Cobol, Ascii, C, Unix

Diese Uralt-Techniken leben bis heute

16.07.2019 von Galen Gruman
Kaum zu glauben aber wahr: Selbst 25 bis 50 Jahre nach ihrer Erfindung werden manche IT-Technologien noch immer verwendet. Wir zeigen Ihnen die Spektakulärsten.
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In der Technik-Branche hat man schon viele Technologien kommen und gehen sehen. Die meisten verabschieden sich nach einer Weile komplett von der Bildfläche - zum Beispiel MD-DOS, NetWare, Lotus 1-2-3 und VAX/VMS. Aber wenn man sich ein bisschen umschaut, stößt man auch auf fundamentale IT-Technologien, die überlebt haben - und das schon seit 25 und teilweise sogar seit 50 Jahren. 17 dieser Steinzeit-Technologien wollen wir im folgenden einmal genauer unter die Lupe nehmen.

Cobol: 1960

Entwickelt von einem Konsortium aus Regierung und Industrie wurde die "Common Business-Orientated Language" - kurz Cobol - zum Standard für Finanz- und andere Unternehmenssoftware-Systeme. Noch heute wird die Technologie in Altsystemen benutzt, die diverse Regierungs-, Finanz-, Industrie- und Firmensysteme antreiben.

Virtual Memory: 1962

Ein Team von Forschern der Universität von Manchester, die 1962 am sogenannten Atlas-Projekt mitarbeiteten, erfand eine Möglichkeit, wie Computer Speicherplatz recyceln konnten, wenn sie zwischen Nutzern und Programmen wechselten: Virtual Memory. Erst diese Erfindung ermöglichte die Realisierung des Time-Sharing-Konzepts.

ASCII: 1963

Der "American Standard Code for Information Interchange" - kurz ASCII genannt - definiert, wie Buchstaben, Zahlen und Symbole der englischen Sprache von Computern dargestellt werden. In den insgesamt 48 Jahren seit seiner Erfindung ist der Satz von anfänglich 128 Zeichen auf 256 angestiegen, um auch akzentuierte Zeichen darzustellen. 1988 wurde ASCII vom multilingualen "Unicode"-Standard abgelöst - dieser benutzt allerdings ebenfalls noch den ASCII-Code als Basis.

Ratgeber: Alles ASCII oder was?

OLTP: 1964

IBM erfand OLTP (Online Transaction Processing), als ses das Fluglinien-Reservierungssystem "Sabre" für American Airlines entwickelte. Es verlinkt 2000 Terminals (per Telefon) mit einem Paar von IBM 5070-Computern, um Reservierungen in Sekunden zu verwalten. Die fundamentale OLTP-Technologie wird heute noch immer benutzt - für Flug-Reservierungen genauso wie für alle Arten von E-Commerce.

IBM System/360 Mainframe: 1964

Es kostete IBM fünf Milliarden Dollar, eine Familie von sechs wechselseitig kompatiblen Computern und 40 Peripheriegeräten zu entwickeln, die in der Lage waren, zusammenzuarbeiten. Doch die Investition hat sich gelohnt. Innerhalb weniger Jahre verkaufte IBM mehr als 10.000 Mainframe-Systeme pro Jahr. Die System/360-Architektur ist auch heute noch in Benutzung als Basisnetz für aktuelle IBM-Mainframes.

MOS Chip: 1967

Fairchild Semiconductor erfand 1967 das erste MOS (Metal-Oxide Semiconductor) - die Technologie, die noch heute für Computerchips in der Form CMOS (Complementary Metal-Oxide Semiconductor) benutzt wird. Die Original Fairchild-CPU beherrschte 8-Bit-Arithmetik.

C: 1969

Dennis Ritchie von Bell Labs entwickelte die Programmiersprache C für das damals neue Unix-Betriebssystem. Die C-Programmiersprache ist unumstritten die populärste der Welt - selbst heute noch - und hat zahlreiche Varianten hervorgebracht.

