Welchen ERP-Anbietern vertrauen Anwender am meisten? Zusammen mit dem Hamburger Institut für Management- und Wirtschaftsforschung (IMWF) hat die COMPUTERWOCHE die Stimmung im Web eingefangen, um die beliebtesten Anbieter von Lösungen für das Enterprise Resource Planning zu ermitteln. Dieses "Social Listening" gibt Auskunft darüber, welche Wertschätzung einzelne Anbieter im Markt genießen.
Das ERP-System bildet nach wie vor das Herzstück in den IT-Infrastrukturen der Anwenderunternehmen. Hier laufen Informationen aus allen möglichen Abteilungen zusammen - aus Logistik und Produktion, dem Marketing und Vertrieb sowie der Beschaffung und dem Rechnungswesen. Für die Geschäftsführer, Vorstände und CEOs bildet das ERP das Cockpit, um ihr Unternehmen sicher durch alle Stürme und Untiefen des Geschäftsbetriebs zu steuern.
Mit der digitalen Transformation hat sich auch im ERP-Bereich einiges geändert und wird es auch in Zukunft weiter tun. Mit der Cloud etabliert sich zunehmend ein neues Betriebsmodell für die ERP-Systeme. Damit kommen auch neue Datenströme hinzu, die klassische ERP-Informationen anreichern und damit bessere Entscheidungen ermöglichen können. Analytics- und KI-Funktionen sind mittlerweile fester Bestandteil von ERP-Anwendungen. Begriffe wie Echtzeitsteuerung und intelligente Unternehmen lassen erahnen, wohin die ERP-Reise geht.
Dementsprechend bauen die ERP-Hersteller ihre Systeme laufend mit neuen Features und Funktionen aus. Dabei präsentiert sich die Anbieterlandschaft bunt gemischt. Neben den großen Konzernen wie SAP und Oracle tummelt sich eine ganze Reihe von weiteren Anbietern im Markt. Gerade die mittelgroßen und kleineren Anbieter haben oft ihre eigene Nische gefunden, wie beispielsweise bestimmte Branchen oder einen speziellen funktionalen Fokus. Die Kunden sind meist treu. Ist es den meisten Softwareherstellern doch gelungen, eine vertrauensvolle Beziehung zu ihrer Klientel aufzubauen und über viele Jahre hinweg zu pflegen. Von der so oft beschworenen Marktkonsolidierung ist jedenfalls auch 2021 kaum etwas zu spüren.
Diese Vielfalt spiegelt sich auch im Ranking wider. Ganz oben auf dem Treppchen steht mit proALPHA ein etablierter, fest im Mittelstand verankerter deutscher ERP-Anbieter, der seit nunmehr fast 30 Jahren im Markt agiert. Auf den weiteren Plätzen wurde es eng: Mit hauchdünnem Vorsprung sicherte sich der Cloud-Newcomer weclapp Platz zwei vor der unangefochtenen Branchengröße SAP, die schon seit vielen Jahrzehnten Maßstäbe im ERP-Markt setzt.
ERP-Ranking: So urteilt der Markt
Die Untersuchung zu den ERP-Anbietern stützte sich auf die Aussagen von Anwendern im Web und analysierte diese in verschiedenen Themenschwerpunkten: Produkt & Service, Innovation, Preis-Leistungsverhältnis, Nachhaltigkeit, Management und Performance als Arbeitgeber. Das ist das Ranking:
Unternehmen | Punktzahl |
proALPHA Business Solutions | 100 |
weclapp | 94,7 |
SAP | 94,1 |
BE-terna | 84,9 |
tso-data | 83,1 |
Asseco Solutions | 82,0 |
SelectLine Software | 74,5 |
Aareon | 74,4 |
T.CON | 74,2 |
Sycor | 73,5 |
GWS Gesellschaft für Warenwirtschafts-Systeme | 72,4 |
ORBIS | 64,6 |
e.bootis | 64,3 |
Unit4 Business Software | 63,8 |
Cosmo Consult | 63,8 |
myfactory International | 62,5 |
Planat | 62,4 |
Oracle | 62,2 |
DotSource | 60,9 |
PDS | 60,3 |
Conet Technologies Holding | 60,3 |
IT-Champions ERP: Auswertungsmethodik
Wie ging das Analytics-Team dabei vor? In einem zweistufigen Verfahren sammelte der IMWF-Partner Ubermetrics Technologies sämtliche Texte mit relevanten Suchbegriffen aus dem Netz in einer Datenbank. Dabei wurden ausschließlich Webseiten mit einer .de-Domain herangezogen. Außen vor blieben Inhalte, die sich hinter einer Bezahlschranke oder einem zugriffsgeschützten Bereich befinden. Das Quellenset umfasste unter anderem mehrere Millionen Social-Media-Adressen und Zehntausende von Online-Nachrichten.
In der zweiten Stufe, dem sogenannten Processing, wurden die via Crawling gesammelten Daten analysiert. Hier kam der IMWF-Partner Beck et al. (gehört inzwischen zu Skaylink) ins Spiel, der den großen Datentopf in Textfragmente aufsplittete und mit KI-Verfahren (neuronale Netze) in mehreren Stufen untersuchte. Dabei wurden folgende Bewertungskriterien ("Eventtypen") berücksichtigt:
Produkt & Service: Qualität, Produktneuheiten, Funktionalität, Anwenderfreundlichkeit, allgemeiner Verkaufsprozess, Kundenzufriedenheit, Produktverbesserung;
Innovation: Lean Startup, Predictive Analytics, Vernetzung, agile Methoden, disruptive Technologie, Produkterneuerung;
Management: Leadership, Zukunftsorientierung, strategische Planung, Gremium, Führungsstil, Geschäftskonzept;
Arbeitgeber: Arbeitsplatzsicherheit, Mitarbeiterorientierung, Zufriedenheit am Arbeitsplatz, Arbeitsklima, Arbeitsbedingungen, Kollegenzusammenhalt, Vorgesetztenverhalten, Work-Life-Balance;
Preis-Leistungsverhältnis: preiswert, überteuert, hochwertig; Preis angemessen, gerechtfertigt, überzeugend, günstig;
Nachhaltigkeit: soziale, ökologische und ökonomische Verantwortung.
Zur Berechnung der Punktwerte wurden für jedes Unternehmen und jeden Eventtyp folgende zwei Werte ermittelt:
Tonalitätssaldo: Differenz aus positiven und negativen Nennungen geteilt durch die Gesamtzahl der Nennungen;
Reichweite: Anzahl der Gesamtnennungen im Verhältnis zum Mittelwert der Branche.
Anschließend wurden beide Ergebnisse zu einem ersten Punktwert verrechnet. Die Analysten haben die so gewichtete Punktzahl der Eventtypen zu einer Gesamtpunktzahl für jedes Unternehmen zusammengefasst und für die gesamte Branche normiert. Das beste Unternehmen bildet mit 100 Punkten den Benchmark, die weiteren Wettbewerber werden anhand ihres Punktwerts durchgerankt. Eine Auszeichnung erhalten nur Anbieter, die mindestens 60 Punkte in der Gesamtwertung erreichen. (ba)
Rankings in der Reihe IT-Champions sind bisher zu folgenden Themen erschienen: