Digitale Transformation in den erneuerbaren Energien bei RWE
31.08.2020 von Hans Königes
Mit der Bildung eines bereichsübergreifenden Teams, dessen Unterstützung durch ein Vorstandsmitglied und der Entwicklung eines Pilotproduktes, sind die Erneuerbaren Energien bei RWE in die digitale Transformation gestartet.
Begonnen hatte alles mit einem Digital Barcamp vor drei Jahren auf der jährlichen Führungskräfteversammlung. Die Abteilungen präsentierten ihre Projekte und der neugegründete Bereich Digitale Transformation hat in einem Workshop gemeinsam mit den Business-Bereichen Ideen und Konzepte mit dem größten Wertbeitrag für das Geschäft erarbeitet und den Prototypen für eine softwaregestützte Lösung aus dem Bereich Wasserkraft gekürt.
Im Geschäftssegment Erneuerbare Energien der innogy (heute RWE Renewables) entstand 2017 in den verschiedenen Abteilungen der Wunsch ein Digitales Transformationsteam aufzubauen. Zuvor gab es lediglich aus der Segment-IT getriebene einzelne Leuchtturmprojekte, die ihren Schwerpunkt im Ausprobieren von neuen Technologien hatten. "Die Geschäftsbereiche waren meist stille Beobachter und die Themen nicht im Geschäft verankert", lautete die Einschätzung der Macher aus dem Digital Transformation Team: Christiane von Flotow, Jens Brodowski, Moritz Peters, Andre Gerecke und Felix Schüßler.
Die wichtigsten CIOs der deutschen Energiebranche
Damian Bunyan Damian Bunyan ist seit Januar 2016 CIO der E.ON-Abspaltung Uniper in Düsseldorf. In dem Unternehmen werden die E.ON-Bereiche konventionelle Stromerzeugung, Energiehandel und Exploration & Produktion gebündelt. Von 2006 bis 2013 war Bunyan Mitglied der Geschäftsführung des E.on Business Services.
Sebastian Weber Seit 1. Juli verantwortet Sebastian Weber als CTO bei Eon den IT-Betrieb. Er soll auch die digitalen Plattformen des Konzerns ausbauen. Zudem hat er gemeinsam mit Christopher d'Arcy in einer Doppelspitze die Geschäftsführung der IT-Tochter Eon Digital Technology GmbH übernommen. Beide berichten direkt an Digitalvorständin Victoria Ossadnik.
Martin Hölz Ab 1. April 2020 wird Martin Hölz CIO der Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) mit Sitz in Karlsruhe. Er löst Frank Krickel ab, der seit Juni 2017 die Position des Leiter der Funktionaleinheit Informationstechnologie (C-TI) innehatte und das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlässt.
Philip Lübcke Philip Lübcke ist seit September 2019 Geschäftsbereichsleiter IT der TEAG Thüringer Energie. Er berichtet an den Vorstand Personal und IT Wolfgang Rampf. Zuvor war Lübcke sechseinhalb Jahre lang CIO der Frankfurter Mainova AG. Insgesamt brint er 15 Jahre Erfahrung aus der Energiebranche mit.
Jan-Wilm Buschkamp Jan-Wilm Buschkamp ist seit August 2019 Bereichsleiter IT der Mainova AG. Seitdem hat das Team um den CIO mit „hybrIT2023“ ein IT-Transformationsprogramm erarbeitet, um den Frankfurter Energieversorger zukunftsfähig zu machen. Ziel des Programms ist es unter anderem, mehr Wert zu generieren, das Unternehmen lean und agil aufzustellen sowie Prozesse end-to-end zu gestalten.
Oliver Herzog Zum 1. September 2023 übernimmt Oliver Herzog den CIO-Posten bei der Thüga. Seine Vorgängerin Annette Suckert scheidet altersbedingt aus dem Unternehmen aus.
Thorsten Steiling Thorsten Steiling ist seit Februar 2019 CIO Oerlikon Group & Managing Director Oerlikon IT Solutions AG. Er berichtet an Boris von Bieberstein, Head of Group Business Services. Zuvor war Steiling von September 2017 bis Januar 2019 CIO/Head of Corporate IT beim Automobilzulieferer Veritas AG in Gelnhausen.
Marcus Schaper Marcus Schaper ist CIO bei der neuen RWE-Tochter Innogy. Er kommt von der Mutter RWE. Er war zuvor Head of IT bei der RWE Supply & Trading. Schaper hat an der WWU Münster Wirtschaftsinformatik studiert und war seit dem Jahr 2000 bei McKinsey. Zu RWE kam er im April 2010. Bis zum Börsengang der neuen RWE-Tochter fungierte Schaper als CIO für beide Konzernteile, seitdem ist er CIO der neuen Tochtergesellschaft. Übergreifende IT-Aufgaben in der RWE AG werden derzeit von Winfried Bröring wahrgenommen.
Jan Leitermann Seit Juni 2017 ist Jan Leitermann Group CIO beim österreichischen Öl- und Erdgaskonzern OMV in Wien. Leitermann war zuvor Managing Director und Board Member beim Beratungsunternehmen Accenture AG Schweiz.
Jürgen Skirde Jürgen Skirde ist CIO der RAG. Gleichzeitig hat er die operativ ausgerichtete Funktion des IT-Leiters inne. Im Konzern arbeitet der Diplom-Ingenieur schon seit 1985 - zunächst zehn Jahre auf Bergwerken, seither im IT-Management. Unter anderem leitete er SAP-Einführungsprojekte, von 2004 bis 2011 war er für die Infrastruktur verantwortlich.
