Streitfigur

Dirk Jens Nonnenmacher: Professor, Retter, Feindfigur

24.07.2013
So bekannt wie umstritten ist Dirk Jens Nonnenmacher. Der Ex-Vorstandschef der HSH Nordbank muss sich wie fünf seiner früheren Vorstandskollegen vor Gericht verantworten und zieht das Blitzlicht auf sich.

Hoch erhobenen Hauptes steuerte Dirk Jens Nonnenmacher am Mittwoch seinen Platz auf der Anklagebank in einem Hamburger Gerichtssaal an. Die Begrüßung mit den ehemaligen Vorstandskollegen fiel knapp aus. Ein Nicken, ein kurzer Händedruck, mehr war nicht drin. Diese Bühne gefiel Nonnenmacher sichtlich nicht.

Der großgewachsene Ex-Chef der HSH Nordbank stand wie kein anderer der Angeklagten im Fokus von Fotografen und Kamerateams. Er ist das einzige bekannte Gesicht in dem Verfahren. Seine Prominenz verdankt Nonnenmacher (50) seiner Amtszeit an der Spitze der Bank von November 2008 bis März 2011.

Wie kaum ein zweiter Bankvorstand in Deutschland polarisierte er die öffentliche Meinung. Nonnenmachers ehemaliger Aufsichtsratschef Hilmar Kopper lobt ihn noch heute als einen sehr guten Banker und forderte gar augenzwinkernd ein Denkmal, weil er die Bank gerettet habe, weitgehend ohne den Einsatz von echten Steuermitteln. Für viele andere ist Nonnenmacher ein rotes Tuch. Der Mathematik-Professor handelte für sich hohe Einkünfte und Abfindungen aus, auf die er auch unter öffentlichem Druck nicht verzichtete.

In seiner Amtszeit verstrickte sich die Bank in eine Vielzahl von Affären, meist unter der Beteiligung der mittlerweile insolventen Sicherheitsfirma Prevent. Das reichte von einem dubiosen Fall untergeschobener Kinder-Pornografie in New York bis zur unrechtmäßigen Entlassung eines Vorstands. In diesen beiden Fällen ermitteln seit langem Staatsanwälte in Hamburg und Kiel gegen Nonnenmacher; er selbst weist alle Vorwürfe zurück.

Schon in den Parlamentarischen Untersuchungsausschüssen zur HSH Nordbank in Hamburg und Kiel machte Nonnenmacher auf seine Art deutlich, wie er die umstrittenen Finanzgeschäfte wie "Omega 55" sieht: "Es ist nun einmal das Geschäft von Banken, Risiken aufs Buch zu nehmen und andere Risiken weiterzugeben. Und solche Transaktionen sind eine Möglichkeit des Risikomanagements. Man möchte ein bestimmtes Risiko nicht mehr in den Büchern haben und sucht sich jemanden, der es übernimmt."

Zum Vorwurf der Bilanzfälschung bemerkte er: "Eine falsche Bilanz ist keine gefälschte Bilanz." Die Parlamentarier verstanden den Professor nicht. Nonnenmacher fand nicht ihre Sprache. (dpa/rs)