(N)Onliner Atlas 2012 von D21

Ein Viertel immer noch offline

27.06.2012 von Johannes Klostermeier
Der Anteil der Deutschen, die das Internet nutzen, stieg im Jahresvergleich um nur noch 0,9 Prozentpunkte. Hamburg hat das größte Wachstum.

Die Initiative D21 hat die aktuellen Ergebnisse der von TNS Infratest durchgeführten Studie "(N)Onliner Atlas 2012" zu den Basiszahlen der Internet-Nutzer in Deutschland vorgestellt. Die Studie gibt es jetzt im zwölften Jahr, also seit 2001.

Die aktuellen Zahlen der Studie weisen demnach nur noch einen leichten Anstieg der Internetnutzung um 0,9 Prozentpunkte für das vergangene Jahr in Deutschland aus. Damit sind 75,6 Prozent der Deutschen online. Die „Hürde" von 75 Prozent Internetnutzern in Deutschland sei damit erstmals knapp überschritten worden.

15 Millionen sind überzeugte Offliner in Deutschland, sagt D21-Vize Robert Wieland.
Foto: TNS

Der Zuwachs von 0,9 Prozentpunkten sei jedoch „gering". Deswegen zieht der Geschäftsführer von TNS Infratest und Vize-Präsident von D21, Robert Wieland, den Schluss. „Der Trend der vergangenen Jahre bestätigt sich, die Internetzuwachsraten stagnieren zunehmend."

Nur wenige neue Deutsche haben demnach innerhalb des letzten Jahres das Internet für sich entdeckt und auch die Anzahl der Nutzungsplaner ist erneut leicht gesunken. Gaben 2011 noch 3,3 Prozent der befragten Deutschen an, das sie das Internet innerhalb der nächsten zwölf Monate nutzen wollen, sind es 2012 nur noch 3,1 Prozent. Insgesamt werde deutlich, dass der digitale Graben innerhalb Deutschlands noch vorhanden sei: 24,4 Prozent der Deutschen nutzen das Internet nicht.

Für die neue Ausgabe der Studie führte TNS Infratest im Auftrag der Initiative D21 über 30.000 Interviews durch. Gefragt wurde nach Kriterien wie Alter, Geschlecht, Einkommen, Bildungsstand oder Beschäftigung, die auch Rückschlüsse auf die Internetnutzung in den einzelnen Bundesländern zulassen.

Interessant ist der Ländervergleich: Die Stadtstaaten haben die Nase vorn.
Foto: D21

Nachdem in den Vorjahren Bremen das Bundesländerranking angeführt hat, setzen sich in diesem Jahr die beiden anderen Stadtstaaten Hamburg (80,0 Prozent Internetnutzer) und Berlin (79,8 Prozent) an die Spitze. Bremen komplettiert mit 79,5 Prozent Internetnutzern diese Spitze bestehend aus den drei Stadtstaaten. Auf Platz vier behauptet sich mit 78,2 Prozent der erste Flächenstaat Baden-Württemberg (2011: Platz 3 mit 78,0 Prozent).

Wie bereits in den Vorjahren zeigt sich, dass in den neuen Bundesländern sowie im Saarland die Anzahl der Internetnutzer vergleichsweise gering ist. Trotz eines Zuwachses von 3,1 Prozentpunkten ist Sachsen-Anhalt mit 67,3 Prozent noch immer Schlusslicht. Mit 67,4 Prozent Internetnutzern nimmt das Saarland unter den alten Bundesländern weiterhin den letzten Platz ein (insgesamt Platz 15, Zuwachs gegenüber 2011: 0,5 Prozentpunkte).

