Gerade in Krisenzeiten kommt es auf die Kommunikation an - nicht nur zur transparenten Information der Bevölkerung durch Behörden und Einsatzkräfte, sondern auch im Sinne einer lückenlosen und effizienten Abstimmung zwischen zivilen und militärischen Partnern im Ernstfall. In der Steiermark haben mit dem AIT - Austrian Institute of Technology und dem Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Fachabteilung Katastrophenschutz und Landesverteidigung die größte außeruniversitären Forschungseinrichtung der Alpenrepublik und das zweitgrößte Bundesland eine gemeinsame Initiative gestartet, die genau an dieser Stelle eingreifen soll.
Das Ziel: die erfolgreiche digitale Einbindung der steiermärkischen Bevölkerung in das Krisenmanagement der lokalen Einsatzorganisationen. Mit dieser Initiative hat sich das AIT gemeinsam mit der Steiermark um einen DIGITAL LEADER AWARD in der Kategorie SOCIETY beworben und es damit unter die Finalisten geschafft.
Soziales Netzwerk im Katastropheneinsatz
Bis zum Projektstart galt die IT-Landschaft des österreichischen Krisen- und Katastrophenmanagements als sehr heterogen. Auf Seiten der verschiedenen Akteure in Verwaltung, Blaulichtorganisationen und Militär wurden Legacy-Systeme betrieben, die einer transparenten, interoperablen und vor allem in Richtung der zivilen Hilfskräfte offenen Kommunikation entgegenstanden.
Um diese Herausforderung anzugehen entwickelte das AIT über fünf Jahre gemeinsam mit den öffentlichen Bedarfsträgern in Österreich eine neue digitale Plattform. Diese Kommunikationsplattform sollte einen organisationsübergreifenden, gemeinsamen Raum für den Austausch von Informationen zwischen militärischen und zivilen Systemen und Protagonist:innen schaffen. Den Kern dieser Plattform, dem "Public Safety Hub", bildet die mobile Applikation CROWDTASKER, die als Schnittstelle zwischen Einsatzkräften und freiwilligen Hilfskräften dient und im Stile sozialer Netzwerke aufgebaut ist.
Zu Beginn des Projekts wurde von Seiten des AIT eine umfassende Bedarfsanalyse gestellt, die basierend auf Interviews, Workshop-Formaten und simulierten Use Cases alle Stakeholder der Initiative einbinden sollte. Mit Hilfe agiler Methodik wurde im Anschluss nach der Dokumentation der Anforderungen die Lösung prototypisiert und im Rahmen eines Proof of Concept verprobt.
Härtefälle im Test
Die Simulationen, unter denen sich der Public Safety Hub des AIT und der steiermärkischen Katastrophenschutzbehörden dann bewähren musste, beinhalteten einen Chemieunfall im Chemiepark Linz, einen Dammbruch am Rhein, eine Sturmwarnung am Neusiedlersee und Föhnsturmschäden mit anschließendem CBRN- (Chemical, Biological, Radiological and Nuclear) Unfall in Murau. Die Behörden, unter anderem auch das Österreichische Bundesheer, das Rote Kreuz, Feuerwehren und Bergwacht, waren mit der Lösung im simulierten Szenario zufrieden.
So zufrieden, dass die steiermärkische Landesregierung den Produktiv-Rollout der Lösung, die sich 2019 auch im Rahmen der europäischen Katastrophenschutzübung DRIVER+ im Rahmen einer fiktiven Erbebensituation beweisen konnte, für dieses Jahr plant. Gerade die Herausforderungen rund um die Coronavirus-Pandemie und die begleitende Kommunikation von Behörden und zivilen Stellen rund um den Globus hat gezeigt, wie wertvoll ein konsolidiertes, transparentes wie auch bereichsübergreifendes Informieren und Kommunizieren in Katastrophenfällen sein kann und welche Vorteile auch die Einbindung Freiwilliger in Krisenzeiten mit sich bringt. Eine Brücke, die zumindest in der Steiermark zwischen zivilen und staatlichen Stellen geschlagen werden konnte.