Herr Haack, Katastropheneinsätze sind ja eines der Schwerpunkte im DRK-Bundesverband. Welche Aufgabe kommt dabei der DRK-IT zu?
Bei der Katastrophenhilfe im Ausland ist Kommunikation das A und O. Wir müssen gemeinsam mit den Fachleuten von Auslandsabteilung und vom Katastrophen-Management dafür sorgen, dass für die Mitarbeiter, die in den Krisengebieten im Einsatz sind, die Kommunikation mit unserem Haus gewährleistet ist. Und das ist von Fall zu Fall unterschiedlich. In einer Region mit Sandstürmen wird man kein Laptop betreiben können, in einer Bergregion braucht man andere Kommunikationstechniken als in einem asiatischen Großstadt-Slum. Für die Koordination großer Einsätze von Deutschland aus haben wir in Berlin ein sogenanntes Führungs- und Lagezentrum. Dort muss die IT reibungslos funktionieren. Die Systeme müssen immer funktionstüchtig sein, weil keiner weiß, wann die nächste Katastrophe kommt.
Konnte in den Katastrophenregionen in der Regel eine Kommunikation hergestellt werden oder gab es auch Fälle, in denen das nicht geklappt hat?
Nein, die Kommunikation klappt. Auch da ist von Fall zu Fall sehr unterschiedlich, welche Technik sinnvoll ist. Ein sehr gelungenes Beispiel funktionierender Telekommunikation kommt aktuell aus Kenia. Die Unruhen dort haben viele Familien auseinander gerissen und Eltern von ihren Kindern getrennt. Das Kenianische Rote Kreuz fuhr deshalb einfach mit Fahrzeugen mit Mobiltelefonen durchs Land. Von diesen rollenden Telefonzellen aus konnten die Betroffenen im besten Fall ihre Angehörigen ausfindig machen. Über 100 Kinder konnten so mit ihren Eltern wieder zusammen geführt werden.
Das DRK ist ja in zahlreiche Unterorganisationen gegliedert. Spiegelt sich das auch in einer heterogenen IT-Landschaft wieder?
Ja, das Deutsche Rote Kreuz ist ein föderaler Verband mit 19 Landesverbänden und über 500 Kreisverbänden. Dazu kommt der Verband der Schwesternschaften. Alle diese Gliederungen sind rechtlich selbstständig. Wir streben auf bestimmten Ebenen eine Einheitlichkeit an. So haben einige Landesverbände Lotus Notes als Mailsystem. Aber es gibt keine Verpflichtung, sich an einer bestimmten IT-Strategie auszurichten.
Eines Ihrer derzeitigen Projekte ist die Erweiterung von SAP. Wie sieht der aktuelle technische Stand aus?
Im Generalsekretariat haben wir das Projekt SAP-Finanzbuchhaltung im vergangenen Jahr erfolgreich abgeschlossen. Es sollen noch ein bis zwei weitere Module hinzugefügt werden. Außerdem haben wir vor, ein professionelles Projekt-Management-System einzukaufen.
Vor einigen Monaten warnte das Deutsche Rote Kreuz vor gefälschten Spenden-Mails. Wie können Sie sich in Zukunft vor solchen gefälschten Mails schützen?
Wir sorgen dafür, dass unsere Mail-Server nicht angegriffen und über unsere Server gefälschte Mails versendet werden können. Jeder, der beispielsweise mit Outlook arbeitet weiß, dass er eine beliebige Absenderadresse eintragen kann. Eine gefälschte E-Mail zu versenden ist technisch gesehen zunächst kein Problem. Paradebeispiel sind die Spams. Wenn eine derartige Mail verschickt wird, dann müssen wir darauf hinweisen, so wie es auch Banken bei gefälschten Mails machen, in denen die Pin-Nummer abgefragt wird.