Es hatte Signalwirkung für den SAP-scheuen Handel: 2007 kündigte Edeka einen Schwenk zu Standardsoftware an. Nun rückt der Abschluss des Projekts "Lunar" näher.
Die ersten sichtbaren Erfolge gibt es nach drei Jahren Laufzeit. Das konzernweite Stammdaten-Management nimmt 2010 in der Hamburger Zentrale den Betrieb auf. Erstmals in der Firmengeschichte arbeiten die verschiedenen Gesellschaften des Konzerns mit einheitlichen Stammdaten für Artikel und Lieferanten.
Allein die Artikelstammdaten umfassen rund 1,5 Millionen Datensätze. 350 Millionen Euro investiert der Konzern über fünf Jahre in eine einheitliche IT- und Prozesslandschaft auf Basis von SAP. Immerhin geht es um die Nummer eins im deutschen Lebensmitteleinzelhandel mit einen Umsatz von gut 43 Milliarden Euro und 300.000 Mitarbeitern, mit 12.000 Einzelhandelsgeschäften, überwiegend betrieben von rund 4500 Einzelhändlern und einem verzweigten Großhandel sowie knapp 3000 Lieferanten.
Sondergeschäfte wie Fruchtkontore mit eigenen Bananenreifen ergänzen den Umfang des zentralen IT-Projektes um weitere spezielle Anforderungen. Alles zusammen ergeben sich nicht eben Ansprüche, die eine Standardsoftware automatisch abdeckt. Dessen ist man sich auch in der Zentrale des Konzerns bewusst. Reinhard Schütte, Edeka-Vorstand für IT und Finanzen, spricht von "einer der weltweit kompliziertesten SAP-Installationen der vergangenen Jahre". Doch der promovierte Wirtschaftsinformatiker sieht keine Alternative zu SAP als Warenwirtschaftssystem. Eine komplette Eigenentwicklung stand für ihn nicht zur Debatte: "Wir sind ein Handelsunternehmen und kein Technologiekonzern und hätten eine solche Plattform mit vertretbarem Aufwand selbst nicht entwickeln können."
Viel Aufwand für Anpassungen
Um die Konzernstrukturen in der Standortsoftware abzubilden, ist ein erheblicher Anpassungsaufwand notwendig. Die eigens dafür gegründete Lunar GmbH beschäftigt heute etwa 450 Mitarbeiter an zwei Standorten. Sie arbeiten in mehr als 100 Einzelprojekten an der gruppenweiten Vereinheitlichung der Stammdaten, entwickeln SAP-Templates für die Zentrale und die Regionalgesellschaften sowie Lösungen für Logistikprozesse.
Die Top CIOs aus der Handelsbranche
Michael Müller-Wünsch Der Berliner Michael Müller-Wünsch (aka: MüWü) ist seit August 2015 Bereichsvorstand Technology (CIO) der Otto-Einzelgesellschaft. In dieser Funktion verantwortet Müller-Wünsch die Weiterentwicklung der IT-Landschaft und Tech-Architektur des Onlinehändlers und treibt damit den Wandel des Geschäftsmodells in Richtung Plattform. 2017 wurde die Technologie-Organisation von Otto unter seiner Führung mit dem CIO Innovation Award ausgezeichnet. Während seiner beruflichen Laufbahn arbeitete der im Bereich KI promovierte Informatiker und Diplom-Kaufmann unter anderem für Lekkerland, Ceva Logistics, MyToys und Herlitz.
Markus Mosa Seit Februar 2015 wird das Ressort IT/Logistik beim Lebensmittelkonzern Edeka direkt vom Vorstandsvorsitzenden Markus Mosa geführt. Vorgänger Michael Wulst ging aus persönlichen Gründen in Rente. Das Vorstands-Team der Edeka AG besteht nun aus nur noch drei Vorständen.
Eduard Spitz Die weltweite IT von Hugo Boss liegt seit März 2023 in den Händen von Eduard Spitz. Sein Vorgänger Jörg Walter ging in den Ruhestand.
Bastian King Mit Bastian King beruft das Modeunternehmen Takko Fashion erstmals einen Chief Information Officer. Er soll den digitalen Wandel vorantreiben. Die Position des CIO hat der Modehändler aus dem nordrhein-westfälischen Telgte neu geschaffen. Zum 1. März 2023 holte das Management dazu Bastian King an Bord.
Christian Metzner Seit Mitte April 2023 leitet Christian Metzner die IT der Drogeriemarktkette Rossmann. Seiner Vorgängerin Antje König stieg Anfang 2022 in den Vorstand auf. Metzner kommt von Volkswagen Financial Services.
Melanie Fichtner Zum 1. Februar 2024 hat Melanie Fichtner den CIO-Posten bei der Baywa übernommen. Zuvor leitete sie die operative IT des Konzerns.
Ricardo Diaz Seit August 2017 arbeitet Ricardo Diaz bei der Emil Frey AG in Zürich als CIO/CTO. Die Gruppe ist im Automobilhandel tätig. Der gelernte Diplom-Kaufmann Diaz war im April 2014 vom Energie Versorger EnBW als Vice President IT Strategy &Steering zur Unternehmensgruppe Media-Saturn gekommen. Im Juli 2014 wurde er CEO der Media-Saturn IT-Services und CIO bei Media-Saturn.
Matthias Wlaka Seit 1. Januar 2024 ist Matthias Wlaka CIO und Mitglied der Geschäftsführung von Bonprix. Die Stelle wurde neu geschaffen, um die IT-Aktivitäten des Modehändlers zentral zu bündeln.
Marc Rauscher Seit 1. April 2023 ist der ehemalige IT-Chef von Douglas, Marc Rauscher, Geschäftsführer der Hagebau IT GmbH. Er verantwortet das operative Geschäft der IT-Tochter.
Roman Melcher Roman Melcher verantwortet bei dm nicht nur die IT, sondern sitzt auch in der Geschäftsführung des Drogeriekonzerns.
Lars H. Heimann Lars H. Heimann ist seit März 2019 CIO der BAHAG AG, die zentrale Einkaufsgesellschaft der BAUHAUS Regionalgesellschaften. Seit Anfang 2021 hat er zudem den Posten des Senior Vice President Corporate IT inne. Er kam bereits 1999 in das Unternehmen.
Roland Schütz Roland Schütz, langjähriger CIO der Lufthansa, wechselt als Vorstand für IT und Digitalisierung zum Mannheimer Pharmahändler Phoenix. Schütz tritt die neu geschaffene Position des Chief Information Officer Anfang 2021 an.
Andreas Hubert Andreas Hubert ist seit Februar 2021 Group CIO von Adidas.
Katja Burkert Seit 1. Juli 2021 ist Katja Burkert CIO bei Intersport. Sie folgte auf Lars-Eric Pusch, der zur Drogeriekette Müller wechselte.
Sinanudin Omerhodzic Sinanudin Omerhodzic ist seit Oktober 2020 Geschäftsführer IT bei Aldi Nord. Er kommt von der Paul Hartmann AG.
Frank Schroeder Frank Schroeder ist seit Mai 2016 Head of IT der Interseroh Dienstleistungs GmbH, einer Tochter des Berliner Recycling- und Umweltdienstleisters Alba. Er war zuvor Leiter IT-Management und Leiter Innovationsmanagement beim Bauunternehmen Hochtief AG in Essen.
Severin Canisius Seit September ist Severin Canisius CIO und Mitglied der Geschäftsführung des Essener Schuhhändlers. Er folgt auf Olaf Schrage, der das Unternehmen Ende 2021 verlässt.
Katharina Knötel Katharina Knötel hat im August 2021 den CIO-Posten bei Coca-Cola European Partners CCEP von Christian Rasche übernommen, der Mitte Juni zu The Coca-Cola Company gewechselt ist. Sie berichtet sowohl an Peter Brickley, CIO von CCEP, als auch die Geschäftsführung der deutschen Dependance. Knötel ist Teil der hiesigen Geschäftsführung und hat zudem einen Sitz im internationalen BPT-Führungsteam. Sie leitet den Bereich Business, Process and Technology (BPT) in Deutschland und ist unter anderem verantwortlich für Vertriebs- und Lieferkettenlösungen.
Jörg Kohlenz Am 1. Juli 2022 hat der ehemalige Leoni-CIO Jörg Kohlenz die Position des Group CIO beim Thermomix-Anbieter Vorwerk übernommen.
Lars-Eric Pusch Seit April leitet Lars-Eric Pusch die IT der Drogeriemarktkette Müller. Er soll sie zu einem datengetriebenen Unternehmen machen.
Michael Rybak Michael Rybak hat bei der Drogeriekette Rossmann Anfang 2015 als Geschäftsführer den neu geschaffenen Geschäftsbereich Logistik und IT übernommen. Er verantwortete bereits seit Mitte 2014 zusätzlich zur Logistik den Fachbereich IT. Rybak wechselte 2009 in die Logistik des Drogeriekonzerns, wurde Logistikleiter sowie Geschäftsführer der Logistik-Gesellschaft und trat in die Geschäftsleitung ein.
