Man fand sich Goldsaal der Düsseldorfer Rheinterrassen ein, um der Verleihung des ersten IT-Awards im Handel beizuwohnen. Drei Kategorien hatte die Jury aufgesetzt, um den verschiedenen Aspekten der Handels-IT gerecht zu werden. Ausgezeichnet wurde das jeweils beste IT-Projekt in den Bereichen „In-Store-Solution“, „Customer Experience“ und Enterprise-Solution“.
Auf der Suche nach herausragenden und innovativen Projekten waren sowohl die Unternehmen aber auch deren Dienstleister aufgerufen, Vorschläge einzureichen. Mitmachen konnte jeder, der eine konkrete Anwendung vorzuweisen hatte, die Idee oder Absicht allein reichte (noch) nicht.
Geprüft, bewertet und schließlich ausgewählt wurden die aus neun Ländern eingegangenen Projektvorschläge von einer sechsköpfigen Jury: Miya Knights, Redakteurin des britischen Magazins "retail technology", Richard Mader, Executive Chairman der US-amerikanischen Branchenvereinigung ARTS (Association for Retail Technology), Winfried Lambertz, Chefredakteur des deutschen Magazin „retail technology“, Jürgen Glaser
Geschäftsführer des ZGV Zentralverband Gerwerblicher Verbundgruppen e.v., Professor Jörg Becker vom ERCIS, dem European Research Center for Information Systems an der Universität Münster sowie Ulrich Spaan, Mitglied der Geschäftsleitung des EHI Retail Institut in Köln.
And the winner is…
In-Store-Solution: Hier ging es um den Einsatz herausragender Technologien, die im Filialbereich eingesetzt werden. In die Endrunde geschafft hatten es die Unternehmen Coop Schweiz mit einer Zeitmanagement-Lösung, Karstadt mit einem Multimedia-Kiosk sowie die Parfümerie Douglas mit einer neuen, zentral steuerbaren Kassenlösung.
Douglas überzeugte die Juroren. Das Unternehmen hatte sich für den Abschied heterogener Kassensysteme entschieden und installiert nun in sämtlichen Ländern eine webbasierte Lösung, die flexibel und in vielen Sprachen nutzbar ist. Entscheidend ist, dass sich das System über die zentrale Plattform steuern lässt und dennoch den unterschiedlichen Finanzierungsanforderungen in den verschiedenen Ländern genügt. „Es noch längst keine Selbstverständlichkeit, dass der Handel über die Ländergrenzen hinweg eine einheitliche Lösung nutzt“, begründet Jury-Mitglied Ulrich Spaan. Zwar seien viele Unternehmen im Ausland tätig, doch in den meisten Fällen würde angesichts unterschiedlicher gesetzlicher Vorgaben noch immer der Aufwand mit nationalen Insellösungen bevorzugt.
Customer Experience: Diese Kategorie widmet sich der IT, die dem Kunden nutzt beziehungsweise hilft, die Beziehung zwischen Händler und Kunden zu verbessern. Unabhängig vom Geschäftsmodell, also ob es sich um ein Einzelgeschäft, einen Filial- oder Versandhändler handelt. In der Schlussrunde trafen sich hier die Projekte von der Otto GmbH & Co KG, die für den Online-Verkauf einen 3D-Showroom eingerichtet hat, außerdem der Edeka Neukauf Markt Culinara Maier für eine multimediale Waage und schließlich Buch Habel mit einer mobilen Zahlungslösung.
Die pfiffige Waage des selbstständigen Edekaners Detlev Maier machte das Rennen. Aus mehreren Gründen, wie Spaan betont. Zum einen ist das Wiegesystem von Bizerba an sich ein echter Gewinn für den Kunden. Sie liefert zusätzliches Material zu den Produkten, das weit über die üblichen Informationen hinausgeht. Beispielsweise kann der Käufer etwas über Allergene erfahren oder Kochrezepte zu den einzelnen Waren bekommen. Darüber hinaus kann dieses Wissen auch für die Schulung der Mitarbeiter eingesetzt werden, so dass diese ihre eigene Beratungskompetenz erhöhen. Und nicht zuletzt, so die Begründung der Jury, zeige das Projekt, dass mittelständische Händler durch den Einsatz von Technologie durchaus den Service am Kunden erhöhen und so auf den harten Wettbewerb durch die Discounter reagieren können.
Enterprise-Solution: Auf der Suche nach innovativen Unternehmenslösungen schafften der portugiesische Textilhändler Brasopi, die französische Handelskette E. Leclerc sowie OBI den Sprung unter die letzten Drei. Brasopi hat seine gesamte SupplyChain - von der Herstellung bis ins Lager - auf RFID-Unterstützung umgestellt, LeClerc trat mit einer Voice-Picking-Lösung und OBI mit der eigenentwickelten Warenwirtschaft an.
„Es war für die Jury ein Vorzeige-RFID-Projekt“, begründet Ulrich Spaan die Wahl für die Portugiesen. „Eines, bei dem man sieht, wie es gemacht werden sollte.“ Für seine Marke "Throttleman" nutzt das Unternehmen Brasopi Comércio de Vestuário S.A. eine Lösung, die die Bestückung der Textilien schon in der Herstellung vorsieht - gleich, ob die Kleider in Europa oder Asien produziert werden. Allein in dieser Frühjahr-Sommer-Saison hat der Hersteller bereits 65 Prozent seiner Textilien in den Fabriken in Indien und China taggen lassen. Letztlich konnten damit der Informationsfluss beschleunigt, die Lieferungen flexibler gehandhabt und auch die Verluste reduziert werden. In einem nächsten Schritt will Brasopi das System nun bis in die Filialen weiter reichen.