilden die Voraussetzung dafür, dass Verwaltungsprozesse wirtschaftlich, sicher und vertrauenswürdig abgewickelt werden können. Dies spiegelt sich in den gestiegenen Ausgaben der öffentlichen Hand für IT wider, die im vergangen Jahr um 3,6 Prozent höher ausfielen als noch 2016.
Durch das bereits 2013 verabschiedete E-Government-Gesetz soll die elektronische Verwaltung und die elektronische Kommunikation in öffentlichen Behörden gefördert werden. Dies treibt die IT-Ausgaben der öffentlichen Hand, die mit zehn Prozent Markanteil auf Platz vier der IT-Investitionen nach Wirtschaftszweigen liegt.
Die Hardware-Nachfrage entwickelt sich im Jahr 2017 mit einem Zuwachs von1,7 Prozent leicht positiv. IDC geht für die kommenden Jahre bis 2021 von einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von – 0,5 Prozent aus. Die Öffentliche Verwaltung hat ihre Hardware-Landschaft in den vergangenen Jahren offenbar verstärkt modernisiert und wird sich künftig mit weiteren Investitionen zurückhalten. Hinzu kommen eine zunehmende Virtualisierung und Modernisierung der Verwaltung, die umfassende Digitalisierung der Verwaltungsprozesse wird diese Entwicklung zusätzlich treiben. Einzig die Ausstattung der Angestellten mit mobilen Endgeräten bringt Dynamik in die Hardware-Ausgaben.
Deutlich positive Signale sieht IDC bei den Investitionen in Software. Dort rechnet IDC bis 2021 mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 6,5 Prozent. Die verstärkte Software-Nachfrage ist insbesondere auf E-Government-Initiativen zurückzuführen, im Rahmen derer die Optimierung von Geschäftsprozessen und eine Kostenreduzierung vorangetrieben werden soll. Dafür bedarf es zusätzlicher Investitionen in Software-Lösungen. Ein recht anschauliches Beispiel wäre die verpflichtende Einführung der elektronischen Aktenführung: Bis 2020 soll die "E-Akte" etabliert sein. Dafür werden umfassende Dokumentenmanagementsysteme benötigt, die über eine Suchfunktion verfügen und eine einfache Bedienbarkeit garantieren.
Auch Online-Portale für eine bessere Zusammenarbeit zwischen Bürgern und Verwaltungen sowie die damit verbundenen Prozesse benötigen entsprechende Applikationen. Ein weiterer Treiber für die Software-Ausgaben ist der zunehmende Einsatz von mobilen Endgeräten. Dort werden unter anderem Mobile-Content-Management-, Mobile-Device-Management und Mobile-Identity-and-Access-Management-Lösungen nachgefragt.
IDC beobachtet, dass der Einsatz von Open Source Software in der öffentlichen Verwaltung zum Thema wird. Die Vorteile gegenüber kommerzieller Software liegen auf der Hand: es fallen keine Lizenzgebühren an, der Ankauf ist meist günstiger und es wird eine flexible Handhabung ermöglicht. Dies ist offenbar gerade für Städte und Gemeinden zunehmend attraktiv. So will beispielsweise die Landesregierung in Schleswig-Holstein künftig stärker auf Open Source setzen.
Ziel ist es, innovative Anwendungen zu entwickeln, die IT-Sicherheit zu erhöhen und Anbieter-Unabhängigkeit zu erreichen. Während Open Source im Back-Office überwiegend akzeptiert ist, kommen Open-Source-Initiativen auf PCs in den Verwaltungen nur schleppend voran oder werden vollständig oder teilweise zurückgeführt, wie das wohl prominenteste Beispiel "LiMux" der Stadt München zeigt.
