Der Name "eBay“ steht noch immer symbolhaft für den Erfolg des Internets und von E-Commerce. Gebrauchtes per Auktion zu ersteigern war äußerst beliebt – umgekehrt konnte sich jedermann/frau als Verkäufer betätigen und kräftige Gewinne einheimsen. Zumindest theoretisch.
Doch mit der Zeit verlor das Vorzeigemodell seinem Glanz. Es kam zu Schummeleien und Betrügereien auf beiden Seiten, bei Verkäufern, aber auch bei Käufern. Alternative Plattformen betraten den Markt, das Interesse an eBay ging zurück. Schließlich wurden auch neue Artikel zu Festpreisen über eBay verkauft, Händler waren schon länger erlaubt. Aber auch die Akquisitionen von PayPal und Skype brachten nicht die erwartete Gewinnkonsolidierung. Skype wurde gerade erst an Microsoft weiterverkauft.
Nun will man dem Amazon-Vorbild nacheifern und strebt ein Internet-Warenhaus für alles an. In den Worten von eBay: "Mein Ein für alles“. Der alte Werbespruch "Drei, zwei, eins – meins“, der mit dem Charme von Auktionen spielte, ist in der Versenkung verschwunden.
Stephan Zoll, Geschäftsführer von eBay in Deutschland, teilte nun mit, dass sich das über Festpreis-Verkäufe erzielte Handelsvolumen bei eBay.de im letzten Jahr um 15 Prozent erhöht hat. Und die Anzahl der zu Festpreisen verkauften Artikel stieg in den vergangenen vier Jahren um 58 Prozent. Von dem einstigen Auktionsprinzip ist nicht mehr viel übrig geblieben.
Bei eBay in Deutschland gibt es heute durchschnittlich etwa 30 Millionen Produkte im Angebot, die von 5 Millionen privaten Verkäufern, 160.000 gewerblichen Anbietern und mehr als 80 Markenherstellern und großen Händlern bereitgestellt werden. Das Unternehmen rühmt die "einzigartige Produktvielfalt, die neue Artikel und Ware aus der Vorsaison ebenso umfasst wie gebrauchte, einzigartige und Vintage-Artikel“.
Das eigentliche Geschäft kommt inzwischen von den professionellen Verkäufern. Pro Monat erreicht man insgesamt etwa 24 Millionen Besucher in Deutschland. Das entspricht etwa der Hälfte der deutschen Internet-Nutzer.
eBay will Erlebniseinkauf an allen Fronten
Zoll betont, dass man mit der geänderten Geschäftsstrategie nur den Wünschen der Käufer bei eBay gefolgt sei: "Die Zahlen verdeutlichen, dass die Käufer schon lange nicht mehr nur zu eBay kommen, um auf Artikel in Auktionen zu bieten. Sie wollen ebenso ganz normales Online-Shopping bei eBay betreiben. Die Bedürfnisse und Ansprüche der Käufer haben sich verändert und wir haben unseren Marktplatz und unser Angebot entsprechend angepasst.“
Man könnte auch sagen, dass die Käufer eben das alte Auktionsmodell nicht mehr wollten. Insofern war eBay gezwungen, sich neue Sachen einfallen zu lassen, um als Unternehmen am Markt zu überleben. 2010 kam es zum Abbau von 400 Stellen in Deutschland, als der europäische Kundenservice nach Irland verlegt wurde. Zudem gibt es immer mehr konkurrierende Verkaufsplattformen – neben Amazon hauptsächlich Otto, Yoox, Zalando und Groupon. Media Markt und Saturn wollen jetzt ebenfalls mit eigenen Online-Shops starten.
Gebündelt sind die neuen Aktionen von eBay unter der Marketing-Parole "Mein Ein für Alles“. Man will sich bei den deutschen Online-Käufern als "modernes Shopping-Universum“ im Hinterkopf verankern. Jan Waltenbauer, Director Strategic Marketing & Brand bei eBay in Europa, drückt es so aus: "eBay wird von vielen Konsumenten nach wie vor fälschlicherweise als reine Internet-Auktionsplattform wahrgenommen, auf der vor allem gebrauchte Artikel von privaten Anbietern versteigert werden. Mit der neuen Marken-Kampagne zeigen wir, dass eBay heute jedoch ebenso eine riesige Auswahl neuer Ware von professionellen Händlern und führenden Markenherstellern bietet.“
Ausdruck der neuen Strategie sind die "vertikalen Einkaufswelten“ auf dem "Marktplatz“ eBay. Zunächst wurde vor einigen Monaten der Bereich Fashion vorgestellt, Elektronik soll demnächst folgen. Auf www.ebay.de/mode findet sich jetzt ein "visuell ansprechendes und inspirierendes Einkaufserlebnis mit vielen neuen Funktionen“.
Wettlauf um Mode und Outlets
Im vierten Quartal 2010 sind die Besucherzahlen laut eBay stark angestiegen, und pro Monat sollen 8,7 Millionen Visits auf der Mode-Kategorie gezählt worden sein. Im ganzen Jahr 2010 sind mehr als 40 Millionen Modeartikel verkauft worden, heißt es. eBay reklamiert für sich, damit die meistbesuchte Online-Plattform für Fashion in Deutschland zu sein.
Das Image, man könne bei eBay für wenig Geld etwas finden, soll durch das "eBay Fashion-Outlet“ aufpoliert werden. Man habe bereits 30 namhafte Markenhersteller und große Händler wie Eastpak, Triumph, Apart, Speedo, frontlineshop.com und Görtz als Partner gewinnen können, die Restware aus der Vorsaison, Lagerüberhänge, aber auch Teile aus aktuellen Kollektionen anbieten werden.