Warum sind Sie nach Dubai gegangen?
Vorher war ich in Malaysia, dort waren wir auch ein Joint Venture. Aber im Laufe der Zeit hatte ich immer mehr Probleme mit den Malaien auf der anderen Joint-Venture-Seite. Die wurden immer malaiischer. Das hatte zur Folge, dass immer weniger Inder oder Chinesen eingestellt wurden, sondern immer mehr Malaien - auch wenn die nicht so qualifiziert waren.
Gab es keine Lösung für das Problem?
Mein Partner und ich haben versucht, die Firma zu kaufen. Das erste Angebot wurde vom Joint-Venture-Partner abgelehnt. Dann haben wir ein verbessertes Angebot abgegeben. Das wurde auch abgelehnt. Dann habe ich mein letztes Angebot gemacht und gesagt, wenn du das nicht akzeptierst, dann gehe ich. Das hat er auch nicht akzeptiert. Dann bin ich gegangen.
Waren das die einzigen Schwierigkeiten?
Nein, unterdessen ist es sehr ruhig geworden in Malaysia. Alles, was wir dort produziert haben, musste exportiert werden. Das ist aber sehr schwierig geworden, weil die ganzen Schiffe, die aus China kommen und Richtung Europa oder USA fahren, voll sind. Wenn dann doch ein Schiff anhält und Platz hat, ist das sehr teuer. Es ist uns passiert, dass wir drei Jachten für die USA gebaut haben, aber wir haben kein Schiff gefunden, das sie mitnimmt. Wir hatten aber einen Liefertermin einzuhalten, also mussten wir sehr teure Frachtkosten hinnehmen. Diese Kosten haben am Ende den Standortvorteil aufgefressen.
Gibt es Ihr Unternehmen in Malaysia noch?
Ja, ich bin sogar noch Aktionär dort. Aber ich fürchte, die Aktien sind unterdessen wertlos. Die jetzigen Gesellschafter haben gar nicht den Zugang zum Markt, der nötig ist, um in diesem sehr speziellen Geschäft zu bestehen. Außerdem habe ich die guten Leute alle hierher geholt. Viele sind ja schon damals aus Deutschland mitgekommen, als ich das erste Unternehmen in Malaysia gegründet habe.
Und in Dubai floriert der Betrieb?
Ach wissen Sie, mein Bruder Max und ich haben vor zwei Jahren angefangen, genauer gesagt am 29. Mai 2006. Mittlerweile sind wir 350 Leute. Da bleibt nicht viel Zeit zum Verschnaufen.
Warum gerade Dubai?
Das Geschäft mit den Golfstaaten ist immer wichtiger geworden, deswegen sind wir nach Dubai gegangen. Wir haben damals schon von Malaysia aus für das Emirates Palace Hotel die 120 Kuppeln aus Kompositmaterialien hergestellt, dafür brauchten wir 190 Container, um die mit dem Zubehör zu verschiffen. 80 Prozent meiner Auftragseingänge kommen aus dem Bereich Architektur. Insgesamt sind die Produktionskosten und Standortkosten in Dubai höher, aber wir sparen Import- und Frachtkosten. Außerdem Reisekosten, weil meine Kunden jetzt vor Ort sind und ich nicht mehr so viel fliegen muss.
Seit wann machen Sie in Dubai Geschäfte?
Seit fast 20 Jahren. Gerade in der letzten Zeit ist mir klar geworden, wie viel Potenzial in dem Land steckt. Dubai ist das Singapur oder Hongkong des Mittleren Ostens. Gegenwärtig arbeiten wir aber mehr in Abu Dhabi. Dort haben wir zwar nicht so viele Projekte, aber dafür seriösere, das ist mehr High-End, so wie das Emirates-Palace, das Ministry for Foreign Affairs und die Scheich-Zayed-Moschee. In Dubai sieht zwar alles proper aus, aber wenn Sie an die Wand klopfen, ist dann doch Pappmaché. Das ist nicht unser Stil.
Und das ist in Abu Dhabi anders?
Da ist Marmor noch Marmor und Granit noch Granit. Die großen Projekte dort sind solider. Es ist ja allgemein bekannt, dass Abu Dhabi wesentlich mehr Kapital hat als Dubai.
Gab es in Dubai Schwierigkeiten, als Sie Ihr Unternehmen gegründet haben?
Ganz glatt ist das nicht über die Bühne gegangen. Ich wollte mich ja unbedingt außerhalb der Freihandelszone niederlassen. Wenn man im Land ein Unternehmen gründet, muss das Unternehmen mehrheitlich in der Hand eines Einheimischen sein. Das Schwierigste ist, einen Partner zu finden, der vertrauenswürdig ist und gute Verbindungen hat.