Der Löwenanteil der absoluten IT-Ausgaben in der öffentlichen Verwaltung fließt in den IT-Services-Markt. Der Bereich wuchs im Jahr 2017 rund zwei Prozent, für die kommenden Jahre erwartet IDC eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 1,7 Prozent. Positive Impulse werden sicherlich von der Modernisierung und Digitalisierung der Verwaltung ausgehen, so dass die Abschaffung der Bürokratie, der Einsatz von E-Government-Lösungen und e-Rechnungen zu einer steigenden IT-Services-Nachfrage beitragen werden.
Hinzu kommt, dass analoge Prozesse oftmals nicht exakt in digitalen Prozessen abgebildet werden können. Vieles muss überdacht und angepasst werden – externe Dienstleister sind gefragt. Zudem liegt die Herausforderung des technologischen Wandels eben oft auch in der organisatorischen Umsetzung. Beratungs- und Implementierungsleistungen werden in Zuge dessen verstärkt nachgefragt.
Die Innovationstreiber in der öffentlichen Verwaltung
Die täglich wachsende Menge an Daten macht eine effiziente Infrastruktur für Behörden besonders wichtig. Die Cloud bietet dabei eine gute Möglichkeit, IT-Ressourcen flexibel und wirtschaftlich nach Bedarf zu beziehen. Auch im Hinblick auf die Finanzen lohnt sich der Einsatz von Cloud Computing, hohe Investitionen, die den Haushalt belasten, können so vermieden werden. Zudem sind cloudbasierte Technologien ein wichtiger Bestandteil für die Errichtung einer gemeinsamen stadtweiten Plattform für Kommunikation, Zusammenarbeit, Information und Services.
Auch der Austausch über Kommunen hinweg sowie zwischen einzelnen Verwaltungen wird durch Cloud-Lösungen deutlich vereinfacht. Trotz der auf der Hand liegenden Vorteile stehen dieser Technologie nach wie vor einige Entscheider skeptisch gegenüber. Es sind immer noch Bedenken bezogen auf den Datenschutz und die Datensicherheit, die viele Verwaltungen noch zögern lassen. Hierarchien und umfassende formalisierte Prozesse erschweren die Vereinfachung von Prozessen zusätzlich.
Zu den aus IDC-Sicht teilweise unbegründeten Bedenken kommen regulatorische Auflagen, die natürlich entsprechend berücksichtigt werden müssen. Nachdem kommunale Clouds in den vergangenen Jahren umfassend diskutiert worden sind, stoßen Fachanwendungen "aus der Steckdose" immer stärker auf Akzeptanz.
Die Vernetzung von Lösungen und Services schreitet auch in den Städten weiter voran, in diesem Zuge hält das Internet der Dinge verstärkt Einzug. Beispielsweise können vernetzte Sensoren in Gebäuden, Straßen und Brücken drohende und akute Gefahren erkennen, Einsatzkräfte online informieren und auf diese Weise die Sicherheit verbessern. Zudem liefern vernetzte Objekte im öffentlichen Raum eine große Menge Daten und damit Zusammenhänge, die zu genaueren Prognosen und besseren Entscheidungen etwa im Verkehrsbereich führen.
Deutsche Städte und Gemeinden schneiden im internationalen Vergleich, was das Thema Smart City angeht, wenig überraschend eher unterdurchschnittlich ab. Nichtsdestotrotz sieht IDC hierzulande einige spannende und vielversprechende Projekte und Initiativen, um die Städte und Gemeinden smarter zu machen. So sollen künftig etwa smarte Straßenlampen freie Parkplätze anzeigen und den Autofahrer direkt dorthin leiten, Laternen können sich automatisch dimmen und somit Strom sparen – und nur einige Beispiele zu nennen.
Darüber hinaus kann das Internet of Things dazu genutzt werden, um beispielsweise die Umwelt besser zu überwachen. Luft- und Wasserverschmutzung könnte durch eine Vernetzung besser kontrolliert oder die Bevölkerung vor bevorstehenden Fluten und Stürmen besser geschützt werden. Um das Internet der Dinge stadtweit und bereichsübergreifend zu etablieren, müssen öffentliche Verwaltungen weiter in die Ausstattung von Objekten mit Sensorik, den WLAN-Ausbau, Speicherlösungen, Analyse-Technologien sowie Plattformen zur Bereitstellung der Daten investieren.
