Lange hatte die Deutsche Börse auf den großen Coup gewartet. Mit der New Yorker Optionsbörse International Securities Exchange ist nun ein namhafter Merger unter Dach und Fach der Derivatebörse und Deutsche-Börse-Tochter Eurex. London Stock Exchange, Euronext: Das Vergangene ist vergessen. Seit Anfang 2008 starten erste Projekte mit der US-Börse, die die Deutsche Börse Tochter Eurex nun in ihr Portfolio eingliedert.
Michael Kuhn ist der Chef-Architekt der IT. Als einer der wenigen IT-Chefs in DAX-Konzernen sitzt er im Vorstand, und das bereits seit 1999. Er entwickelt die Handelsbörsen Xetra und Eurex ständig weiter und baut die IT-Strategie auf, deren IT-Systeme die IT-Tochter des Unternehmens Deutsche Börse Systeme entsprechend erstellt, wartet und betreibt.
Zu den vorrangigen Zielen des gelernten Chemietechnik-Ingenieurs gehört es, Transaktionen zu beschleunigen. Und damit die Deals möglich zu machen, die auf elektronischem Wege vonstatten gehen und durch eine immer größere Anzahl auch entsprechend breitere Datenautobahnen erforderlich machen. So seien, wie Kuhn gegenüber der "Wirtschaftswoche" sagte, Ende Januar an einem Tag mehr als 2,2 Millionen Geschäfte auf der Xetra-Plattform getätigt worden, deren Wert zusammen 26 Milliarden Euro betragen hätte. Und er zählte an diesem Tag zusätzlich 17 Millionen Kontrakte mit Derivaten, bei einem Gegenwert von einer Billion Euro. Zudem erweitern computergestützte Algorithmen das Geschäft. Hier übernehmen Rechner das Geschäft der Händler, die über mathematische Formeln die bestmögliche Anlageart berechnen. Auch die neue Eurex-Tochter ISE wird davon profitieren.
Das Volumen nimmt zu, und die Erwartungen an die Geschwindigkeit bei den Kunden ebenso. Die sogenannten Roundtrip-Zeiten verkürzte die Deutsche-Börse-IT etwa auf der Handelsplattform Xetra vergangenes Jahr auf zehn Millisekunden. Die Order einer elektronischen Transaktion aus dem Kundensystem über das Netzwerk bis ins Xetra-System mitsamt der Bestätigung über das Geschäft wickelt das System in dieser geringen Zeitspanne ab. Auch die Hardware unterstützt den Transaktions-Turbo entsprechend. Mit sogenannten "Dark Fibers" frisiert die Deutsche Börse seit Mitte vergangenen Jahres die Glasfaserverbindungen zwischen Frankfurt, London, Paris und Amsterdam. Deren Eigenschaft, Datenpakete auf "quasi unbegrenzt breiten" Datenautobahnen fahren zu lassen, dürfte über kurz oder lang auch der neuen Tochter aus den USA zugute kommen.