Mark Michaelis Seit dem 7. Juni 2021 ist Mark Michaelis Geschäftsführer der Markant Services International GmbH sowie ihres polnischen Pendants. Das Unternehmen verantwortet die IT, Produktentwicklung und den Betrieb der Dienstleistungen und Services der Markant-Gruppe.
Michael Kaib Michael Kaib wurde im Juli 2015 neuer CIO in der Zentrale des Modekonzerns Esprit in Ratingen. Er berichtet an den Chief Operations & Systems Officer, Leif Erichson. Kaib kam im Mai 2010 zu Esprit. Er war dort zuletzt Vice President - Head of IT Governance & Enterprise Architecture. Kaib studierte Betriebswirtschaftslehre an der Philipps-Universität Marburg und in den USA und promovierte anschließend am Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität Marburg. Seine berufliche Karriere begann er 1998 als Berater bei Booz & Company in Frankfurt am Main in der globalen IT Practice.
Andreas Schobert Bei der Hornbach-Baumarkt-AG ist Andreas Schobert (41) seit 2015 neuer IT-Vorstand. Das Ressort Technologie wurde neu geschaffen. Der Vorstand wurde dafür von sechs auf sieben Mitglieder erweitertet. Im neuen Ressort laufen ab sofort die Fäden für die konzernweite Informationstechnologie sowie das E-Business zusammen. Seit 2012 war Schobert als Leiter E-Business für den internationalen Aufbau und die Weiterentwicklung des Online-Geschäfts im Hornbach-Baumarkt-AG Konzern zuständig.
Nathan Mott Nathan Mott ist seit Oktober 2014 CIO beim Stuttgarter Pharmagroßhändler McKesson Europe (zuvor: Celesio). Der IT-Chef kam aus den USA, vom Mehrheitsaktionär McKesson. Mott war zuletzt Präsident der McKesson Pharmacy Systems & Automation (MPS&A) und hatte danach zusätzlich das Celesio Coordination Planning Office geleitet.
Armin Bergbauer Mit Armin Bergbauer hat der Technologie-Distributor Ingram Micro seit Frühjahr 2008 einen neuen IT-Chef. Seine Vorgängerin Barbara Neumann hatte sich in den Ruhestand verabschiedet. Als Leiter IT & Organization ist Bergbauer auch Mitglied der Geschäftsleitung und berichtet an Gerhard Schulz, den Vorsitzenden der Geschäftsführung.
Walter Schulte-Vennbur Bei Electronic Partner verantwortet Walter Schulte-Vennbur seit Februar 2013 die IT. Der Diplom-Informatiker war zuvor CIO be Also Actebis. Auch vor dem Zusammenschluss von Also und Actebis 2011 arbeitete er mehr als 15 Jahre in verschiedenen Positionen beim Vorgängerunternehmen Actebis.
Bernd Herrmann Bernd Herrmann arbeitet seit 1990 bei Würth, einem Großhandel für Produkte der Befestigungs- und Montagetechnik. In der Würth-Gruppe ist er Geschäftsbereichsleiter für IT, E-Business und Logistik sowie Geschäftsführer für die Bereiche Marketing und EDV der Adolf Würth GmbH & Co. KG. Seit Mai 2015 ist er auch in der vierköpfigen Konzernführung der Würth Gruppe vertreten und dort für IT und E-Business verantwortlich.
Stephan Wohler Seit 2011 ist Stephan Wohler im Vorstand der Edeka Minden-Hannover. Er verantwortet bei der größten Edeka-Regionalgesellschaft die Ressorts IT und Logistik. Wohler kommt von der Metro, wo er zuletzt als Vorsitzender der Metro Group Logistics (MGL) arbeitete.
Khaled Bagban Zum 1. Juli 2024 ist Khaled Bagban als CIO bei der Metro AG eingestiegen. Gleichzeitig wurde er CEO der Digitalisierungstochter Metro.digital. Er folgt auf Timo Salzsieder.
Michael Homburg Michael Homburg ist seit April 2016 Geschäftsbereichsleiter IT/Organisation bei Edeka Nord. Sein Vorgänger Ernst Bochnig ist in den Ruhestand gegangen. Seit Mitte 2015 war Homburg bei Edeka Nord bereits stellvertretender Geschäftsbereichsleiter IT/Organisation.
Benjamin Beinroth Neun Jahre war Benjamin Beinroth bei dem Lebensmitteleinzelhändler Tegut beschäftigt, davon vier Jahre als Chief Information Officer (CIO). Er wechselte zum Jahresbeginn 2016 in die CIO-Position bei Fressnapf. Beinroth berichtet als CIO direkt an Hans-Jörg Gidlewitz. Dieser ist verantwortlicher Geschäftsführer für die Bereiche Finanzen, Personal und IT bei Fressnapf.
Jörg Heinen Jörg Heinen heißt der IT-Leiter bei WMF (Württembergische Metallwarenfabrik AG) in Geislingen. Seit Februar 2016 ist er im Amt. Der Vice President Global IT (CIO), so sein offizieller Titel, war zuvor Corporate Director, Strategic Vendor Management, bei der Henkel AG in Düsseldorf. Dort war er zuvor auch CIO Western Europe und damit verantwortlich für die IT-Services in der umsatzstärksten Region.
Andreas Möller Seit März 2018 ist Andreas Möller Geschäftsführer IT/ Managing Director IT beim Lebensmittelhändler Aldi Nord in Essen. Zuvor war er dort Bereichsgeschäftsführer IT, verantwortlich für IT-Projekte & -Methodik.
Frank Hoe Frank Hoe ist seit September 2016 CIO DACH bei der L’Oréal Deutschland GmbH in Düsseldorf. Er blickt auf 15 Jahre Erfahrung als CIO und IT Direktor in internationalen Unternehmen wie McDonald’s, Dole Food Company, Aldi Stores UK/Ireland und beim TÜV Rheinland zurück. Hoes Vorgänger im Amt, Abder Dellys, ist in den Ruhestand gegangen.
Johannes Wechsler Johannes Wechsler ist seit Juli 2018 neuer Geschäftsführer der MediaMarktSaturn IT Solutions in Ingolstadt. Wechsler berichtet an Atul Bhardwaj, CTO der MediaMarktSaturn Retail Group und CEO der MediaMarktSaturn IT Solutions. Wechsler wird die Geschäftsführung der MediaMarktSaturn IT Solutions um Bhardwaj, Orhan Olgun und Thomas Gawron ergänzen. Zuvor, seit Mai 2015, war Wechsler CIO der ProSiebenSat.1. Media SE.
Max Thelen Weil Erwin Sattler in die Geschäftsführung aufstieg, übernahm Max Thelen im Herbst 2010 dessen Position als Bereichsleiter IT/ORG beim Pharmagroßhändler Sanacorp. Damit verantwortet er IT-Infrastruktur und Anwendungsentwicklung des Unternehmens. Zugleich fungiert er als Schnittstelle zu den Fachbereichen.
Michael Baier Neuer Geschäftsführer des IT-Dienstleisters Infokom in Karlsruhe ist seit Juli 2018 Michael Baier. Infokom ist die IT-Tochter der Eurobaustoff, einer Kooperation für den mittelständischen Baustoffgroß und -einzelhandel. Zuletzt war Baier Vorstandsmitglied der Abas Unternehmensgruppe.
Jens Siebenhaar Jens Siebenhaar ist seit Oktober 2018 CIO beim Bekleidungsunternehmen C&A Europe. Zuvor arbeitete Siebenhaar als Geschäftsführers der REWE Systems GmbH. Siebenhaar war im März 2009 Leiter der IT bei REWE geworden. Er wechselte damals von der Baumarktkette OBI an den Rhein.
Frank Scholz Frank Scholz ist seit September 2018 Group CIO bei der Citti Handelsgesellschaft in Kiel. Er ist dort für die gesamte IT verantwortlich. Scholz war zuvor CIO bei der DB Regio. In den kommenden vier Jahren wird er sich die Aufgabe mit dem bisherigen IT-Leiter Matthias Ernst teilen.
Ulrich Wiedemann Ulrich Wiedemann ist seit September 2020 IT-Leiter von Vinzenzmurr. Zuvor war er CIO und COO beim Münchner Edelmetallhändler Pro Aurum, zu dem er Anfang 2020 von Essity gewechselt ist.
Jochen Jaser Jochen Jaser ist seit Juni 2019 neuer CIO beim Kölner E-Commerce Unternehmen HRS Group. Zuvor war Jaser bis Mai 2019 ein Jahr als CTO bei der Bearing Point Software Solutions GmbH in Frankfurt. Fast acht Jahre arbeitete er bei der Frankfurter Matrix42 AG, als CTO und CEO und sowie fünf Jahre bei der Karlsruher update4u Software AG, als Head of Product Management und CTO.
Andreas Helber Mit dem Jahreswechsel 2010/11 änderten sich die IT-Verantwortlichkeiten bei der BayWa: Andreas Helber wurde zum Finanzvorstand berufen und übernahm zugleich das IT-Ressort vom vormaligen Vorstand Frank Hurtmanns. Dieser verließ den Agrarhändler. IT-Dienstleistungen bezieht die BayWa über die RI-Solution GmbH, die sie Anfang 2002 zusammen mit der österreichischen RWA AG gegründet hat. Chef des Dienstleisters ist Eugen Berchtold.
Einsparungen nur Nebeneffekt
Lunar soll ein Sammelsurium heterogener Systeme und Plattformen ein für alle Mal beseitigen - nicht vorrangig, weil Edeka die IT-Kosten senken und Wartung sowie Administration vereinfachen will. Das ist eher der willkommene Nebeneffekt aus dem eigentlichen Ziel: konzernweit einheitliche Prozesse im Groß- und Einzelhandel mit identischen Stammdaten und Artikelnummern. "Damit schaffen wir die Voraussetzung dafür, die Transparenz im Gesamtunternehmen deutlich zu erhöhen", sagt IT-Vorstand Schütte.
Unternehmen
Edeka-Verbund
Hauptsitz
Hamburg (Edeka-Zentrale)
Umsatz
43,5 Milliarden Euro (Geschäftsjahr 2010)
Mitarbeiter
300 000
Einzelhändler
Rund 8000 Edeka-Märkte, größtenteils geführt von selbstständigen Kaufleuten, rund 4000 Filialen von Netto-Marken-Discount
Mit Transparenz kämpft Edeka nicht nur wegen seiner Größe und Vielfalt. Ein zusätzlicher Knackpunkt ist sicher auch die Organisationsstruktur als Genossenschaft. Die Zentrale teilt sich die Entscheidungshoheit mit den eigenständigen Regionalorganisationen und der Vielzahl selbstständiger Händler. "Die genossenschaftliche Organisation und die gewachsenen Strukturen unseres Unternehmens sind komplexer als in mach einem multinationalen Konzern", erklärt Schütte.
Lässt sich da ein Projekt dieser Größenordnung einfach von der Zentrale verordnen? "Wir wollen nicht verordnen, sondern überzeugen", sagt der Finanzvorstand. Auf der einen Seite könne die Zentrale folgenschwere Entscheidungen nicht alleine treffen oder gar gegen den Willen der Regionen durchsetzen. Auf der anderen Seite aber seien Beschlüsse, die gemeinsam gefasst wurden, verbindlich. "Natürlich gibt es in einzelnen Bereichen regionale Eigenheiten, und es müssen einzelne Abweichungen berücksichtigt werden", sagt der IT-Vorstand. "Der grundsätzliche Konsns über die Einführung der gruppenweit einheitlichen SAP-Lösung wurde aber nirgendwo infrage gestellt."
IT-Kennzahlen
IT-Mitarbeiter Rund 800 in den sieben Regionalgesellschaften; 450 in der Lunar-GmbH an den Standorten Hamburg und Mannheim
Edekas Datenverarbeitung war ein Flickenteppich aus unterschiedlichen IT-Lösungen, Eigenentwicklungen, SAP- und Oracle-basierten Systemen, verschiedensten Einzelhandelssystemen und uneinheitlichen Hardwareplattformen. "Eine besondere Herausforderung war, dass die einzelnen Lösungen nicht sukzessive, sondern parallel entwickelt werden mussten", erklärt Lunar-Geschäftsführer Michael Wulst. Jenseits der Einzelhandelslösungen in den Verkaufsstellen laufen allein in der Zentrale und den sieben Regionen - inklusive Test- und Entwicklungsumgebungen - rund 200 SAP-Systeme, unter anderem für Retail, Finanzen, Warenwirtschaft, Controlling und BI.
Templates für drei Ebenen entwickelt
Analog zur Konzernstruktur entwickelte Lunar Templates für die drei Ebenen Zentrale, Großhandel und Einzelhandel:
Am Hamburger Hauptsitz sind die zentralen Lösungen wie das einheitliche Stammdaten-Management, die Zentralregulierung und das nationale Data Warehouse angesiedelt.
Die sieben Regionen betreiben jeweils Großhandels-Warenwirtschaftssysteme sowie Lieferketten- und regionale Analysesysteme.
Die Einzelhandelsläden werden mit neuen Warenwirtschafts- und Kassensystemen ausgestattet.
Nicht allein für Edeka, auch für SAP ist Lunar ein Leuchtturm-Projekt. Der Handel ist, verglichen mit anderen Branchen traditionell eines der Sorgenkinder des Softwareherstellers. Die Branche setzte aus Wettbewerbsgründen lieber auf Eigenlösungen und bezweifelte, dass SAP die großen Datenmengen und komplexen Informationsströme und Prozesse bewältigen konnte. Edeka genoss daher eine Vorzugsbehandlung vonseiten Walldorfs. Es gab keine nennenswerten Probleme, SAP-Berater für die laufenden Projekte zu bekommen. Auch der Unterstützung der eigenen Programmierer durch die SAP-Entwicklungsabteilung stellt Lunar-Chef Wulst gute Noten aus: "Wir haben das Gefühl, dass sich SAP der Bedeutung des Projekts für Edeka - aber auch für die Weiterentwicklung der SAP-Retail-Lösung - bewusst ist", sagt er.
Neben den Stammdaten hat Edeka inzwischen auch das unternehmensweite Data-Warehouse und die so genannte Zentralregulierung umgestellt. Letztere wickelt die Abrechnung zwischen Lieferanten und dem regionalen Großhandel ab. In Hamburg wurde zudem eine 120 Quadratmeter große Demonstrationsverkaufsfläche, der "Markt der Zukunft", eingerichtet. Hier gewinnen die Händler einen Eindruck von den neuen Abläufen in ihren Märkten. Später, während der Einführungsphase, dient der Zukunftsmarkt den Einweisungen und Schulungen für das neue Filialsystem.
Anfang dieses Jahres hat das Roll-out der SAP-Systeme in den Regionen begonnen. Die Region Südwest schaltete im Februar als erste Regionalgesellschaft das neue SAP-Warenwirtschaftssystem scharf. Auch die Filialsoftware ist in den ersten Edeka-Märkten online, und das Ausrollen der Filialsysteme in mehreren Regionen ist angelaufen.
Vorsprung gegenüber Wettbewerbern
"Natürlich hat es Rückschläge und Verzögerungen gegeben, das lässt sich bei einem Projekt dieser Größenordnung nicht vermeiden", sagt Vorstand Schütte. "Aber insgesamt sind wir sehr zufrieden mit dem Projektverlauf und werden im nächsten Jahr das Ausrollen der Lunar-Module in der Zentrale, den Regionen und bei Händlern planmäßig fortsetzen."
Historie - Aus E.d.K wird EDEKA
1898bündeln Kaufleute ihre regionale Einkaufskraft: Sie gründen die "Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler im Halleschen Torbezirk zu Berlin", auch E.d.K genannt. 1911 wird aus der Abkürzung der bis heute gültige Name Edeka. In der langen Geschichte der Genossenschaft bilden sich weitere Regionalgruppen, die für das Großhandelsgeschäft verantwortlich sind. Gleichzeitig wächst die Zahl der selbstständigen Einzelhändler. Nach einigen Strukturreformen gibt es Stand heute sieben Regionalgesellschaften. Diese gehören zur einen Hälfte den etwa 4500 selbstständigen Einzelhändlern. Zweiter Gesellschafter ist die Hamburger Edeka Zentrale AG & Co. KG.
Läuft Lunar wie erhofft, rechnet Edeka mit erheblichen Kosteneinsparungen: Die neue Systemlandschaft vereinheitlicht die Prozesse für Disposition, Preisgestaltung und -änderung, die Abwicklung von Warenbewegungen und Abrechnungen bis hin zur Regalpflege. Das wiederum bildet die Basis, um noch schlummerndes Synergiepotenzial in der Logistik zu erschließen.
"Mit Lunar verfügen wir über Informationen in einer Detailliertheit, die vorher nicht möglich war", sagt Vorstand Schütte. Dadurch sei Edeka auf der einen Seite in der Lage, das Lieferanten-Management zu verbessern. Auf der anderen Seite ließen sich Erwartungen der Kunden besser befriedigen als vorher, und man könne schneller auf veränderte Kundenbedürfnisse reagieren. "Wir erreichen damit einen Vorsprung gegenüber den Wettbewerbern, der nicht so schnell aufzuholen sein wird", hofft Vorstand Schütte.