Analyse der Briefe

E-Post bekommt kostenlose Dokumentenverwaltung

11.07.2013 von Johannes Klostermeier
Die Deutsche Post erweitert ihr E-Post-Angebot für Bezahlen um eine automatische Sortierung und Archivierung von Dokumenten. Mit an Bord: das Münchener Start-up Gini.

Die Deutsche Post erweitert ihre E-Post um einen intelligenten Assistenten, der auf Wunsch der Kunden Dokumente analysiert und automatisch archiviert. Damit soll die E-Post zu einer „Korrespondenzzentrale für Privatkunden" ausgebaut werden. Entwicklungspartner der Deutschen Post ist dabei das Münchner Start-up-Unternehmen Gini (Slogan: "Findet die Nadel. Im Papierhaufen"). Der neue Service soll ab Herbst kostenlos für Privatkunden verfügbar sein. Das teilte das Unternehmen in Bonn mit.

Das Sortieren aller Dokumente nimmt den Kunden die Deutsche Post ab Herbst und auf Wunsch ab.
Foto: Deutsche Post AG

Dokumente und Briefe, die Kunden direkt in digitaler Form erhalten oder die sie sich über den E-Postscan-Service zuschicken lassen, können, so die Deutsche Post, mithilfe des neuen Assistenten automatisch verschlagwortet und archiviert werden.

Durch eine inhaltliche Auswertung eingehender E-Postbriefe sollen den Kunden die manuellen Arbeitsschritte in der Dokumentenverwaltung abgenommen werden. So funktioniert es: „Hierzu extrahiert der Service aus Schriftstücken automatisch alle relevanten Informationen und erkennt beispielsweise, ob es sich bei einem Anhang um eine Rechnung oder einen Vertrag handelt und welche Fristen zu beachten sind. In einem ersten Schritt wird der Assistent zudem in der Lage sein, auf Wunsch Rechnungen automatisch und fristgerecht zu begleichen."

Ralph Wiegand, CEO E-Post der Deutschen Post, sagte dazu: „Unser neuer Dokumentenassistent ‚denkt’ intelligent mit, reduziert Komplexität im Alltag und sorgt dafür, dass private Nutzer sich keine Gedanken über die Sicherheit ihrer Daten machen müssen."

Gescannt wird nur für den Kunden - nicht für irgendwelche Geheimdienste, versichert die Deutsche Post.

Wichtig dabei ist die folgende Versicherung der Deutschen Post: Private Nutzer behalten die volle Kontrolle über ihre Privatsphäre: Sie werden ausdrücklich um ihre Zustimmung zur Dokumentenanalyse gebeten, alle Daten würden transparent verarbeitet.

Das ist ein sensibles Thema, denn in den USA, so hat es die New York Times gerade aufgedeckt, registrieren staatliche Stellen auch den gesamten Briefverkehr innerhalb des Landes. Absender und Empfänger von jeder über den staatlichen Postdienst USPS verschickten Sendung werden demnach von Computern abfotografiert. Gefragt wurden die Bürger bei der Einführung des geheimen Überwachungsprogramms nicht.

Post bindet neue Start-ups an sich

Ihre E-Post-Erweiterung entwickelt die Post in Zusammenarbeit mit dem Münchner IT-Start-up Gini, vormals Smarchive. Das Unternehmen wurde erst 2011 gegründet und bekam Ende 2012 eine siebenstellige Finanzierung von T-Venture, Check24 und mehreren privaten Investoren. „Wir freuen uns sehr über unsere strategische Partnerschaft mit der Deutschen Post", sagte Gini-Gründer und Geschäftsführer Steffen Reitz. „Wir bündeln in ihr unsere technologische Stärke mit dem Know-how der Deutschen Post beim Handling von Dokumenten."

Außerdem gab die Deutsche Post die Übernahme des Berliner Unternehmens "Optivo" bekannt, einem E-Mail-Marketing-Dienstleister. Damit wolle der Konzern "sein Leistungsspektrum im Online Werbemarkt um das attraktive technologische Feld E-Mail-Marketing erweitern", heißt es. „Wir wollen die erste Adresse als neutraler Technologiedienstleister für die werbetreibende Wirtschaft sein“, sagte Jürgen Gerdes, Konzernvorstand Brief.

2010 übernahm die Deutsche Post Europas bereits die Targeting-Plattform Nugg.ad, 2012 folgte der Kauf von Intelliad Media, einem Bidmanagement-Anbieter für Suchmaschinenmarketing und Multichannel-Tracking.