HR-Trends 2024

Eine ganz neue Arbeitskultur wird kommen

14.02.2024 von Hans Königes
2024 wird die Personalarbeit den Unternehmenserfolg maßgeblich beeinflussen. KI und zahlreiche, weltweite Krisen, stellen Personaler vor besondere Herausforderungen.

2024 steht im Zeichen des Wandels, davon sind Personalexperten überzeugt, wie die folgenden Statements zeigen:

Donald Knight, Chief People Officer bei Greenhouse

"Eine reine Back-to-Office-Pflicht ohne Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden wird Auswirkungen auf Unternehmenskultur und Arbeitgebermarke haben."
Foto: Knight - Greenhouse

Diversity, Equity & Inclusion (DE&I) gewinnen 2024 an Bedeutung - für Unternehmen wird es noch stärker darum gehen, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Dies gilt besonders in der Diskussion um eine Büropflicht, die auch den Technologiesektor maßgeblich betrifft. Eine reine "Back-to-Office"-Pflicht ohne Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden wird Auswirkungen auf die Repräsentativität der Belegschaft, die Produktivität, Unternehmenskultur und Arbeitgebermarke haben. Unternehmen oder Führungskräfte, die keine inklusive und unterstützende Unternehmens- und Bürokultur schaffen, schließen automatisch einen großen Teil der Bevölkerung aus.

Diversity-Aufgaben endlich umsetzen

Dazu gehören berufstätige Eltern, internationale Arbeitnehmende, pflegende Angehörige oder Mitarbeitende mit gesundheitlichen Einschränkungen. Die Integration hybrider und flexibler Arbeitsmodelle in die Unternehmensstrategie ist entscheidend, um eine diverse Belegschaft zu rekrutieren und zu halten sowie ein zugängliches und faires Arbeitsumfeld für alle zu schaffen. Aktiv darauf hinzuwirken, DE&I bereits 2024 fest in der Unternehmens-DNA zu verankern, sollte für Unternehmens- und Personalentscheider eine hohe Priorität besitzen. Denn in den nächsten fünf Jahren werden DE&I-Initiativen stärker in die Unternehmensstrategien integriert, um zum Unternehmenserfolg beizutragen. Ohne Mitarbeitende wird es auch in Zukunft keine Unternehmen geben.

Volker Grümmer, Managing Director Germany von Effectory

"Es wird sich zeigen, welche Arbeitgeber ihre Initiativen wirklich ernst gemeint haben und welche nicht – das hat 2024 Folgen für die Anziehungskraft der Arbeitgebermarke."
Foto: Effectory

Durch die aktuelle wirtschaftliche Situation spielen wichtige Themen der letzten Jahre wie Diversität, Nachhaltigkeit oder sogar die Digitalisierung in manchen Unternehmen plötzlich eine nachgeordnete Rolle. Es wird ersichtlich, welche Arbeitgeber ihre Initiativen wirklich ernst gemeint haben und welche nicht - das wird 2024 Folgen für die Anziehungskraft der Arbeitgebermarke haben.

Mit Pulsbefragungen schnell auf Stimmungen reagieren

Insgesamt müssen Unternehmen 2024 widerstandsfähiger gegenüber wirtschaftlichen Schwankungen werden. Das betrifft neben dem Einsatz von KI und Automatisierung die kontinuierliche Aus- und Weiterbildung sowie die physische und psychische Gesundheit der Mitarbeitenden. Um die Zufriedenheit der Mitarbeitenden sicherzustellen und die Fluktuation zu minimieren, werden Mitarbeiter- und Pulsbefragungen 2024 wichtiger sein denn je. Indem sie regelmäßig Feedback einholen und darauf reagieren, zeigen Arbeitgeber: Unsere Mitarbeitenden bleiben, bei allem technologischen Fortschritt, das wichtigste Kapital.

