Die Brille des Stellensuchenden setzt die DEKRA Akademie einmal pro Jahr auf. Dann durchforsten die Stuttgarter Job-Annoncen, und zwar sowohl aus klassischen Printmedien wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wie auch auf Stepstone.de, LinkedIn und ähnlichen Portalen. Mehr als 15.000 Anzeigen hat die DEKRA für ihren Arbeitsmarktreport 2014 ausgewertet.
Die Gesamttendenz fasst eine DEKRA-Sprecherin so zusammen: "Gute Zeiten für Wechselwillige". Die positive Stimmung in der deutschen Wirtschaft spiegelt sich demnach auf dem Arbeitsmarkt wider.
Insgesamt hat die DEKRA mehr als 200 Berufe und Tätigkeiten unter die Lupe genommen. Die Analyse beinhaltet auch IT-Funktionen. Hier zeichnet sich laut DEKRA ein Megatrend ab: Digitalisierung. Mit der wachsenden Digitalisierung steige der Bedarf an IT-Beratern, so die DEKRA.
Wird das auf einzelne IT-Funktionen heruntergebrochen, zeigt sich folgendes Bild: Insbesondere Softwareentwickler, -Architekten und Programmierer können sich derzeit über gute Job-Aussichten freuen. An sie richten sich 424 der 1.391 analysierten Stellenanzeigen. Auch Systemadministratoren (305 Annoncen) und IT-Analysten (220 Anzeigen) haben gute Chancen.
Simone Wamsteker, Leiterin Recruiting bei Accenture, erklärt das Interesse an IT-Beratern mit zwei wesentlichen Entwicklungen. "Wir haben ein unglaubliches Ausmaß an Geschäftsprozessen, die nicht mehr in hergebrachter Weise organisiert, sondern digital verarbeitet werden. Das wird sich künftig noch verstärken", sagt Wamsteker. Sie fügt an: "Zudem verändern bestimmte IT-Trends die Geschäftswelt - die Stichworte lauten hier Social, Mobile, Analytics und Cloud."
Wamsteker will den DEKRA-Report auch als Appell an die deutsche Wirtschaft verstanden wissen. "Wir könnten deutlich mehr IT-Berater und -Entwickler einstellen, wenn der Markt mehr hergeben würde", sagt sie offen. Von den Hochschulen kämen aber nicht genügend Absolventen. "Deshalb müssen wir alle noch besser werden, ganz früh und ganz weit unten anzufangen, IT-Berufe publik zu machen", so die Accenture-Managerin.
In der DEKRA-Gesamtschau rangieren Software-Entwickler auf dem siebten Platz. Spitzenreiter sind demnach Kundenbetreuer oder -berater und Account Manager. "Sie werden derzeit insbesondere in der Medien- und Kommunikationsbranche sowie in der Elektro- und IT-Industrie benötigt", führt die DEKRA-Sprecherin aus.
Aber auch die Ränge 3, 5 und 6 drehen sich ums Verkaufen. Sie besetzen Lebensmittel-Fachverkäufer, Call Center-Agenten/Telefonverkäufer und Vertriebs-/Verkaufsleiter. Außerdem suchen deutsche Arbeitgeber Wirtschaftswissenschaftler und Betriebswirte, die in der Unternehmensberatung tätig sein sollen.
Die DEKRA hat sich außerdem angesehen, wer Stellenanzeigen schaltet. Mit 56 Prozent sind das immer noch in erster Linie die Arbeitgeber selbst. 28 Prozent der Annoncen gehen von Personalvermittlern aus und 15 Prozent von Zeitarbeitsfirmen.
Peter Littig, der bildungspolitische Berater der Geschäftsführung DEKRA, beobachtet einen Wandel in der Mitarbeitersuche der Unternehmen. "In unserer Stichprobe sind die Stellenanzeigen teilweise in Berufsfeldern zurückgegangen, in denen der Fachkräftemangel bereits seit einigen Jahren unbestritten ist", sagt Littig. "Eine nähere Betrachtung zeigt, dass dieser Effekt unter anderem auf den veränderten Rekrutierungsstrategien beruht." Das könne zum Beispiel verstärktes Anwerben ausländischer Fachkräfte sein.
Lob und Klagen ausländischer Arbeitnehmer
Die DEKRA hat denn auch einige ausländische Arbeitnehmer nach ihren Erfahrungen in der Bundesrepublik befragt. Demnach schätzen die Zugewanderten an ihrem neuen Arbeitsplatz die sehr guten Bedingungen im Hinblick auf Hygienestandards, Arbeitszeiten, Bezahlung und die Art, wie Prozesse organisiert sind.
Was jedoch das Private angeht, so fühlten sich einige zunächst einsam und fanden es nicht leicht, in Deutschland Freunde zu finden. Wirklich schwierig wurde es für sie, wenn der Partner/die Partnerin ihretwegen mitgekommen war und wegen mangelnder Sprachkenntnisse keine Arbeit fand und allein zu Hause herum saß. Die DEKRA schlägt Unternehmen deshalb vor, die Partnerinnen und Partner erwünschter ausländischer Fachkräfte beim Deutschlernen zu unterstützen.