Beim "Conversational Learning" handelt es sich um Lernen im Gespräch. "Zum Beispiel stellt der Lernende Fragen und erhält innerhalb eines Chats Antworten und weiterführende Informationen", erläutert Christian Wachter. Der Vorstand des E-Learning-Anbieters IMC mit Hauptsitz in Saarbrücken beobachtet, dass sich Weiterbildung immer mehr an privaten Gewohnheiten orientiert. In Zeiten von WhatsApp greifen wir schnell zum Smartphone, um Informationen zu recherchieren oder Fragen zu stellen. "Dieses Verhalten wird auch auf die Arbeitswelt übertragen", so Wachter. Übrigens: Das Frage-Antwort-Spiel wird von Chatbots so intelligent geführt, dass wir den Unterschied zum menschlichen Experten kaum bemerken.
KI hilft beim individuellen Lernweg
Künstliche Intelligenz hilft auch dabei, Lerninhalte auszuwählen und zu überprüfen. Das "Kuratieren" stellt für viele Personaler einen aufwändigen Prozess dar. "Viele Unternehmen greifen auf vorhandenen Content zurück oder nutzen Gratisangebote aus dem Netz", erläutert der Experte für digitale Bildung. Hier gilt es, sinnvolle Inhalte zu identifizieren, zu verifizieren und ins Lernsystem einzubinden. Software versieht Videos dann beispielsweise automatisch mit Schlagwörtern, damit sie auf Lernplattformen besser gelistet und gefunden werden.
Auch bei der Auswahl neuer Lerneinheiten oder Trainings, die zum Lernziel und -weg des Nutzers passen, kann künstliche Intelligenz helfen. "Wie beim Online-Händler Amazon, wo passend zu den eigenen Gewohnheiten und Vorlieben immer neue Vorschläge angezeigt werden, wissen KI-basierte Plattformen bald besser, welcher Mitarbeiter was wann können sollte oder wissen will", glaubt Wachter.
Selbsterstellte Lerninhalte: User-generated Content
Wenn Mitarbeiter Informationen nachschlagen, Daten googeln oder Fachartikel lesen, lernen sie. Ideal wäre es, wenn sie ihr Wissen anschließend auch anderen Kollegen in Form eines kleinen Video-Tutorials, einer Dokumentation oder eines Wiki-Eintrags zur Verfügung stellen. "In diesem Fall verschmelzen Selbstlernen und Wissensmanagement", konstatiert Wachter.
Von Nutzern selbst erstellte Inhalte sind stark im Kommen, denn sie sind oft passgenauer und individueller als der Standard. Außerdem lässt sich User-generated Content besonders gut in den Arbeitsalltag integrieren - eine Verschmelzung von Arbeit und Lernen, die mehr und mehr zunimmt. Smartphones und Tablets, die immer dabei sind und inzwischen über gute Kameratechnik verfügen, senken die Schwelle zusätzlich. "Um Mitarbeiter zum Mitmachen zu motivieren, empfiehlt sich die Verknüpfung mit Gamification-Elementen", rät Wachter. Als Anreiz dienen dann beispielsweise Highscore-Listen, virtuelle Auszeichnungen oder dass die User Punkte sammeln können. Diese können dann gegen einen Gutschein oder andere Dinge aus der nicht-digitalen Welt eingetauscht werden.
Microlearning: Es bleibt bei appetitlichen Lernhäppchen
Im Arbeitsalltag haben wir selten mehrere Stunden Zeit für ein langes Schulungsprogramm. Ganze Seminare sind heute in kleine Einheiten von maximal zehn Minuten gegliedert. In Form von Kurz-Videos, kleiner Drag & Drop-Übungen oder Multiple-Choice-Aufgaben lassen sich die Lern-Nuggets besser verdauen. Das ist gut fürs Gehirn. Und passt in die Arbeitstage, die oft von Telefonaten, Meetings oder Notfall-Einsätzen durchbrochen sind. "Die Tendenz zu kleinen Einheiten wird weiter anhalten", ist sich Wachter sicher. Selbst die Massive Open Online Kurse (MOOCs), die früher bekannt für ihre stundenlange Dauer waren, richten sich mehr und mehr nach den Wünschen der User mit knappem Zeitbudget und springen auf den Microlearning-Zug auf.
Lernen mit der Datenbrille: beliebt aber technisch aufwändig
Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) sind hier die Stichworte: In Lernwelten ganz eintauchen, Szenarien erleben, statt bloß zu lernen. "Mit diesen Methoden wird Wissen gut behalten und nachhaltig verankert", weiß Wachter, dessen Unternehmen über 1000 Kunden weltweit betreut.
Allerdings sind Lernende bei virtuellen Inhalten oder Szenarien in der erweiterten Realität auf zusätzliche Technik angewiesen. Nicht jeder Arbeitgeber kann für alle Lernenden im Selbststudium solche Geräte bereitstellen. Ideal ist der Einsatz aber beispielsweise, um eine Veranstaltung zu begleiten, um eine Schulung zu erweitern oder um auf Messen Einblicke ins eigene Geschäft zu zeigen. In den nächsten Jahren werden Lerninhalte, die mit solchen Technologien arbeiten sowie das Equipment deutlich günstiger werden und damit werde sich der Trend zu AR und VR auch im Bereich der Bildung weiter verstärken, glaubt Wachter.