Unix: 1969

Kenneth Thompson und Dennis Ritchie von Bell Labs entwickelten das Unix-Betriebssystem als eine Single-Prozessor-Version (zur Benutzung auf Minicomputern) von Multics OS - ein Multi-User- und Multitasking-System für Time-Sharing und Dateimanagement.

FTP: 1971

Abhay Bhushan vom Massachussetts Institute of Technology entwickelte das erste File Transfer Protocol (FTP) - damals noch bekannt unter dem Namen RFC 114 Draft Standard. Später half Bhushan auch noch dabei, passende Protokolle für E-Mails und das ARPAnet Verteidigungs-Netzwerk zu entwickeln

Ethernet: 1973

Robert Metcalfe hat den Netzwerkverbindungs-Standard Ethernet erfunden, der 1981 kommerzialisiert wurde. Seine Nachfolger sind nun universelle Standards für physikalischen Netzwerken.

x86 CPU Architektur: 1978

Intels 8086 Prozessor feierte sein Debut als das, was heute allgemeinhin als x86-Architektur bekannt ist. Noch immer untermauert x86 die Intel- und AMD-Chips, die heutzutage in nahezu allen PCs benutzt werden - inklusive die, auf denen Windows, Linux und Mac OS X laufen.

Gnu: 1983

Richard Stallman, der später die Free Software Foundation gründete, hatte etwas gegen Software, die von Firmen kontrolliert wird. Deshalb machte er sich daran, eine kostenlose Version von AT&Ts Unix zu entwickeln, basierend auf den Prinzipien, die er in seinem Buch "Das Gnu-Manifest" vertritt. Das Resultat war "Gnu": eine unvollständige Kopie, die jahrelang nur so vor sich hindümpelte, bis Linus Torvalds einen Großteil davon in sein Linux-Betriebssystem von 1991 implementierte - mit dem noch heute zahlreiche Server laufen.

Bandlaufwerk: 1984

IBMs 3480er Kassettenband-System ersetzte damals die klobigen und heiklen Bandspulen, die bis dato den Computerspeicher definierten. IBM stellte die Herstellung seiner Bandlaufwerke 1989 wieder ein, ihr Format wurde aber von zahlreichen anderen Herstellern adaptiert, die somit ihr Überleben sicherten.

TCP/IP: 1984

Auch wenn das militärische ARPAnet bereits 1980 damit arbeitete: das erste offizielle TCP/IP-Protokoll wurde 1984 genehmigt. Damit legte man den Grundstein für das, was heute als universelles Datenprotokoll bekannt ist, das dem Internet und nahezu allen Firmennetzwerken zugrunde liegt.

C++: 1985

Als AT&T-Forscher Bjarne Stroustrup "Die C++ Programmiersprache" veröffentlichte, wurde Objekt-orientierte Programmierung zum Mainstream-Produkt. So wurde die Basis für einen Großteil des Codes geformt, der heute noch in Verwendung ist.

PostScript: 1985

John Warnock und Charles Geschke von Adobe erschufen die PostScript Page-Description-Programmiersprache auf Geheiß von Apple-Mitgründer Steve Jobs für den Apple LaserWriter. PostScript war eine Adaption der InterPress-Sprache, die Adobe 1982 für den Gebrauch in Laser-Druckern entwickelte. PostScript wird noch immer in einigen aktuellen Druckern verwendet, seine primäre Funktion ist aber die Basis für PDF.

ATA und SCSI: 1986

Zwei ausschlaggebende und langlebige Datenkabel-Standards erschienen in ein und demselben Jahr: SCSI und ATA. Das "Small Computer Systems Interface" (SCSI) definierte das Kabel- und Kommunikationsprotokoll und wurde später das Standard Disk-Verbindungs-Format für Hochleistungs-Systeme. Der Konkurrent ATA (alias IDE) wurde zum ersten Mal in Compaqs PCs benutzt, doch die ATA-Spezifikation war bis 1994 noch nicht formal standardisiert. SCSI wird heutzutage vor allem im Bereich Server-Speicherung verwendet, wohingegen ATA weiterhin bei Desktop-PCs zum Einsatz kommt - sowohl in seiner parallelen (PATA) als auch in seiner seriellen (SATA) Version.