Und den haben Sie gefunden?
Mir ist es nicht so schwer gefallen, den passenden Partner zu finden. Das ist ein seriöser Investor, allein hätte ich das hier gar nicht stemmen können.
Ist das ein aktiver oder ein stiller Teilhaber?
Eher ein stiller Teilhaber. Aber den rufe ich schon an, wenn es Probleme mit der Verwaltung gibt. In seinem Pass steht das Kürzel H. E., das heißt His Excellence, und dann springen die halt.
Wie heißt der Mann?
Das ist der Sultan al Qurtasi al Noaimi. Die Al-Noaimi-Familie kommt aus Abu Dhabi beziehungsweise aus Ajman und gehört zur Royal Familliy. Die sind zwar nicht so groß und stark wie die Nahyan-Familie, aber mein Partner kann jederzeit zum Scheich Maktoum ins Büro reinlaufen, wenn er will.
Findet man solche Partner in Dubai nur, wenn man schon länger Kontakte hat, oder kann man die auch über Agenturen engagieren?
Natürlich gibt es Agenturen, und natürlich gibt es Emiratis, die gar nichts tun. Die geben nur Sponsorships, und da zahlen sie dann einen Festbetrag, je nach Firmengröße. Aber das Problem ist ja, dass so ein Mann 50 oder 100 Firmen hat. Wenn der irgendwie Schwierigkeiten hat, dann kann der Staat kommen und dem die 51 Prozent am Unternehmen wegnehmen, und dann sind sie nicht mehr Herr im eigenen Haus. Deswegen halte ich es für sehr gefährlich, mit Agenturen zusammenzuarbeiten.
Sind Ihnen Fälle bekannt, wo so etwas passiert ist?
Das kommt selten vor, aber es passiert. Dieses Risiko wollte ich von Anfang an vermeiden, deswegen habe ich mich gleich an meinen Bekannten gewandt.
Wie schätzen Sie heute die Chancen für Deutsche in Dubai ein, wenn man ein Unternehmen gründen will?
Die Goldgräberstimmung ist vorbei. Seitdem ich hier bin, sind die Kosten explodiert, das ist erschreckend. Vor zwei Jahren hat ein Zweizimmerapartment 75.000 Dirham pro Jahr gekostet, das sind 15.000 Euro. Wenn man heute mietet, kostet das gleiche Apartment zwischen 130.000 und 140.000 Dirham. Unternehmer, die vor zwei Jahren angefangen haben, müssen aber maximal 90.000 Dirham bezahlen, weil die Miete pro Jahr hier um maximal 5 Prozent gesteigert werden darf. Die Mietkosten von Häusern sind sogar um das Dreifache gestiegen.
Die Wirtschaftskrise geht doch auch an Dubai nicht spurlos vorbei. Sinken denn die Mieten nicht irgendwann?
Genau das Gegenteil ist passiert. Die Mieten sind gestiegen. Denn alle, die ein Apartment oder ein Haus besitzen, wollen schnell verkaufen. Aber weil die Objekte ohne Mieter höhere Preise erzielen, gibt es gegenwärtig einen wahnsinnig hohen Leerstand.
Sie können also nicht dazu raten, ein Business in Dubai aufzuziehen?
Ich würde auf jeden Fall mit sehr spitzer Feder rechnen. Wenn heute jemand anfängt, muss er immense Kosten stemmen und braucht sehr viel Startkapital. Für Häuser, Wohnungen und Hallen muss die Miete mindestens für sechs Monate im Voraus bezahlt werden, teilweise sogar für ein Jahr. Dazu kommen die Makler, die nochmals 5 Prozent der Jahresmiete verlangen. Ich habe drei Kinder, dafür muss das Schulgeld bezahlt werden - auch ein Jahr im Voraus. Wer heute ohne Geld nach Dubai kommt, ist so schnell unternehmerisch tot, so schnell kann man gar nicht schauen. Wenn Sie mich heute fragen würden, ob ich noch mal anfänge hier - ich glaube, ich würde nein sagen.
Für welchen Zeitraum sollte man Geld bereithalten?
Für mindestens ein Jahr. Aber trotzdem bleibt der Wettbewerbsnachteil gegenüber den Alteingesessenen.
Und was gefällt Ihnen hier besonders?
