"Auf den ersten Blick hat der Kindle so viel Seele wie ein Waffeleisen", stand im vergangenen Oktober in der Wochenzeitung "Die Zeit". So viel Kulturpessimismus und Kritik den elektronischen Lesegeräten in den vergangenen Monaten entgegen schlug. Mittlerweile sind die E-Books technisch so weit entwickelt, dass ihre Massenverbreitung nicht mehr aufzuhalten scheint - auch nicht in Deutschland. 2,2 Millionen Deutsche wollen sich noch in diesem Jahr ein digitales Lesegerät kaufen, ermittelte der Branchenverband Bitkom.
E-Books sind ein Hybrid moderner Technik und Literatur, kann doch durch sie eine gesamte Bibliothek in der Jackentasche verschwinden. Eine feste Verortung der Lesegeräte in einem bestimmten Bereich ist schwierig. So verkündete das Berliner Unternehmen Wizpac Anfang März auf der Cebit, dass es noch in diesem Jahr mit dem E-Lesegerät Txtr ein Konkurrenz-Produkt zu Kindle und Co. auf den Markt bringen wolle.
Sony wählte für den Deutschland-Start seines Produkts die Leipziger Buchmesse. Einen Tag vor ihrem Beginn bringt das japanische Großunternehmen den E-Book-Reader PRS-505 auf den deutschen Markt. Das Gerät wiegt 260 Gramm, ist etwas kleiner als ein DIN-A-5-Blatt und nur acht Millimeter breit. Bis zu 160 Bücher soll es speichern können. Der Sony Reader kostet 299 Euro.
Besonders interessant ist der 11. März auch deshalb, weil mehr als 80 Verlage mit Sony zusammenarbeiten und es nun verstärkt Lesematerial - auch für bereits erhältliche Konkurrenzgeräte - geben wird. Sony kooperiert mit der Buchhandelskette Thalia und dem Buchgroßhändler Libri.de. Auf der Internetseite sollen dann mehrere tausend E-Books im ePub Format verfügbar sein, das auf XML beruht. Preise sind bislang noch nicht sichtbar.
Im Gegensatz zum Konkurrenz-Produkt Kindle von Amazon ist der Sony-Reader puristisch. Der Kindle setzt auf raffinierte Funktionen wie Drahtlosübertragung. In den USA arbeitet Amazon mit einem Mobilfunkanbieter zusammen, der Usern ermöglicht, Bücher auch unterwegs zu kaufen. Wie das in Deutschland sein wird, ist noch unbekannt. Auch die Entwicklung des Kindles geht hin zu offenen Standards. Während man die Inhalte der ersten Generation nur auf dem Kindle lesen konnte, sind die Inhalte nun auch auf Konkurrenzprodukten lesbar.
Kindle-Buchausgaben sind in den USA häufig deutlich billiger als ihre gedruckten Ausgaben. Wann Kindle auf den deutschen Markt kommt, ist bislang nicht bekannt. Es wird allerdings über einen baldigen Termin spekuliert.
Die elektronischen Lesegeräte arbeiten mit so genannter E-Ink-Technologie. Anders als Computer- oder Fernsehbildschirme flimmern sie daher nicht. Sie erneuern sich nicht permanent, sondern werden nur einmal aufgebaut. Der Effekt: Die Buchstaben erschienen wie mit Tinte auf Umweltpapier geschrieben.
E-Book-Erfolg in den USA
Dafür, dass sich die E-Books nun tatsächlich auf dem deutschen Markt verankern werden, spricht unter anderem die Entwicklung in den USA. Dort hat sich der Absatz von elektronischen Ladegeräten in den vergangenen zwei Jahren jeweils verdreifacht.
Und um das Buch muss man sich keine Sorgen machen, bekräftigt Christian Sprang, Justitiar beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels, in einem Interview mit dem Deutschlandfunk: "Grundsätzlich sollte man das nicht so sehen, dass das eine Phänomen das andere substituiert. Das hat beides seine Berechtigung und wird auch beides nebeneinander stehen bleiben." Sprang fügt hinzu: "Das wird auch so sein, wenn das E-Book zum Massenphänomen wird."