Jan-Hendrik Semkat Seit November 2017 ist Jan-Hendrik Semkat neuer Bereichsleiter Innovations- & IT-Management bei Natgas. Der gebürtige Oldenburger war mehrere Jahre in den Bereichen Softwareentwicklung, Projektmanagement und Beratung in der Energiewirtschaft tätig. Zuletzt war er Geschäftsführer der SIV Utility Services.
Jörg Ochs Jörg Ochs (51) hat am 2. September die Leitung der Informationstechnologie der Stadtwerke München (SWM) übernommen. Er berichtet an den technischen Geschäftsführer der SWM Helge-Uve Braun. Ochs ist bereits seit 2017 Geschäftsführer der SWM Infrastruktur GmbH, der SWM Infrastruktur Region GmbH und der RegioNetzMünchen GmbH. Insgesamt ist er bei der SWM seit 2003 beschäftigt, unter anderem als Senior-Manager IT-Security, Leiter IT-Security und Datacenter/Infrastruktur und als Leiter Telekommunikation bei der SWM Services GmbH.
Michael Seiferth Im Oktober 2021 hat Michael Seiferth die Geschäftsführung der N-Ergie IT übernommen. Vorgänger Klaus Vogl hat das Unternehmen verlassen.
Sebastian Träger Seit April 2024 leitet Sebastian Träger die IT des Energieversorgers Enercity. Er soll unter anderem das ERP-System modernisieren.
Dazu muss man wissen, dass das Erneuerbaren-Geschäft geprägt ist durch den Bau- und Betrieb von On- und Offshore-Windparks, von Großflächen-Solaranlagen, dem Betrieb von Wasserkraftwerken und der Stromvermarktung. Das Ziel war es, das Geschäftsmodell mit Hilfe der digitalen Transformation "stetig zu verbessern und zu erweitern", so Christiane von Flotow. Dies erforderte ein Umdenken, das Schaffen neuer Rahmenbedingungen und vor allem "ein gehöriges Maß an 'Einfach-mal-machen-Mentalität'". Die gute Nachricht war, dass das neugegründete Team mit starker Unterstützung des COO den ausreichenden Freiraum erhielt, verschiedene Methoden, Konzepte und Technologien zu erproben. Dabei sollte es um Dreierlei gehen:
mit agilen Arbeitsweisen neue Ideen ausprobieren
Organisationsstrukturen nutzenorientiert gestalten und
einen offenen Umgang mit Veränderungen pflegen und aus Fehlern lernen.
Man wolle, so von Flotow, die Kollegen "befähigen, agil in Projekten zu arbeiten" und durch frühe Anwendertests "nachhaltige Veränderungen und Akzeptanz" erreichen, wie sie das auch in ihrer Bewerbung für den Wettbewerb DIGITAL LEADER AWARD formulierte – dort konnte die Bewerbung den 2. Platz in der Kategorie "CULTURE" erreichen. So habe man in den Fachbereichen Product Owner etabliert, die den Geschäfts- und Kundennutzen in den Mittelpunkt der Produktentwicklung stellen konnten. Das Erfreuliche für das Transformation-Team: "Den Mindsetshift sehen wir sowohl in unserem Topmanagement, als auch bei den Mitarbeitern."
Mobile Lösung "Sace"
Das erste erfolgreich abgeschlossene Projekt - das in dieser besagten Führungskräftesitzung 2017 initiiert wurde - war die mobile Lösung "Sace" für Mitarbeiter im Bereich der Wartung von Wasserkraftwerken. Sie dient der Zustandsbewertung der eigenen Kraftwerke und ermöglicht laut von Flotow "performanceorientierte Investitionen in die Instandhaltung." Damit hatte das Digitalteam bewiesen, dass sich mit agilen Methoden Probleme schnell validieren und lösen ließen und, dass anwenderorientierte Lösungen das Vertrauen und die Akzeptanz erhöhten.
Für ihre digitalen Piloten nutzt das Team eine flexible Cloud-Plattform, die innerhalb des Konzerns durch Betriebsrat und Security genehmigt ist. Kriterium war die Bandbreite an Tools und Technologien, die "per Mausklick" zur Verfügung stehen. "Der Dreiklang aus Technologie-Scouting, einer Experimentierplattform und das Testen und Erstellen von neuen Produkten, stärkt uns im Umgang mit neuen Technologien und dem frühzeitigen Einsatz in unserem Geschäft", freut sich Jens Brodowski.
Virtuelle Wartungsreise durch eine Windkraftanlage
Das Digital-Team bietet in den Geschäftsbereichen Discovery Sessions an, in denen zum Beispiel neue Technologien anhand bestehender Anwendungsfälle gezeigt werden, um so den abteilungsübergreifenden Austausch unter den Kollegen zu fördern. In einem aktuellen Workshop führten Experten eine Wartungsreise durch eine Windkraftanlage mit Hilfe von Virtual und Augmented Reality (VR/AR).
Heute sei man stolz, ein "hierarchieloses Priorisieren der Projekte durch die gesamte Community mittels Pitching Events geschaffen zu haben", so von Flotow. Über 20 Pilotprojekte liefern spürbare Verbesserungen im Business in verschiedenen Reifegraden, sei es aus dem Bereich Automatisierung, Kollaboration, Bau von Parks sowie Steigerung der Produktion oder Entwicklung von neuen Vertriebskanälen