Österreich übernimmt damit eine Vorreiterrolle bei der Modernisierung des Gesundheitswesens in Europa. Im April 2004 beauftragte der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger den internationalen Technologiekonzern Giesecke & Devrient (G&D), München, eine leistungsfähige intelligente Chipkarte für Österreich zu entwickeln. Der Papier-basierte Krankenschein soll durch eine moderne elektronische Gesundheitskarte ersetzt werden, die „e-card“. Diese Karte ist zugleich die europäische Krankenversicherungskarte (EKVK). Zudem dient sie als Bürgerkarte, da sie über Signatur- sowie Verschlüsselungsfunktion verfügt und großzügige Speicherkapazität bietet.
In der Musterpraxis habe die Gesundheitskarte von G&D bereits bewiesen, dass sie den gewünschten Anforderungen entspricht, erklärt das Münchener Unternehmen. Die e-card gewährt dem Arzt über ein Lesegerät den Zugriff auf Patientendaten, die in einem zentralen Gesundheitsinformationsnetz gespeichert sind. In einer ersten Testphase wurde die e-card in den zwei Praxen des burgenländischen Arztes Dr. Milan Kornfeind im Echtbetrieb getestet. Er führt 2.700 Patienten in seiner Kartei. Das Projekt „Musterpraxis“ verlief erfolgreich.
Seit Ende Februar dieses Jahres wurde der Probebetrieb auf insgesamt achtzig Arztpraxen mit zirka 110.000 Patienten in den Bezirken Eisenstadt und Umgebung, Neusiedl und Rust ausgedehnt. Nachdem der erste Kartentest bestanden ist, werden nun „echte“ e-cards ausgegeben, die auch nach dem Probebetrieb in Umlauf bleiben. Ziel des Probebetriebes ist, die einzelnen Abläufe und Funktionen des Gesamtsystems zu testen. Ab Ende Mai beginnt dann der österreichweite Roll-out: "Wir statten innerhalb von sechs Monaten rund acht Millionen Bürgerinnen und Bürger Österreichs mit e-cards und 12.000 Vertragspartner mit e-card-Infrastruktur aus", verkündet Dipl.-Ing. Volker Schörghofer, Mitglied der Geschäftsführung des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger und verantwortlich für das e-card-Projekt.
Etwa 42 Millionen Krankenscheine sollen so jährlich ersetzt werden. Dass die Karte alle Erwartungen erfüllt, habe sie in den beiden Probedurchläufen gezeigt. Doch künftig könne die e-card noch viel mehr leisten. Ab dem kommenden Jahr planen die österreichischen Behörden weitere Anwendungen. So ist die e-card auch schon dafür vorbereitet, als Bürgerkarte zu fungieren. Damit ist sie ein Hightech-Ausweisdokument, das die Behörden für den "Amtsweg über das Internet" anerkennen. Den gesetzlichen Auflagen für Signaturfunktionen, Verschlüsselungsverfahren und Speicherreserven genügt die Chipkarte schon jetzt.
Die zahleichen Funktionen auf einer einzigen Karte werden erst möglich durch das Herzstück des Systems, das Kartenverwaltungssystem, auch Card Application Management System (CAMS) genannt. Das CAMS steuert alle Daten und Anwendungen auf der Karte während ihres gesamten Lebenszyklus. Erst mit einem solchen System lassen sich zukünftige, schon jetzt geplante oder absehbare Ausbaustufen der Kartenfunktionalität verwalten, ohne die Karten auszutauschen. Es ist in der Lage, jederzeit den aktuellen Status der elektronischen Gesundheitskarte abzubilden, neue Funktionen aufzuspielen und bei Verlust oder Defekt die Karte mit dem letzten Status zu reproduzieren.