CIO Ben Fried

Einblicke in Googles interne IT

16.10.2013 von Thomas Cloer
Wenn es um Notebooks geht, dann ist Google-CIO Ben Fried noch strikt gegen BYOD.

Das ist nur eine der vielen Einsichten, die man einem interessanten Artikel über Googles interne IT und IT-Strategie bei "All Things Digital" entnehmen kann. In dem Porträt von Google-CIO Ben Fried stehen eine Menge interessanter Dinge darüber, welche Geräte und Software Google-Mitarbeiter benutzen dürfen und welche nicht (Dropbox zum Beispiel).

Und auch einiges über interne Systeme, die Google nicht - wie Google Drive und Apps - auch an seine Kunden verkauft. Das interne Videokonferenzsytem "GVC" zum Beispiel, das firmenweit mehr als 7000 Mal installiert ist und über das allein am 3. September 2013, dem ersten Arbeitstag nach dem Labor-Day-Wochenende, 25.000 Videokonferenz-Meetings mit 80.000 Endpoints abgewickelt wurden (der durchschnittliche Googler macht laut Fried drei am Tag).

Eines der interessantesten Projekte unter der Ägide von Fried, der seit fünf Jahren CIO bei Google ist und vorher 13 Jahre lang für Morgan Stanley arbeitete, wird zum Schluss beschrieben: Mit "Beyond Corp" will Google sicherer werden, indem es interne Netze so behandelt, als wären sie genauso gefährlich wie das "große, böse Internet". Branchenexperten bezeichnen dieses Konzept als "Zero Trust Network", in dem jeder Traffic überprüft wird.

Einmaliger Einblick
Google gewährt einen einmaligen Einblick in seine Rechenzentren. Hier ein Foto aus Council Bluffs, Iowa: Der Campus-Netzwerkraum, der es mit Routern und Switches ermöglicht, alle Rechenzentren miteinander zu verbinden. Die gelben Kabel an der Decke sind Glasfaserkabel, die eine sehr schnelle Internetverbindung ermöglichen.
Der Netzwerkraum
Reinraumatmospähre im Rechenzentrum: Dies ist ein Netzwerkraum in Council Bluffs, Iowa. Die Kunststoffvorhänge verhindern, dass warme Luft hinein strömt und hält die kalte Luft, die durch den Boden eindringt, drinnen.
Doppelt hält besser
Alle Daten sind nicht nur auf Servern, sondern auch auf Bandbibliotheken wie dieser hier in Berkeley, South Carolina, gesichert. Die Mitarbeiter können auf die Bänder zugreifen, indem sie einen Roboterarm steuern. Jedes einzelne dieser Bänder hat einen eigenen Barcode, damit es wiedergefunden werden kann. Diese Sicherung betreibt Google, falls doch mal der Strom ausfallen könnte.
Gigantische Hallen
In dieser gigantischen Halle mit 10.000 Quadratmetern in Council Bluffs, Iowa, stehen unzählige Server. Die Stahlträger dienen auch der Stromversorgung. Auch im Boden verlaufen Wasserleitungen unter Abdeckungen. Hält sich gerade niemand in der Halle auf, schalten Bewegungssensoren automatisch das Licht aus.
Alles so schön bunt hier
Das Google'sche Farbensystem zieht sich durch: Sogar die Tausende Meter an Rohren des Kühlsystems in Douglas County, Georgia, sind bunt angestrichen. Das soll auch die Zuordnung erleichtern, also ob Wasser in den Kühlturm (rot steht für warmes Wasser) oder in die Anlage fließt (blau steht für kaltes Wasser). Auch das G-Bike, mit dem Mitarbeiter die Wege schneller zurücklegen, ist dem Corporate Stil angepasst. Das G-Bike gibt es erst seit April in den Google-Zentren. Wer genau hinsieht, entdeckt die Farbgebung auch in den Kabeln im Serverraum.
Hinter den Servern
So sieht es hinter den gewaltigen Server-Reihen in Mayes County, Oklahoma, aus. Die heiße Luft aus den Tausenden Servern in den Racks wird in eine Kühleinheit abgeführt, im Austausch gibt es kühle Luft. Geheimnisvoll grün schimmert es wegen der Status-LEDs, die von der Vorderseite der Server reflektiert werden.
Handarbeit
Ein Google-Mitarbeiter in Finnland zieht ein Ventil nach: Das Meerwasser des Finnischen Meerbusens muss in das Kühlsystem eingespeist werden, sonst überhitzt sich das Rechenzentrum in Windeseile. In Finnland verwendet Google zur Kühlung unverarbeitetes Wasser oder Grauwasser. Das heißt, dass kein Trinkwasser für die Kühlung verschwendet wird, auch wenn das Grauwasser trotzdem noch aufbereitet werden muss.
Zwischen den Servern
Scheinbar bis zur Unendlichkeit setzen sich die Server-Reihen fort. Die LEDs an den Server-Racks verraten, dass alles in Ordnung ist. Eine Mitarbeiterin in The Dalles, Oregon, wechselt eine überhitzte CPU aus.
An der Biegung des Flusses
Das Rechenzentrum in The Dalles, Oregon, liegt an einem Fluss. Um die Kühlung zu gewährleisten, wurden alle Rechenzentren von Google in Flussnähe gebaut. In Europa liegen die Rechenzentren in Finnland, Belgien und Irland.

Fried sieht Beyond Corp als Alternative zu dem klassischen Vorgehen vieler Unternehmen, ihren Mitarbeiter digitale Tokens in die Hand zu drücken und Verschlüsselung zu verwenden, um sie sicher in VPNs zu tunneln. "Das hier kommt nach VPN", sagt Fried. Es sei ein Trugschluss, überhaupt irgendeinem Netz zu vertrauen. "Die Idee, ein Netz sei sicherer als ein anderes war vollkommen verkehrt - die meisten Rechner in diesem Netz verbanden sich irgendwann am Tag doch irgendwann mit dem Internet."

Beyond Corp ist nur eine der vielen Gratwanderungen des CIOs zwischen Kontrolle und Übertragen von Verantwortung auf die Mitarbeiter - aus Sicht von Fried ist der besten Weg, den Google-Mitarbeitern Freiheit und freie Wahl von Arbeitsplatz und -gerät zu gewähren eben das (transparente) Beschränken des Netzzugangs.

Den vollständigen Artikel über Google-CIO Ben Fried und seine Konzepte können Interessierte hier (in englischer Sprache) nachlesen.