Telemedizin bei 121doc

Eher Versandapotheke als Online-Klinik

18.09.2012 von Hartmut Wiehr
121doc Deutschland bezeichnet sich als "Online-Fachklinik“. De facto scheint es sich eher um eine Versandapotheke mit angeschlossener ärztlicher Kontrolle zu sein.
Schnelle Lieferung von Medikamenten, die von Ärzten überwacht werden, verspricht 121doc.
Foto: 121doc

Die Angebote für Telemedizin kommen teils aus dem Umfeld staatlicher und privater Kliniken, teils werden sie von Firmen angeboten. Eine Einordnung und Bewertung fällt nicht immer leicht, zumal Patienten besonders in Notfällen auf tatsächliche Hilfe angewiesen sind. Mal eben ein Online-Angebot ausprobieren ist extrem risikoreich.

"121doc Deutschland“ bezeichnet sich als "Online-Fachklinik“, die seit über acht Jahren im Bereich der Telemedizin angesiedelt ist. Deutschlandweit besuchen etwa 20.000 Interessenten monatlich die Webseite. Laut 121doc sind davon rund 4000 regelmäßige Besucher. Für das Online-Angebot wird mit einem breiten Spektrum von Behandlungen geworben.

De facto scheint die Online-Klinik 121doc mehr eine Versandapotheke mit angeschlossener ärztlicher Kontrolle zu sein. In einer Pressemitteilung des Unternehmens heißt es: "Die Verschreibung der Behandlungen erfolgt per Online-Konsultation. Im Rahmen des Bestellprozesses werden allgemeine und spezifische Angaben zum Gesundheitszustand des Patienten erfragt und alle Medikamente dokumentiert, die von diesem gegenwärtig eingenommen werden.“

Das Rezept geht an die "kooperierende Versandapotheke“

Wie 121doc ferner mitteilt, werden die Angaben des Patienten von "einem in der EU zugelassenen Arzt“ geprüft: "Bei Eignung stellt er das für die gewählte Behandlung notwendige Rezept aus.“ Das Rezept werde anschließend an die "kooperierende Versandapotheke“ weitergeleitet und der Patient erhalte "seine Behandlung per Kurierdienst“.

Neue gesetzliche Vorschriften erschweren das Geschäft für Online-Apotheken.
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Die Internet-Präsenz von 121doc wurde 2002 in England gestartet. Online-Konsultation und Medikamentenverschreibung sollen unter ärztlicher Anleitung und Überwachung stattfinden. Man erhebe nicht den Anspruch, "die persönliche Arztkonsultation zu ersetzen“, heißt es bei dem Unternehmen. Stattdessen habe man sich auf das Bedürfnis des Patienten spezialisiert, verschreibungspflichtige Medikamente "möglichst diskret und schnell“ zu beziehen.

Online-Apotheken sind rechtlich umstritten

Der rechtliche Status von Online-Apotheken ist derzeit umstritten, besonders wenn sie ausländischer Provenienz sind. So haben Richter eines gemeinsamen Gremiums von Bundessozialgericht und Bundesgerichtshof im August 2012 entschieden, dass die deutschen Festpreise für rezeptpflichtige Medikamente auch für ausländische Online-Anbieter gelten. Die deutsche Bundesregierung plant laut "Spiegel“ eine Reform des Arzneimittelgesetzes, in der sie "unter anderem die Preisbindung in Deutschland gegen ausländische Konkurrenz schützen will“.

Der besondere Weg von 121doc könnte angesichts dieser Gesetzeslage bereits eine Lücke besetzt haben.