Dubai ist für mich als Standort ideal. Man ist in sechs Stunden in Europa und genauso schnell in Asien. Im Moment geht es hier einfach ab. Nicht nur in Dubai, sondern im gesamten Mittleren Osten. Hier werden Großprojekte im Dutzend aus dem Sand gestampft, Saudi- Arabien baut gegenwärtig allein 180 Krankenhäuser. Nur - da will keiner leben. Da macht man sein Business lieber von Dubai aus.
Gibt es Branchen, die für deutsche Unternehmer in Dubai gegenwärtig besonders interessant sind?
Abgesehen von der Baubranche sind das Dienstleistungen, Ingenieurwesen, Architektur und seit Neuestem die Solarbranche. Alternative Energieversorger werden gerade sehr gepusht.
Gibt es denn Dienstleistungen, die so gefragt sind, dass man aus dem Stand viel Geld verdienen kann?
Bis vor sechs oder acht Wochen waren Architekten, Ingenieure und Berater heiß begehrt, aber das ist erstmal vorbei. Viele Projekte werden gerade auf Eis gelegt.
Wie ist es Ihnen bisher bei der Mitarbeitersuche ergangen?
Gute Leute zu finden ist immer schwierig. Das erste, was mein Bruder Max und ich hier eingestellt haben, war ein Buchhalter. Ich musste mir 14 Leute ansehen, bevor ich den Richtigen gefunden habe. Dafür habe ich einen Monat gebraucht. Man braucht viel Zeit und Energie, um die guten Leute zu finden.
Wie hält man sein Personal bei der Stange?
Man muss gut zahlen und ein gutes Arbeitsklima schaffen. In meiner Firma habe ich nur wenig Fluktuation.
Gilt das für Produktion und die Entwicklung?
Wenn überhaupt, dann habe ich mehr Fluktuation im Managementbereich als in der Produktion. In der Produktion sind bisher kaum Leute gegangen.
Gibt es Konkurrenten, die Ihnen das Leben schwer machen?
Ich bin ein Sonderfall. Wir arbeiten an so speziellen Projekten, dass wir kaum Konkurrenz haben.
Das klingt nach einer komfortablen Monopolstellung.
Das klingt zwar krass, aber in einer gewissen Art und Weise haben wir tatsächlich eine Monopolstellung. Das trifft aber nur für eine Handvoll von Projekten zu, die es auch nur alle paar Jahre gibt. Da kann es schon vorkommen, dass der Auftraggeber sagt: Das ist etwas, das geht fast nur mit dem Waimer.
Bezieht sich das eher auf Ihre Kuppelkonstruktionen oder den Jachtbau?
Es gibt hier 20 oder 30 Hersteller, die Kuppeln bauen, aber die sind dann nicht so groß. Die betreuen meistens Projekte, um die wir uns gar nicht bemühen, weil dafür unsere Technologie zu teuer ist. Unsere Technologie macht erst Sinn ab einer gewissen Größe und ab einem gewissen Qualitätsanspruch. Wenn einer seine Kuppel nicht einfach weiß anpinseln will, sondern noch ein Mosaik aus teuren Fliesen darauf soll oder Gold, dann kommen wir ins Spiel.
Was ist gegenwärtig Ihr aufregendstes Projekt?
Wir bauen gerade die größte Uhr der Welt. Da ist allein einer der Uhrzeiger ein 70-Fuß langer Schiffsrumpf. 23 Meter lang und dreieinhalb Meter breit ist der Minutenzeiger aus Kohlefaser. Ein Minutenzeiger verschlingt allein zwei Tonnen an Kohlefasern.
Wo soll diese Uhr gebaut werden?
In Mekka. Da entsteht gerade der sogenannte Dokkae Tower. Die ersten 400 Meter des Turms werden in Beton gebaut, da sollen Wohnungen, Hotels und Apartments rein. Dann kommen weitere 200 Meter, und da kommen wir ins Spiel. Dieser Teil wird aus Stahl und Kompositmaterialen gebaut, um Gewicht zu sparen. Das Ganze soll mit 10.000 Quadratmeter 24-Karat-Goldfliesen verkleidet und von 700.000 LED-Lichtpunkten illuminiert werden. Fast ganz oben kommt dann diese gewaltige Uhr rein, mit einem Zifferblatt zu allen vier Seiten. Ein bisschen hat man sich am Big Ben orientiert, aber das wird dann die größte Uhr der Welt sein. Das ist richtig verrückt.
Wo genau wird der Turm stehen?
Das ist direkt neben dem Haram, dieser großen Moschee. Die Uhrzeit hat für Muslime eine sehr große Bedeutung, der Tag wird in fünf Betphasen eingeteilt. Gebaut wird das für Pilger, in das Gebäude soll dann auch ein islamisches Zeitmuseum rein und alles Mögliche.