Christian Friedrich, Geschäftsführer Haufe Akademie Digital Learning Solutions

"Teams effektiv über Distanz führen zu können, ist alternativlos – und lässt sich lernen."
Foto: Haufe Akademie

Die Herausforderungen für HR im Jahr 2024 sind vielschichtig: Mitarbeiterzentriertheit, Diversität und Flexibilität sind entscheidende Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit. Inmitten dieser Dynamik hat sich Nachhaltigkeit als integraler Bestandteil von Geschäftsstrategien und Unternehmenskultur etabliert. Und es gilt die wichtige Erkenntnis: Die Stärke eines diversen Teams liegt in seinen vielfältigen Perspektiven, die den Raum für kreative Lösungen und neue Ideen öffnen.

Führung auf Distanz wird selbstverständlich

Gleichzeitig stehen Unternehmen vor fortwährenden Herausforderungen. Das hybride Arbeiten ist zur Norm geworden. Teams effektiv über Distanz führen zu können, ist alternativlos - und lässt sich lernen. Die digitalen Kompetenzlücken, besonders im Bereich künstliche Intelligenz, fordern dringend Aufmerksamkeit. Und die Zukunft erfordert von Unternehmen Flexibilität. Entscheider in HR fühlen sich zurecht, als ob sie auf den Wellen der Digitalisierung surfen - es ist ein ständiges Balancieren und die Bereitschaft, neue Richtungen einzuschlagen. Veränderungen wollen aktiv angenommen und gesteuert werden - sie lediglich zu verwalten, reicht nicht mehr aus.

Eine entscheidende Rolle spielen dabei die einzelnen Mitarbeitenden. Sie gestalten vermehrt Lerninhalte und Entwicklungsprogramme selbst, was zu einer tieferen Vernetzung und einem regen Wissensaustausch innerhalb der Organisationen führt. HR-Entscheider stehen vor der Aufgabe, auf Veränderungen mit innovativen Lösungen und geeigneten Dienstleistungen zu reagieren, um Teams bestmöglich auf die dynamische digitale Landschaft vorzubereiten. Denn so können Unternehmen mit dem rasanten Tempo auf dem Markt mithalten und erfolgreich agieren.

Philipp von Bülow, Geschäftsführer lawpilots

"Die Implementierung einer Kultur der individuellen Kompetenzentwicklung und kontinuierlichen Weiterbildung spielt eine zentrale Rolle."
Foto: lawpilots

Lokale und internationale Krisen häufen sich und mit ihnen die Anforderungen für Unternehmen und ihre Mitarbeitenden. Wir bewegen uns weg von der schon anspruchsvollen VUCA-Welt (Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität), hinein in eine Ära, die durch Brüchigkeit, Angst, Nichtlinearität und Unverständlichkeit (Brittle, Anxious, Non-linear, Incomprehensible = BANI) gekennzeichnet ist. Ein Wandel, der Unternehmen und jeden einzelnen Mitarbeiter und Mitarbeiterin 2024 vor große Herausforderungen stellt.

Kollektive Resilienz entwickeln

Es ist umso wichtiger, gemeinsam als Organisation eine kollektive Resilienz zu entwickeln. Dabei spielt die Implementierung einer Kultur der individuellen Kompetenzentwicklung und kontinuierlichen Weiterbildung eine zentrale Rolle. Nur so lässt sich eine Schwarmintelligenz im Unternehmen formen, um sich aktiv den Herausforderungen unserer Zeit zu stellen.

Patrick Löffler, Geschäftsführer und Co-Gründer givve

"Nachhaltigkeit und Purpose-Driven Leadership gewinnen an Bedeutung."
Foto: Löffler - givve

Im kommenden Jahr werden drei Schlüsseltrends die Arbeitswelt prägen:

  1. Individualisierte Employee Experience rückt ins Zentrum der Personalstrategie, wobei Unternehmen auf maßgeschneiderte Ansprachen und steuerfreie Sachbezüge setzen, um die Mitarbeiterbindung zu stärken.

  2. Die COVID-19-Pandemie hinterlässt einen dauerhaften Einfluss, und Flexibilität sowie Hybridarbeit werden weiterentwickelt, um die Work-Life-Balance zu optimieren.

  3. Nachhaltigkeit und Purpose-Driven Leadership gewinnen an Bedeutung, wobei Unternehmen ihren Fokus auf ökologische Verantwortung und soziale Zwecke erweitern.

Steuerfreie Sachbezüge sollten selbstverständlich sein

Innovative steuerfreie Sachbezüge, aber auch finanzielle Unterstützung der Mitarbeitenden beispielsweise in Form von Essenszuschüssen, sollten integraler Bestandteil einer ganzheitlichen HR-Strategie sein. Unserer Überzeugung nach fördert eine aufgeschlossene und menschenorientierte Herangehensweise nicht nur den Unternehmenserfolg, sondern stellt auch das Wohlbefinden und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden sicher.

Femke Huijbers, Director of People and Culture bei Tellent

"Neben effektivem Recruiting ist auch das Halten von Mitarbeitenden entscheidend."
Foto: Tellent

Die künftigen Herausforderungen für HR-Abteilungen, darunter Fachkräftemangel, Digitalisierung und veränderte Arbeitsbedingungen, erfordern eine enge Zusammenarbeit von Mensch und Technik, um den Menschen optimal zu unterstützen. HR-Abteilungen müssen ihre Strategien anpassen und verstärkt auf HR-Technologien setzen, dabei jedoch sicherstellen, dass die Nutzung von KI im Recruiting strategisch und sinnvoll erfolgt.

Auch Personaler müssen verstärkt auf KI setzen

Trotz der technologischen Entwicklungen steht weiterhin der Mensch im Mittelpunkt. Neben effektivem Recruiting ist auch das Halten von Mitarbeitenden entscheidend, wofür agile und flexible Arbeitsmodelle, wie Home-Office und Sabbaticals, unerlässlich sind. Arbeitnehmende erwarten von ihren Arbeitgebern Flexibilität, da sie bewiesen haben, dass dies ohne Beeinträchtigung der Produktivität funktioniert. Die Integration von Technik in die HR-Arbeit dient dem Zweck, die dadurch gewonnenen menschlichen Ressourcen zu nutzen und die Mitarbeiterzufriedenheit nachhaltig zu verbessern.

Lukas Rintelen, Co-Founder & Managing Director von Tucan.ai

"Die Mensch-Maschine-Interaktion wird zu einem integralen Bestandteil moderner Arbeitsstrukturen."
Foto: Tucan.ai

Die steigende Arbeitsbelastung in vielen Branchen bei gleichzeitigem Fachkräftemangel macht den Einsatz von KI unumgänglich. Die Mensch-Maschine-Interaktion wird zu einem integralen Bestandteil moderner Arbeitsstrukturen in der Wissensarbeit. In erster Linie geht es vor allem darum, die Produktivität und Effizienz am Arbeitsplatz durch den gezielten Einsatz von Technologie zu steigern. 2023 hat erste Grundlagen und ein neues Verständnis von künstlicher Intelligenz geschaffen, um die Potenziale der Automatisierung zu nutzen und die Ressource Mensch von monotonen Tätigkeiten zu entlasten.

Ja zu KI, aber ethische Fragen nicht vergessen

Der Blick richtet sich nun auf das Jahr 2024, in dem es darum geht, Worktech-Tools nahtlos in den Arbeitsalltag zu integrieren, um diesen zu erleichtern und Freiräume für kreative und innovative Tätigkeiten zu schaffen. Im Jahr 2024 werden Unternehmen in allen Bereichen offener für KI-Technologien sein, gleichzeitig aber auch die notwendige Vorsicht in Bezug auf ethische Überlegungen und Datenschutz walten lassen. Die Flexibilität der Arbeitsstrukturen und die kontinuierliche Bewertung und Anpassung der eingesetzten Technologien werden entscheidend sein, um langfristig positive Auswirkungen auf die Arbeitskultur und die Arbeitsbelastung zu erzielen.

