Die Polizei Niedersachsen steht vor einem Problem: In den nächsten fünf bis sieben Jahren gehen überdurchschnittlich viele Polizeibeamte in Pension oder Rente - und mit ihnen Erfahrung und Wissen. Die nächste Mitarbeitergeneration besteht tendenziell aus Digital Natives. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese in ihrem beruflichen Umfeld bei der Polizei moderne Kommunikationsmöglichkeiten erwarten, ist groß. Auch deshalb will die Polizei Niedersachsen bis Juni 2019 ein polizeiinternes soziales Netzwerk (PSN) einrichten.
Neben periodischen Mitarbeiterbefragungen, Vorgesetzteneinschätzungen und der Einführung eines PolizeiMessengers sieht die Landesstrategie 2020 vor, dass die Polizei Niedersachsen vor allem mit dem eigenen sozialen Netzwerk "zukunftsfähig" wird.
"Es wurde ein Kernteam beauftragt, das Projekt mit strategischer, organisationskultureller, fachlicher und technischer Perspektive zu entwickeln", erklärt der niedersächsische Landespolizeipräsident Axel Brockmann. Zu diesem Zweck nahmen Beamte vom Sachbearbeiter bis zum Polizeipräsidenten an entsprechenden Workshops teil. "Sie konnten stellvertretend für 25.000 Mitarbeiter der Polizei Niedersachsen aus ihrer individuellen Perspektive beschreiben, welche Form der Kommunikation und Collaboration zukunftsfähig ist", so Brockmann.
Der Produktname des PSN "015 - deine digitale Dienststelle" leitet sich aus der Polizeisprache ab: 015 ist ein Synonym für Dienststelle. Allerdings wurde schnell klar: Eben diese digitale Dienststelle ist weniger ein technisches als vielmehr ein organisationskulturelles Projekt. Laut Brockmann besteht die viel größere Herausforderung darin, die Menschen in einem solchen Change-Prozess erfolgreich mitzunehmen.
Das PSN bietet zukünftig Platz für Fachforen und Kommunikationsmöglichkeiten. Ermittlungs- und Einsatzerfahrungen können in einem Wiki dokumentiert, erweitert und aktualisiert werden - eine einmalige Chance, den erfahrenen Mitarbeitern eine Plattform zu bieten, auf der sie ihr Wissen an jüngere Polizistengenerationen weitergeben können.
Manche sehen das Projekt 015 skeptisch. "Es gibt aber auch eine Vielzahl guter Gründe, mutig zu sein und diesen aus unserer Sicht alternativlosen Weg einzuschlagen", sagt Landespolizeipräsident Brockmann.