Wie weit ist das Projekt gediegen?
Wir sind voll in Produktion. Die Installation ist zwar erst für Juni oder Juli kommenden Jahres geplant, aber wir produzieren schon jetzt Paneele und tüfteln gerade an der Form für die Uhrzeiger. Das ist ein richtig gutes Projekt.
Was planen Sie für die Zukunft?
Gegenwärtig arbeiten wir mit dem Architekten Norman Foster zusammen. Wir haben ein 70-Meter-Pavillon entwickelt, das ist toll, das sieht aus wie zwei Dünen. Mit dem Architekten Jean Nouvell planen wir das neue Louvre in Abu Dhabi, da haben wir eine freitragende Kuppel mit einem Durchmesser von 180 Metern entworfen. Für diese Projekte haben wir aber noch keinen Auftrag.
Hatten Sie schon einmal Schwierigkeiten mit Ihren saudischen Geschäftspartnern?
Noch nie. Im Allgemeinen mache ich nur mit den Topfirmen Geschäfte. Das geht alles sauber und seriös über die Bühne. Aufpassen muss man immer, probieren tut's jeder, aber ich habe bisher immer mein Geld bekommen.
Macht man Verträge, oder reicht der Handschlag?
Meistens Verträge, ein Handschlaggeschäft habe ich bisher nur mit der Bin-Laden-Group gemacht. Durch den Boom in der Region ist das unterdessen der größte Bauunternehmer der Welt, mit denen arbeiten wir hier schon seit Jahrzehnten zusammen, deswegen brauchen wir da keine Verträge mehr.
Reichen Standardverträge, oder sollte man sich einen Hausjuristen zulegen?
Wenn man keine guten Beziehungen hat, sollte man sich einen Anwalt suchen. Ich brauchte keinen, weil ich schon vorher gute Kontakte hatte.
Wie kommt man zu guten Kontakten?
In Dubai muss man Klinken putzen, präsent sein, man muss Zeit hier verbringen, zu großen Firmen gehen und sich immer wieder zeigen. Die großen Unternehmen sind ja in allen möglichen Branchen tätig. Irgendwann stößt man eine Tür auf, und dann läuft das von allein.
Also ist es nicht klug, sich an einen Berater zu wenden?
Die gibt es hier natürlich auch, die Berater. Die gründen ihnen eine Firma und managen ihnen alles, das kostet nicht einmal viel Geld. Aber das Problem ist: Der Erfolg steht und fällt mit dem lokalen Sponsor. Wenn man da an irgendeine Crux gerät, wird man seines Lebens nimmer froh.
Wie intensiv muss man Kontakte pflegen?
Die Emiratis sind im Allgemeinen sehr busy. Manchmal sehe ich meine Geschäftspartner drei oder fünf Monate nicht, aber dann ist es trotzdem sehr herzlich.
Sie sind ein offener, freundlicher Mensch. Glauben Sie das hat Ihnen geholfen?
Tja, was soll ich da sagen? Man mag hier sicherlich keine Hitzköpfe oder Blender. Die meisten Emiratis haben in ihrem Leben viele Blender gesehen, und fast jeder hier ist schon mal über den Tisch gezogen worden. Wenn man geradeaus ist und seriös, hilft das. Meine persönliche Erfahrung ist, dass man Emiratis durchaus beim Wort nehmen kann.
Klingt so, als hätten Sie nur gute Erfahrungen gemacht.
Auf jeden Fall habe ich wesentlich weniger Probleme als etwa in Malaysia. Dubai ist wesentlich effizienter. Wenn man hier zum Beispiel seinen Führerschein umschreiben lassen will, hat man den zehn Minuten später in der Hand, ein Visum für einen Freund oder Verwandten dauert 20 Minuten. Versuchen Sie das mal in Deutschland!
Was für einen Ruf haben Deutsche in Dubai?
Eigentlich einen sehr guten, einen wesentlich besseren etwa als die Engländer oder die Amerikaner. Die Engländer und Amerikaner haben hier schon früh Geschäfte gemacht und den einen oder anderen übervorteilt. Diese Erfahrungen haben die Emiratis mit Deutschen noch nicht so gemacht. Außerdem mögen sie deutsche Autos, Mercedes, Porsche oder BMW, das sind gute Marken. Die Deutschen haben ein gutes Image.
Und haben Sie den deutschen Geist schon in Ihre Firma getragen?
