Die Trennlinie zwischen dem Mann am Fließband und dem Entscheider auf Business-Ebene wird schmaler. Unternehmen sollten cross-funktionale Teams aus Informationstechnologie, Business und Kräften aus der Fabrikhalle bilden, um Wege zur Prozess-Optimierung zu finden. Das raten zumindest die Analysten des US-Marktforschers Aberdeen in einer Studie.
Es geht dabei um Enterprise Asset Management (EAM). 77 Prozent der Studienteilnehmer geben an, dieses Thema erhalte heute mehr Aufmerksamkeit als noch vor einem Jahr. Ziel der Entscheider ist, die Auslastung ihrer Anlagen zu verbessern und Ausfallzeiten zu vermeiden, um effizienter zu arbeiten. Aberdeen spricht vom Return on Assets (RoA). Dabei verstehen die Analysten unter EAM Tools für die Analyse und Aufbereitung von Asset Management, computergesteuerte Wartungs-Systeme und neue Arbeitsweisen.
Diese Entwicklung vollzieht sich vor dem Hintergrund wachsenden Drucks auf die Industrie. Neben dem Wunsch, den RoA zu steigern, nennen 61 Prozent der Befragten Risiken durch das Versagen kritischer Assets als Treiber für EAM. Jeweils knapp jeder Fünfte (19 Prozent) will die Komplexität seiner Anlagen in den Griff bekommen oder Energiekosten senken. Fast ebenso vielen (18 Prozent) macht Compliance, etwa Umweltschutzrichtlinien, zu schaffen.
In den konkreten Ergebnissen zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Studienteilnehmern. Wie bei Aberdeen üblich, werden die Befragten nach besonders erfolgreichen Unternehmen ("Best in Class"), Mittelfeld und Schlusslichtern ("Laggards") kategorisiert.
Demnach erreichen die "Best in Class"-Firmen (BiCs) eine Equipment-Effizienz (OEE) von 93 Prozent. Das Mittelfeld kommt auf 86 Prozent, die Nachzügler nur auf 67 Prozent. Der faktische Durchlauf bei den Erfolgsfirmen liegt bei 97 Prozent ihres theoretisch machbaren Wertes. Die Mittelklasse kommt auf 91 Prozent, die Laggards auf 74 Prozent.
Die BiCs müssen bei ihren Anlagen denn auch nur einen Stillstand von drei Prozent hinnehmen, während das Mittelfeld auf dreizehn Prozent kommt - und die Schlusslichter auf 34 Prozent.
Die Analysten haben sich angesehen, was die Musterschüler besser machen. Im Wesentlichen lässt sich das als neuer Ansatz umschreiben: weg von der passiven Reaktion hin zum pro-aktiven Handeln. Für den CIO heißt das zum Beispiel, dass er Tools kaufen oder entwickeln muss, um Daten für das Asset Management zu analysieren und aufzubereiten. Diese Lösungen müssen gegebenenfalls in bereits bestehende Anwendungen integriert werden.
Industrie noch nicht bereit zum Cultural Change
Best in Class-Unternehmen arbeiten daran, ihre gesamte Produktion so transparent wie möglich zu gestalten. Daher der Ruf nach cross-funktionalen Teams. Das setzt bei vielen Beteiligten allerdings erst einmal die Bereitschaft zum Umdenken voraus. Wie Aberdeen beobachtet, sind viele Unternehmen zu diesem "Cultural Change" noch nicht bereit.
Die Analysten haben einen Blick auf den Einsatz konkreter Lösungen geworfen und stellen fest, dass fast acht von zehn BiCs (79 Prozent) mit computergesteuerten Wartungs-Systemen arbeiten (Mittelfeld: 56 Prozent, Nachzügler: 48 Prozent). Außerdem haben 37 Prozent der Vorzeigefirmen Asset Performance Management eingeführt (Mittelfeld: 31 Prozent, Schlusslichter: elf Prozent). Und während 44 Prozent der BiCs die Prozesse für das Monitoring ihrer Anlagen standardisiert haben, sind es in der Mitte nur 40 und bei den Nachzüglern nur 15 Prozent.
Nicht zuletzt basiert die unterschiedliche Performance der Studienteilnehmer auch auf der Ausstattung der Belegschaft: Die besonders erfolgreichen Unternehmen geben ihren Arbeitskräften überdurchschnittlich häufig mobile Geräte in die Hand. Das spart Zeit und Arbeitswege.
Aberdeen hat für die Studie "Enterprise Asset Management - Maximizing return on assets and emerging trends" mit Entscheidern aus 160 Industriebetrieben gesprochen, vorwiegend aus den USA, Kanada und Westeuropa.