Im Zuge der zunehmenden Vernetzung steigt auch die Menge an Daten, die analysiert und verarbeitet werden muss. Big Data und Analytics gewinnt daher auch für die öffentliche Verwaltung an Bedeutung, um die notwendigen Informationen für Entscheidungen aus Daten zu generieren. Da Verwaltungen oftmals wenig bis gar nicht mit Analytics-Technologien vertraut sind, werden Business Analytics Services, die die Implementierung, Wartung, Training und den Support bezogen auf bestimmte Tools, die Daten nutzbar machen, vermehrt nachgefragt. Dazu gehören beispielsweise Data-Warehouse-Plattformen und Data Lakes.
Ein weiteres Ziel sollte es sein, den Bürgern einen Teil der gesammelten Daten in Echtzeit über Portale oder mobil über Applikationen zur Verfügung zu stellen. Grundlage dafür bildet erneut das E-Government-Gesetz, das neben den bereits erwähnten Regelungen auch eine Regelung zur Bereitstellung von maschinenlesbaren Datenbeständen durch die Verwaltung, allgemein bekannt unter dem Namen "Open Data", beinhaltet.
Open-Data-Portale oder zumindest erste Ansätze zur Entwicklung eines Konzeptes sind vielerorts bereits vorhanden. Verschiedene Datensätze werden von der Stadt für die weitere Nutzung zur Verfügung gestellt. Langfristiges Ziel ist es dabei, den Informationsaustausch zu fördern und eine Basis zu schaffen, um Apps oder Services, die nahtlos im Ökosystem verwendet werden können, zu entwickeln. Datensätze, die Bürger oder Unternehmer aktuell auf den Portalen finden können sind beispielsweise Verkehrsdaten, Stadtdaten und Geodaten.
Um die Bereitstellung gewährleisten zu können, werden Software-Lösungen benötigt, auf denen die Portalinfrastruktur basiert. Auch wird das erhöhte Datenaufkommen nach Datenmanagement-Lösungen verlangen und somit ebenfalls die Nachfrage nach Software beeinflussen. Zudem werden Applikationen benötigt, die die Nutzung der Daten auf Bürgerseite ermöglichen.
Das Datenportal GovData ist ein anschauliches Beispiel für die Bereitstellung von deutschen Open Government Data. Über das Portal können Verwaltungsdaten aus Bund, Ländern und Kommunen Behördendaten von Bürgern, Unternehmen und Wissenschaftlern kostenlos heruntergeladen werden. Es soll die Verwendung von offenen Lizenzen gefördert und das Angebot von maschinenlesbaren Rohdaten erhöht werden. Das Portal ist ein integraler Teil des "Nationalen Aktionsplans Open Data" der Bundesregierung.
Kognitive Systeme kommen in der öffentlichen Verwaltung bislang nur selten zum Einsatz. Dennoch gibt es erste Behörden, wie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), die konkret auf Artificial-Intelligence-Lösungen wie die Spracherkennung setzen. Um Verwaltungsprozesse weiter automatisieren und Bürgern mittels Chatbots und virtuellen Beratern bedienen zu können, muss zunächst die IT-Infrastruktur harmonisiert und die elektronische Akte realisiert sein.
Die IT-Ausgaben der öffentlichen Verwaltung werden von den Initiativen rund um E-Government und Smart City stark getrieben. Die IT-Ausgaben der öffentlichen Hand wachsen mit einer Wachstumsrate von 2,9 Prozent nur knapp unter dem Branchendurchschnitt und erreichen im laufenden Jahr 2018 voraussichtlich ein Volumen von 7,6 Milliarden Euro.