Nein, ich würde eher sagen, meine Mitarbeiter haben eine östliche Mentalität. Vor allem haben wir Inder und Philippinos, ich habe unterdessen auch einige Deutsche im Managementbereich. Jede Gruppe hat ihren Michael Jordan, also ihren Leistungsträger. Aber natürlich gibt es auch Leute, die fast zum Arbeiten getragen werden müssen. Das ist ein konstanter Prozess, die Leistungsträger zu halten und die Faulen auszusortieren.
Kann man diese Auswahl nicht vor der Einstellung treffen?
Nein, das ist wegen der Visa-Gesetze nur bedingt möglich. Man beantragt und bezahlt hier ein Visum für drei Jahre, wenn man einen neuen Mitarbeiter aus Indien oder den Philippinen einstellt. Wenn sich dann herausstellt, dass der zwar im Telefon toll klang, aber tatsächlich eine Pflaume ist, dann kann man den wohl nach Hause schicken, aber das Geld für das Visum ist futsch.
Aber insgesamt sind Sie zufrieden?
Dubai hat Dampf, da ist einfach ein Leistungsdruck da. Der Output meiner Leute ist insgesamt gut.
Wie viele ihrer 350 Mitarbeiter sind Europäer?
Bei uns arbeiten 25 Leute aus Europa und Neuseeland. Die brauche ich, um die Qualität zu sichern und den richtigen Speed hinzubringen. Ohne die würde das hier alles länger dauern.
Womit motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
In einem Abstand von drei bis vier Monaten werden die Mitarbeiter von ihren Supervisoren beurteilt. Wenn jemand eine gute Beurteilung hat, also wenige Fehltage hat und wenig Ausschuss produziert, dann bekommt er auch mehr Geld. Aber klar ist auch: Wer nichts leistet, fliegt raus.
Sind Ihre Supervisors eher Kumpeltypen oder eher autoritär?
Wir haben welche, die schwingen die Peitsche und andere, die sind eher kumpelhaft. Aber die mit der Peitsche haben meistens mehr Erfolg.
Gibt es Abteilungen, wo nur Philippinos oder nur Inder arbeiten?
Wir haben sehr schnell gesehen, wo die Nationalitäten am besten einzusetzen sind. Schreiner sind etwa 50 zu 50, Schweißer sind fast ausschließlich Inder. Was wir vermeiden wollen, ist eine Mafiabildung. In einer Abteilung, wo es nur Inder oder nur Philippinos gibt, gibt es schnell Cliquen, und dann steht plötzlich der Betrieb still. Dann heißt es, wir verdienen nicht genug, und man versucht, mich zu erpressen.
Haben Sie damit gerechnet, dass Ihr Unternehmen so schnell so groß wird?
Nein, und das war auch gar nicht mein Ziel. Aber dann kamen die Projekte schneller als erwartet, und dann war das Wachstum da. Aktuell haben wir zwei Großprojekte. Schöner wäre es natürlich gewesen, erst das eine abzuschließen und dann das andere anzufangen, aber das kann man sich leider nicht immer aussuchen.
Wenn man nein sagt, bekommt man eine zweite Chance?
Nein, dann macht das halt jemand anderes. Wachsen oder weichen, so ist das hier. Ich denke, bis zum März kommenden Jahres werden wir 500 Mitarbeiter sein. Das einzige Problem ist: Wir verschleißen einen Personalmanager nach dem anderen. Die kommen mit dem Speed einfach nicht mit.
Haben Sie noch Spaß am Speed?
Im Moment habe ich sehr viel Spaß. Wir sind erfolgreich, haben Superprojekte, und ich habe es auch noch nicht satt, den ganzen Tag unter Adrenalin zu stehen. Zum Leidwesen meiner Familie, aber zum Glück unterstützen die mich. Als wir vor gut zwei Jahren hier angefangen sind, hatten wir ein bisschen Geld in der Tasche und sonst nicht viel. Jetzt haben wir Erfolg, und das mag so noch fünf oder zehn Jahre laufen, da muss man bei der Stange bleiben.
Und Sie mitten drin die nächsten 20 Jahre?
Nein, so lange will ich nicht mehr. Ich habe meiner Frau vor zehn Jahren versprochen, dass ich mich mit 50 Jahren aus der Firma zurückziehe, und nun bin ich gerade vor ein paar Wochen 47 geworden. So wie ich arbeite, kann man diesen Job gar nicht ewig machen. Aber zu Hause auf dem Sofa liegen, ist auch nichts für mich.
Dieses Interview erscheint mit freundlicher Genehmigung von manager-magazin.de.