Senioren und Frauen holen auf

Zuwächse unter den Internetnutzern kommen vor allem aus den Gruppen, in denen das Internet bisher noch kaum genutzt wurde. So kann die Gruppe der ab 70-Jährigen einen Zuwachs von 3,6 Prozentpunkten aufweisen (2012: 28,2 Prozent; 2011: 24,6 Prozent), auch die Gruppe der 60- bis 69-Jährigen hat sich von 57,3 Prozent im Vorjahr auf 60,4 Prozent Internetnutzer erhöht. In der Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen, die bereits überdurchschnittlich gut angebunden ist, stagniert die Entwicklung, so wie auch in der Gesamtbevölkerung. Hier ist die Zahl der Internetnutzer von 75,8 Prozent im Jahr 2011 auf 76,6 Prozent gewachsen.

Besonders die Gruppe der Frauen ab 50 Jahren hat in diesem Jahr aufgeholt. Lagen sie 2011 noch bei 43,6 Prozent, sind dieses Jahr 46,9 Prozent der Gruppe im Internet unterwegs, eine überdurchschnittliche Steigerung um 3,3 Prozentpunkte. Allerdings zeigen die Ergebnisse auch, dass über die Hälfte der deutschen Frauen ab 50 Jahren immer noch nicht im Internet unterwegs sind.

Bei den Männern ab 50 Jahren ist die Internetverbreitung um durchschnittliche 0,9 Prozentpunkte auf 63,7 Prozent gewachsen. Trotz des Wachstums vor allem bei den Frauen ab 50 Jahren zeigt sich mit einer Differenz von über 16 Prozentpunkten zwischen Frauen und Männern in dieser Altersgruppe noch immer eine Spaltung.

Insgesamt konnte sich die Gruppe der ab 50-Jährigen mit einem Wachstum von 2,2 Prozentpunkten erneut überdurchschnittlich steigern und liegt nun bei 54,7 Prozent (2011: 52,5 Prozent). Die Frauen ab 50 weisen Wachstumsraten von 3,3 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr auf (46,9 Prozent, 2011: 43,6 Prozent). Auch die Differenz zwischen den Internetnutzern bei den Männern (81,0 Prozent, 2011: 80,7 Prozent) und den Frauen (70,5 Prozent, 2011: 68,9 Prozent) allgemein verringert sich.

Fast die Hälfte der Deutschen nutzt breitbandiges Internet

Immer mehr Deutsche gehen über Breitband ins Internet. Der Anteil der Deutschen, die breitbandiges Internet nutzen, ist um 4,6 Prozentpunkte auf 57,1 Prozent gestiegen. Wichtigste Zugangsart bleibt mit 42,2 Prozent der DSL-Anschluss, jedoch haben Kabel- und Mobilfunkzugänge deutlich an Bedeutung gewonnen. 8,5 Prozent bzw. 5,1 Prozent der Befragten gehen zuhause hauptsächlich über Kabel bzw. Mobilfunk online.
Im Vorjahr waren dies noch 5,9 bzw. 2,9 Prozent. Die Zahl derjenigen, die Internet über Kabel nutzen, hat sich um 44 Prozent gesteigert, bei den Mobilfunknutzern sind es 76 Prozent.

„Neue Endgeräte und fallende Preise für mobiles Breitband verändern zunehmend unsere Internetnutzung. Viele Online-Aktivitäten zuhause finden nicht mehr wie früher am stationären PC statt, sondern auf mobilen Endgeräten auf dem Sofa oder in der Küche.“, sagte Robert Wieland.

Den aktuellen (N)Onliner Atlas 2012 – Basiszahlen für Deutschland sowie weitere Informationen finden sich unter: www.nonliner-atlas.de

Am 29. Januar 2013 erscheint die vollständige Internetstudie der Initiative D21, der D21-Digital-Index, in der die beiden bisher getrennten Studien des klassischen (N)Onliner Atlas und der Studie zur digitalen Gesellschaft zusammengeführt werden. Am 30. Januar sollen die Ergebnisse auf einer Fachtagung in Berlin diskutiert werden.

Definitionen:

Onliner = Nutzer des Internets, unabhängig von Ort und Grund der Nutzung.
Nutzungsplaner = Nichtnutzer mit der Absicht, innerhalb der nächsten zwölf Monate das Internet zu nutzen.
Offliner = Nichtnutzer ohne Nutzungsplanung.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.