2009 waren nur gut ein Zehntel der Erwerbstätigen in Deutschland sind selbständig. Pro Jahr wagen nur ein Prozent aller Erwerbspersonen den Sprung in das freie Unternehmertum. Dabei "ticken" Selbständige anders als der "normale" Angestellte.
Auf wissenschaftliche Spurensuche nach dem sprichwörtlichen "Unternehmergeist" ging ein Forscherteam vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin und dem Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA). Es verglich die Persönlichkeitsmerkmale von Selbständigen und Angestellten in der Studie "Personality Characteristics and the Decision to Become and Stay Self-Employed".
Selbständige sind von sich überzeugt
Zu den Kernergebnissen der Untersuchung zählt, dass Selbständige offener für Erfahrungen sowie extrovertierter und risikofreudiger sind als Angestellte. Wichtige Faktoren für den Markterfolg sind ferner emotionale Stabilität, Offenheit für Erfahrungen sowie Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit.
So ist bei Selbständigen die Risikobereitschaft im Durchschnitt um 40 Prozent stärker ausgeprägt als bei Angestellten und die Offenheit für neue Erfahrungen um 36 Prozent. Freie Unternehmer haben auch eine 21 Prozent höhere Neigung zur Extrovertiertheit als abhängig Beschäftigte.
Außerdem sind Freiberufler davon überzeugt, dass der berufliche Erfolg von ihnen selbst abhängt und nur in geringem Maße von äußeren Umständen. Psychologen bezeichnen diesen Persönlichkeitsfaktor als internale Kontrollüberzeugung. Sie ist bei freien Unternehmern wesentlich besser ausgebildet als die externale. Eher schädlich für die Selbständigkeit wirkt sich dagegen eine hohe Verträglichkeit aus.
Kein Erfolg ohne Risiko
Zwar sind Selbständige insgesamt risikobereiter als andere Erwerbspersonen, doch langfristig überleben am Markt nur Unternehmer mit einer mittleren Risiko-Einstellung. Freiberufler, die Hasardeure sind, gehen entweder früh Pleite oder geben die Selbständigkeit bald wieder auf. Doch auch wer jedes Risiko scheut, kann sich nicht lange am Markt halten. "Formal ausgedrückt", so schreiben die Studienautoren, "nimmt die Wahrscheinlichkeit der Fortdauer der Selbständigkeit in Bezug auf die Risikobereitschaft einen umgekehrten U-Verlauf".
Risiko-Bereitschaft ist neben Fähigkeiten wie der Bereitschaft, anderen zu vertrauen, Geduld aufzubringen oder impulsive Entscheidungen zu treffen, ein wichtiger Faktor für den Weg in die Selbständigkeit. Empirisch belegt ist, dass Selbständige sich in Bezug auf Alter, Bildung, Berufserfahrung und elterliche Prägung von anderen Erwerbstätigen unterscheiden. Personen mit höherer Bildung, in mittleren Altersklassen, mit einschlägiger Berufserfahrung sowie mit unternehmerisch erfahrenen Eltern machen sich häufiger selbständig.
SOEP liefert Analyse-Daten
Für die empirische Untersuchung der Zusammenhänge zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und Selbständigkeit nutzten die Forscher Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) aus den Befragungswellen der Jahre 2000 bis 2009.
Das SOEP ist eine repräsentative Befragung von zurzeit über 20.000 Menschen in rund 11.000 Haushalten in Deutschland. Seit 1984 werden jedes Jahr die gleichen Personen befragt, unter anderem zu ihrer beruflichen Aktivität, ihrem Einkommen und ihrer Bildung.