Juliane Seack, Head of People & Development, Piabo Communications

"In 2024 gilt es, für remote Work – und damit remote Teams – einen kulturellen Rahmen in der Organisation zu schaffen."
Foto: PIABO

Die technische Gestaltung hybrider Zusammenarbeit haben wir seit Corona ausgiebig geübt. In 2024 gilt es, für remote Work - und damit remote Teams - einen kulturellen Rahmen in der Organisation zu schaffen, in dem sich alle entsprechend ihrer Talente und Fähigkeiten entfalten können und gleichzeitig effizient wie wertschätzend zusammenarbeiten. Aus unserer Sicht braucht es hier drei Grundpfeiler:

  1. Klarheit und Verbindlichkeit im Einsatz von AI für alle Mitarbeitenden sowie ein dafür kuratiertes People Development: Organisationen müssen jetzt investieren, um ihren Mitarbeitenden Zeit zu schenken für die Wertschöpfung im Unternehmen, die nur ein Mensch leisten kann.

  2. Wertstiftendes Leadership, das die Resilienz jedes Einzelnen stärkt (im Umgang mit der Gleichzeitigkeit globaler Krisen), einen Rahmen für individuelle Entwicklungen schafft und Konflikte klar, durch verbindende Kommunikation, moderiert.

  3. Eine Konfliktkultur, die auf allen Hierarchieebenen im Unternehmen Feedback und Kritik zulässt, zum Beispiel durch Methoden wie gewaltfreie Kommunikation. Ziel muss es sein, verdeckte Probleme und Reibungen offenzulegen und Teams langfristig zu befähigen, diese selbst zu lösen. Das schafft klare Erwartungshaltungen und Verbindlichkeiten für alle, die ortsunabhängig gelten.

Mehr denn je auf die Grundbedürfnisse der Mitarbeiter achten

Die HR-Binse, dass Mitarbeitende nicht das Unternehmen verlassen, sondern die Menschen darin, gilt auch noch 2024 - in Zukunft vielleicht sogar stärker denn je. Wo Technologie Arbeit einsparen und remote Teams höchst effizient zusammenarbeiten sollen, braucht es mehr denn je Augenmerk auf den Menschen und seine Grundbedürfnisse, um auch die Bedürfnisse von Organisationen langfristig zu sichern.

Rudi Bauer, CCO und Chief Evangelist, WeAreDevelopers

"Mentale Gesundheit wird endlich als wichtiger Teil der Arbeitswelt erkannt."
Foto: WeAreDevelopers

Im Jahr 2024 erleben wir in der HR-Branche echte Veränderungen. Es geht nicht nur um Zahlen und Leistungsanalysen, sondern um die authentische Seite von Unternehmen. Kurze Videos, inspiriert von Plattformen wie TikTok, geben uns Einblicke ins tägliche Arbeitsleben - das ist nicht nur erfrischend, sondern auch ziemlich modern. Künstliche Intelligenz ist längst keine Zukunftsmusik mehr, sie macht unsere Rekrutierungsprozesse smarter und effizienter. Aber es geht nicht nur um Arbeit, sondern ebenso um das Wohlbefinden der Mitarbeitenden. Mentale Gesundheit wird endlich als wichtiger Teil der Arbeitswelt erkannt.

Gute Köpfe gibt es überall

Und es wird persönlich: Mitarbeitende werden zu Botschaftern, die aus ihrem eigenen Netzwerk potenzielle Talente empfehlen. Und wenn es um die Bewerbung geht, wird alles etwas entspannter und intuitiver. Kulturelle Anpassung spielt dabei eine Rolle, denn es geht nicht nur um Fähigkeiten, sondern auch um die richtige Atmosphäre im Team. Auch flexibles Arbeiten wird nicht nur als Benefit, sondern als echtes Highlight betrachtet - denn wer möchte schon in starren Strukturen gefangen sein? Und ja, wir suchen auch international nach Talenten, denn gute Köpfe gibt es schließlich überall. Es geht nicht nur um das Recruiting, es ist eine Veränderung unserer gesamten Arbeitskultur, die sich 2024 zeigen wird.

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